Das Führungstrio von Mayer & Cie: Das Bild zeigt die Brüder Sebastian und Benjamin Mayer (rechts) sowie ihren Cousin Marcus Mayer (Mitte) vor einer nach dem "Maibaumprinzip" arbeitenden Flechtmaschine. Foto: Mayer & Cie. Foto: Schwarzwälder Bote

Mayer & Cie.: Tailfinger Rundstrickmaschinenhersteller bekommt Konjunktureintrübung zu spüren

Vor einem Jahr hatte die Tailfinger Firma Mayer & Cie. für 2018 die Ansage "110 Millionen Euro Jahresumsatz" gemacht. Das Ziel hat sie erreicht – allerdings wurden auf der Zielgeraden die Beine schwer.

Albstadt-Tailfingen. Der Grund dafür war die weltweite Konjunkturabschwächung im Gefolge von Donald Trums handelspolitischen Muskelspielen: Die Abnehmer der Rundstrickmaschinen von Mayer & Cie. sitzen zu einem guten Teil im Fernen Osten; die Aussicht auf einen Handelskrieg zwischen China und den USA war alles andere als stimulierend für die Investitionsbereitschaft der Chinesen und den Auftragseingang in Tailfingen. Hinzu kam die Konjunktur- und Währungskrise in der Türkei, einem weiteren wichtigen Markt für Strickmaschinen made in Albstadt, auf dem Mayer & Cie. ein Fünftel seines Umsatzes macht. Das Unternehmen hat darauf reagiert, in dem es die Produktionskapazitäten um ein Viertel reduzierte; derzeit bauen die Mitarbeiter die auf den sogenannten KOSI-Konten angesammelten Zeitguthaben ab, weshalb es besonders freitags etwas ruhiger in den Werkhallen zugeht als gewohnt.

Die Umsatzprognose für 2019 sieht entsprechend anders aus als die für 2018. Die Summe wird möglicherweise nur noch achtstellig ausfallen, die Zahl der ausgelieferten Maschinen um ein Drittel geringer als im Vorjahr: Der Geschäftsführende Gesellschafter Sebastian Mayer rechnet nur noch mit 1100 statt 1600, die zudem eher kleiner dimensioniert sein dürften – mit dem Kauf großer Maschinen, die sechsstellige Summen kosten, wird sich die Kundschaft wohl zurückhalten, bis der Konjunkturhimmel wieder aufklart. Mayer und Cie. backt also buchstäblich kleinere Brötchen, was sich unter anderem auch die Rendite schmälert – zuletzt lag sie bei fünf Prozent.

Die Mannschaft soll gehalten werden

Auf die Beschäftigungssituation hat das derzeit keine Auswirkungen. 500 Mitarbeiter beschäftigt Mayer & Cie., davon 400 in Tailfingen. Rund 45 haben befristete Verträge; sollte sich die Konjunktur weiter eintrüben, dann würde sich die Frage stellen, ob diese Verträge verlängert werden. Grundsätzlich, versichert Benjamin Mayer, sei das Unternehmen aber daran interessiert, die Mannschaft zusammenzuhalten: Die Investitionen, welche die Kundschaft derzeit aufgrund der unsicheren politischen Lage zurückstelle, müssten schließlich irgendwann nachgeholt werden, und dafür wolle man dann gerüstet sein.

Zudem will Mayer & Cie. Neuland erschließen: Die Flechtmaschinenproduktion, die vor bald 50 Jahren in den USA begründet wurde, wird nach Tailfingen geholt, die Produktion in South Carolina Ende des Jahres eingestellt. Der Grund: In den USA tritt die Produktentwicklung schon seit geraumer Zeit auf der Stelle, weil die nötige Expertise fehlt – die Belegschaft in Amerika ist überaltert; die Ingenieure, die man braucht, um technisch wieder zur Konkurrenz aufzuschließen, sind in Deutschland zu Hause und nicht in den USA. Es wird sicherlich einige Zeit vergehen, bis sich die Herstellung von Maschinen, die Draht- und Textilgeflechte für die Stabilisierung hydraulischer Schläuche produzieren, in Tailfingen etabliert hat, doch danach könnte sich das Führungstrio von Mayer & Cie. durchaus vorstellen, den Anteil der Flechtmaschinenproduktion zu vergrößern. Hier liegt ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial.

Ein weiteres Thema, das Mayer & Cie. in Zukunft intensiv beschäftigen wird, ist die Digitalisierung. Die Implementierung von SAP ist mittlerweile über die Bühne, die Kinderkrankheiten größtenteils kuriert. In welche Richtung der Zug weiterfährt, muss im Austausch mit der Kundschaft geklärt werden – an ihr vorbei zu digitalisieren wäre unsinnig. Bei der nächsten ITMA, der großen Fachmesse in Barcelona, wird der "Web-Shop" für Ersatzteile ein Thema sein; ein weiteres Stichwort lautet "Internet der Dinge". Denkbar wäre beispielsweise eine Rundstrickmaschine, die nicht einfach kaputt geht, sondern ihre Wehwehchen rechtzeitig aktenkundig macht. Aber das ist derzeit alles noch Zukunftsmusik.