Gemeinderatswahl: "Wir sind Albstadt" versteht sich als Stimme des Umbruchs

Albstadt. Hohe Ansprüche und hehre Ziele bei eher geringer einschlägiger Erfahrung, mehr gemeinschaftliche Vision als starres Wahlkampfprogramm – ungefähr so würde sich die Initiative "Wir sind Albstadt" (WSA) selbst charakterisieren. Innovatives Denken und das Aufbrechen alter Denk- und Verhaltensmuster, das hat sie sich für die kommende Wahlperiode des Albstädter Gemeinderats vorgenommen.

"Ich persönlich möchte, dass sich der Gemeinderat verjüngt. Nicht in punkto Alter, sondern im Hinblick auf Ideen und Vorhaben für unsere Stadt", sagt WSA-Initiator Johann Schwab über die Liste. "Keine Frage, wir werden viel lernen müssen. Das Prinzip heißt gemeinsam." Die Forderungen reichen von der Schaffung bezahlbaren Wohnraums durch die Nutzung von Leerständen über freie Schul- und Kindergartenwahl bis hin zu einer Neukonzeption des Tourismus-Marketings. Interkommunale Industriegebiete stehen ebenso auf der Agenda wie zukunftssichere Verkehrsanbindungen, ein attraktiver Gewerbesteuersatz und erhöhte Sicherheit an sogenannten Brennpunkten wie dem Bürgerturm oder dem Bahnhof, etwa über den Einsatz von Streetworkern. Weitere Desiderate: Mehrgenerationenkonzepte im Bereich Kinderbetreuung, dazu Sport und Kultur – aber nicht nur Radsport und nicht nur in Ebingen.

Ein schillerndes Farbspektrum – ist das in Zeiten schwächelnder Volksparteien und verschwimmender politischer Grenzen eine Lösung? Den WSA-lern ist eines wichtig: "Wir sind bunt." Sie sehen sich in der komfortablen Lage, Themen aller Parteien zu besetzen. "Fürs Allgemeinwohl, nicht für einzelne Interessengruppen!" Was ihn und seine Mitstreiter eine, so Schwab, sei die große Zuneigung zur Stadt Albstadt und ihren Menschen. Viele WSA-ler sind Rückkehrer, die nach Jahren in der Großstadt oder im Ausland in ihre Heimat zurückgekehrt sind. "Wir machen das, weil Albstadt uns etwas bedeutet", sagt Schwab. Nein, WSA wolle weder haltlose Kritik üben noch Krawall machen; in der Vergangenheit sei ja auch einige Vorarbeit geleistet worden – aber viele Potenziale würden halt nicht genutzt, und wo das der Fall sei, sehe WSA eine Aufgabe.

Und wenn es am Sonntag nicht klappte? Dann gäbe es bereits ein Anschlusskonzept, nämlich die Vereinsgründung. Viele Gleichgesinnte haben sich gefunden, treffen sich mehrmals in der Woche, um Ideen auszutauschen, Themen zu besprechen, Lokalpolitik zu diskutieren. "Es ist unglaublich, welche Gruppendynamik sich entwickelt hat und wie die verschiedensten Leute aufgegangen sind", sagt Schwab. "Alle auf Augenhöhe. Alle gemeinsam. Wir wollen zeigen, dass es auch anders geht."