"Nichts überstürzen" – dazu raten Elmar Maute, Marianne Roth, Philipp Kalenbach, Roland Tralmer und Peter Schieron von der Bürgerinitiative. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Krankenhausdebatte: BI listet ungeklärte Fragen auf

Von Karina Eyrich

Albstadt. "Eine gewisse Zentralisierungseuphorie", wie Roland Tralmer sagt, stellt die "Bürgerinitiative pro Krankenhaus in Albstadt" (BI) auch in der Stadt fest. Doch der CDU-Fraktionschef im Gemeinderat, seine Pendants Elmar Maute (SPD) und Philipp Kalenbach (FDP) sowie SPD-Stadträtin Marianne Roth und Peter Schieron vom Betriebsrat des Zollernalb-Klinikums warnen vor "Schnellschüssen", was sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten ausführlich begründen.

"Konservativ geschätzt" werde ein Zentralklinikum auf der Grünen Wiese 150 Millionen Euro kosten. Wegen des strukturellen Haushaltslochs werde das Land in den nächsten Jahren allerdings nicht freigiebig sein. Die Kommunen hätten also weniger zu erwarten und mehr selbst zu tragen. Sollte dann, wegen der Finanzierung des Zentralklinikums, noch die Kreisumlage steigen, gehe es Albstadt "bald wie Balingen", das keinen finanziellen Spielraum mehr habe. Das gehe auf Kosten anderer Projekte, allen voran die Hallenkonzeption, und auch die anderen Kreisgemeinden hätten schwer an den Kosten zu tragen. Stelle sich irgendwann heraus, dass der Landkreis sich übernommen habe, drohe die Klinik-Privatisierung und damit Stellenabbau – auf Kosten des verbleibenden Personals und auf Kosten der Patienten, befürchtet Schieron. Betten und Stellen abzubauen wäre aus seiner Sicht jedoch fatal, "weil die Krankenhaus-Häufigkeit zunehmen wird: bis 2030 um 13 Prozent".

Da sich die Gutachten weitgehend auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte konzentrierten, seien viele andere Aspekte der Frage, ob ein Zentralklinikum das Richtige sei, noch weitgehend ungeklärt. Wichtig sei daher, den Dialog mit Menschen zu suchen, die in dieser Frage mehr Erfahrung hätten, sagt Maute. Kern des Gutachtens, das der Kreistag bei "Teamplan" in Auftrag gegeben habe, sei eigentlich die Frage gewesen, wie die 2005 beschlossene Zwei-Standort-Lösung mit Krankenhäusern in Albstadt und Balingen zu optimieren sei, so Schieron. "Teamplan" behaupte, dass das Zollernalb-Klinikum schwarze Zahlen schreiben werde, sobald das erste Modul eines Zentralklinikums auf der Grünen Wiese – der Ersatz für das Albstädter Haus – in Betrieb gehe. "Was spricht dagegen, das auch zu erreichen, wenn wir die Albstädter Klinik ertüchtigen?"

Schon jetzt gehen viele nach Sigmaringen

Die Gutachter gingen "automatisch davon aus, dass die Albstädter ein Zentralklinikum annehmen", so Schieron weiter. Doch schon jetzt gingen viele Patienten nach Sigmaringen – vor allem aus dem Raum Winterlingen, Straßberg und Bitz. Eine Klinik zwischen Laufen und Dürrwangen sei für sie noch weiter weg als die jetzige im Stadtteil Ebingen.

"Was passiert, wenn Modul eins steht und Modul zwei" – Ersatz für das Balinger Haus – "nicht gebaut wird?", fragt Tralmer. "Dann haben wir eine Bauruine in Ebingen und fehlende Akzeptanz im südlichen Kreisgebiet. Mein Vertrauen in die Beständigkeit kreispolitischer Entscheidungen ist bereits erschüttert."

Es sei höchste Zeit, damit aufzuhören, "das Albstädter Haus schlecht zu reden", so Maute. "Wer hat denn den Karren gezogen in den vergangenen zehn Jahren?" Der Ärztliche Direktor Michael Bitzer tue aber genau das, in dem er fortgesetzt betone, dass nur ein Zentralklinikum eine Chance habe, betont Kalenbach. "Wenn er so weiter redet, gehen demnächst die Rollläden runter."

Noch eines ärgert die BI-Mitglieder: Das Verhalten von Landrat Günther-Martin Pauli: "Er ist den Interessen der Menschen im ganzen Landkreis verpflichtet", doch eine Beteiligung der Bürger an der Diskussion, wie er sie versprochen habe, sei nicht damit erreicht, dass man ein paar Stellwände aufstelle, auf denen die Bürger Vorschläge hinterlassen dürften.