Robert Kling stellte "Feuer im Kopf – meine Zeit des Wahnsinns" vor. Foto: Schwarzwälder Bote

"Büchersofa": Robert Kling war vierter Gast von Ursula Baumgärtner

Albstadt-Ebingen. Zum vierten Mal hat ein prominenter Gast auf Ursula Baumgärtners "Albstädter Büchersofa" – das diesmal nicht in Tailfingen, sondern im Ebinger "Bistro Elim" stand – Platz genommen. Er heißt Robert Kling, ist Vorstandssprecher der Volksbank Albstadt und war einer von vier Herren im durchaus vollen Raum – die restlichen 60 Personen im Raum waren Frauen. Die interessieren sich offensichtlich wesentlich mehr für Bücher als Männer.

Ursula Baumgärtner eröffnete den Abend mit Dankesworten an die Adresse der Gastgeber: "Familie Kästle hat sich bereit erklärt, uns aufzunehmen." Unter anderem aus Sorge um die Lesekompetenz der Schüler – dass es um die nicht zum Besten stehe, liege nicht zuletzt daran, dass zuhause nicht mehr vorgelesen, ja überhaupt immer weniger gelesen werde. "Deshalb sind Sie hier alle großartige Vorbilder." Womit auch Robert Kling gemeint war, der sich, so Baumgärtner, durch einen vollen Terminkalender nicht vom Lesen abhalten lasse.

Neun Bücher stellte Ursula Baumgärtner an diesem Abend vor; den Anfang machte "Die Romantherapie für Kinder von Susan Elderkin. Dieses Buch gebe tolle Anregungen von A wie Angst bis W wie Windpocken und sei auch für Männer interessant, obwohl diese Bücher oft nur bis zur Hälfte läsen. Auf "Leinsee", den Romanerstling von Anne Reinecke, folgte "Das Feld" von Robert Seethaler, ein Buch, in das sich Ursula Baumgärtner beim Lesen "gleich voll hineingezogen" gefühlt hatte: Ein alter Mann sitzt allabendlich auf einer Bank auf dem Friedhof – dem "Feld" – und lässt sich von den Toten, die er alle einmal kannte, Geschichten erzählen – lustige, tragische, traurige und auch skurrile.

Danach ein heiteres Buch: "Herr Kato spielt Familie" handelt von einem alten Japaner, der sich als Opa mieten lässt. Ergreifend ist dagegen "Alle, außer mir" – Francesca Melandris Roman handelt von einer Flucht. Weitere Bücher auf Baumgärtners Stapel waren "Launen der Zeit" und "Der leuchtend blaue Faden", beide von Anne Tyler, "Die Farben des Himmels" von Kline Baker – "ein tolles Frauenporträt" – und "Der lange Winter" von Giovanni Orelli, eine fesselnde Geschichte, die in einem Tessiner Bergdorf spielt.

Symptome wie bei einer Schizophrenie

Danach war Robert Kling an der Reihe und stellte "Feuer im Kopf – meine Zeit des Wahnsinns" vor, die autobiografische Geschichte der amerikanischen Journalistin Susannah Cahalan, die gleichsam über Nacht in den schlimmsten Albtraum ihres Lebens gerät. Innerhalb kürzester Zeit erkrankt sie schwer, leidet an Wahnvorstellungen und wird zum Schwerstpflegefall in der Psychiatrie. Mit Medikamenten vollgepumpt und ans Bett gefesselt vegetiert sie vor sich hin, den Tod vor Augen. Doch ihre Familie gibt sie nicht auf, und schließlich gelingt es dem syrischen Neurologen Souhel Najjar, eine Diagnose zu stellen. Als er Susannah eine Uhr zeichnen lässt, platziert sie alle Ziffern auf der rechten Seite: ein Indiz dafür, dass sie an einer Autoimmunerkrankung leidet und ihr Körper das eigene Gehirn angreift – die Folge sind Wahnvorstellungen und Symptome, wie sie bei einer Schizophrenie oder bei Autisten auftreten. Nachdem die Ursache erkannt ist, sorgen geeignete Medikamente rasch und dauerhaft für Genesung und Susannah gewinnt ihr Leben zurück. Diese Krankheit ist auch in Robert Klings Familie aufgetreten; die Familie hat schwere Zeiten durchlebt und ist heute dankbar, dass die Heimsuchung überstanden ist.

 Das nächste Büchersofa findet am 12. März statt – Gast ist Steffen Mark Schwarz, Kantor der Ebinger Martinskirche.