Der Besuch des Doms in Erfurt gehörte zu den Höhepunkten der Reise auf Luthers Spuren. Foto: Schwarzwälder-Bote

Studienreise: Albstädter Christen begeben sich im Luther-Jahr auf die Spuren der Reformation

Noch lange beschäftigen wird eine Gruppe aus Albstadt ihre eindrucksvolle Reise auf den Spuren Martin Luthers und das, was sie im Luther-Jahr über ihn gelernt haben an den Stätten seines Wirkens.

Albstadt-Pfeffingen. Die Wartburg war – natürlich – das erste Ziel der Reise zu den Lutherstätten, die Pfarrer Markus Gneiting von der evangelischen Kirchengemeinde Pfeffingen und Burgfelden im 500. Jubiläumsjahr der Reformation organisiert hatte. Erzählte die Ausstellung in der Burg vor Jahren noch hauptsächlich vom großen Sängerkrieg – Stichwort: Walther von der Vogelweide – und der Heiligen Elisabeth von Thüringen, wird nun mit Texten, Bildern und Exponaten das Zustandekommen der Gründung der "neuen" Kirche gezeigt.

Dass Luther dies zunächst gar nicht im Sinn hatte, sondern die katholische Kirche von innen heraus reformieren wollte, ist ebenso bekannt wie das Wirken Martin Luthers auf der Wartburg: In nur elf Wochen übersetzte er dort das Neue Testament in eine für alle Deutschen verständliche Allgemeinsprache. Weniger bekannt ist, dass Luther – damals noch als Martin Luder – einige Jahre in Eisleben zu Füßen der Wartburg zur Schule gegangen war.

Schon der erste Tag mit Führung in Eisenach und Ersteigung der Wartburg war für die Reisegruppe gefüllt mit Eindrücken, und das sollte so bleiben: In Erfurt stand der Tag der Kirchen an. Zunächst besuchten die Albstädter die Severikirche und den unmittelbar benachbarten Dom mit frisch restaurierten Glasfenstern, in dem Luther zum Priester geweiht worden war. Durch das herrschaftliche Portal einzutreten, war zu Zeiten Luthers Adel und Klerus vorbehalten – das einfache Volk nutzte eine schmale Pforte und sah von den Kostbarkeiten im vorderen Bereich wenig. Küster Matthias Schmidt machte die Reisenden auf den Flügelaltar aufmerksam. Darauf ist ein Einhorn im Schoß Marias zu sehen, wenngleich nicht aus rosa Plüsch wie es derzeit groß in Mode ist, sondern in Gold. Leseunkundigen sollte das die Jungfräulichkeit der Mutter Jesu dokumentieren, war laut Mythologie doch nur eine Jungfrau in der Lage, ein Einhorn zu bändigen. Sehenswert war auch die Predigerkirche, ein luftig-leichtes Kirchenschiff, dessen Akustik die Albstädter mit einem Lied testeten: "Großer Gott, wir loben Dich", sangen sie mehrstimmig, ehe sie das bedeutendste Gebäude Erfurts ansteuerten, das Augustinerkloster, wo Luther nach seinem "Stotternheimerlebnis", dem Gewitter, das ihn zum Mönchsgelübde trieb, an die Klostertür geklopft hatte. Dort kämpfte er um die Heilsgewissheit, plagte sich mit der Frage nach einem gnädigen Gott und predigte zum ersten Mal.

Den ersten Schrei freilich tat Luther in Eisleben und bliebt der Stadt auch eng verbunden, als Familie Luder nach Mansleben weiterzog. Um einen Streit zu schlichten, war er kurz vor seinem Tod in seine Geburtsstadt zurückgekommen, so dass sich dort sein Lebenskreis schloss. Den Heiligenkult um Luther hätte er laut Pfarrer Gneiting nicht gutgeheißen: Splitter vom Bett, in dem Luther angeblich gestorben war, sollten gegen Zahnschmerzen helfen.

Am vierten Tag der Ausfahrt stand dann das "Rom des Protestantismus" auf dem Programm. Wittenberg lockt – derzeit mit vielen Ausstellungen zum Jubeljahr – Touristen aus aller Herren Länder, ja sogar die Fußballnationalmannschaft des Vatikans an, die mit ihrem Trainer Giovanni Trapattoni zum Spiel "evangelisch gegen katholisch" angereist war.

Zudem weilten der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, Ministerpräsident Reiner Haseloff, und ein Prinz aus Anlass eines Ritterschlaggottesdienstes des Johanniterordens in Wittenberg, weshalb die Besichtigung der Schlosskirche kürzer ausfiel.

Dort sind Luther und sein Freund und Wegbegleiter Philipp Melanchthon begraben, dort hatte er 1517 die 95 Thesen an die Kirchentür geschlagen – damals so etwas wie das "Schwarze Brett". Viel öfter aber war Luther in der Stadtkirche, der "Bürgerkirche", wo erstmals das Abendmahl in "beiderlei Gestalt", als Brot und Wein, ausgegeben worden war. An ihr ist auch der größte Schandfleck Wittenbergs zu sehen, die "Judensau". Bestrebungen, die beleidigende Plastik entfernen zu lassen, wurden bisher abgelehnt. Zu Füßen des Schandmals können Betrachter versuchen, alles unter den Teppich zu kehren.

Karl May hat ihm fromme Worte in den Mund gelegt

Gut gefallen hat den Albstädtern die Ausstellung "95 Schätze, 95 Menschen" im Lutherhaus, wo der Reformator erst als Mönch und später mit Frau, Kindern und vielen Studenten gelebt und gearbeitet hat. Dort erfuhren die verblüfften Besucher, dass Westernautor Karl May einst seinem bekanntesten Helden fromme Worte in den Mund gelegt hatte: "Ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ!"

Auf große Begeisterung stieß bei den Albstädtern das 360-Grad-Panorama "Wittenberg 1517" von Yadegar Asisi. Im Hotel sangen sie – getreu Luthers Ausspruch: "Die Musik ist die beste Gottesgabe!" – und übertrugen auch Luthers Ausspruch gegenüber seiner Frau – "Ich freue mich auf dein Bier und meinen Wein" – ins Hier und Jetzt.