Die Spalten zwischen den Belagssteinen sind größer geworden, als sie nach dem Erdrutsch waren, hat Mike Micke nachgemessen. Foto: Kistner

Mike Mickes Haus ist nach Hochwasser Anfang Juni noch immer gefährdet. Land finanziert Uferbefestigung.

Albstadt-Laufen - Seit einem Vierteljahr ist Michael Mickes Garten in Laufen etwa ein Drittel kleiner, als er vorher war – der südlichste, direkt über der Eyach gelegene Teil rutschte am 1. Juni infolge von Regengüssen und Hochwasser in die Eyach. Seither ist der Hang in Bewegung.

Auf den ersten Blick erscheint der Garten ziemlich unverändert: Am Rand der Abbruchkante auf der Südseite lassen noch ein paar Steinplatten vor dem Holzlagerplatz – Micke hat sie erst im April selbst gelegt – erahnen, wie weit das Terrain einmal reichte. Etwas weiter oben ist eine mehrere Quadratmeter große Rasenplatte, in der eine struppige Fichte wurzelt, abgesackt – im Juni waren es 70 Zentimeter, inzwischen sind es 80. Was Micke und seine Frau aber noch mehr beunruhigt, sind die Spalten zwischen den Platten der Terrassenpflasterung – sie werden immer breiter, der Zollstock zeigt mittlerweile an einigen Stellen vier Zentimeter an. Ein Indiz dafür, dass nicht nur in der Nähe des Bachs, sondern auch oben, unmittelbar am Haus, der Boden arbeitet. Über Familie Micke schwebt das Damoklesschwert der Räumung.

Was lässt sich tun? Zwei Grundstücke weiter ist das Eyachufer schon vor Jahren mit schweren Kalksteinbrocken befestigt worden; darüber wurde eine stabile Böschung modelliert. Die Steinklötze verhindern zum einen, dass die Eyach die Böschung unterspülen kann, und fängt zum anderen den Hangdruck ab. Als Micke im Juni beim Wasserwirtschaftsamt mit der Forderung nach einer vergleichbaren Uferbefestigung vorstellig wurde, bekam er, wie er berichtet, erst einmal zu hören, dass sein Problem hausgemacht und der Fiskus deshalb unzuständig sei: Sein Hausberg sei nämlich kein natürliches Gebilde, sondern mit Bauschutt und anderem nicht eben "naturwüchsigen" Material aufgeschüttet worden, um die Gartenfläche zu vergrößern. Und nicht die Eyach sei schuld am Erdrutsch hinter seinem Haus, sondern das Hangwasser, das das lockere, durch niedrigen Bewuchs und die flachwurzelnde Fichte nur unzulänglich stabilisierte Erdreich mitgenommen habe.

Also kein Geld vom Staat. Vielleicht wäre es dabei geblieben, hätte nicht kurz darauf der Geologe aus Freiburg, der im Behördenauftrag den Winkelgrat zwischen Tieringen und Laufen inspizierte, der Bitte der Ortsverwaltung stattgegeben, sich doch auch das Ufer der Eyach anzuschauen. Der Experte konstatierte bei Micke und seiner Nachbarin zur Linken Verwirbelungen im Wasser, die sehr wohl geeignet seien, eine Uferböschung zu unterspülen. Also Kommando zurück: Die Eyach traf zumindest eine Teilschuld, und folglich waren die Behörden in der Pflicht.

Das haben sie offenbar akzeptiert. Zu Beginn der Sommerferien erklärte sich das Regierungspräsidium bereit, die Kosten für die Uferbefestigung zu übernehmen – sie dürften im fünfstelligen Bereich liegen. Damit sind Mickes Probleme allerdings nur zum Teil gelöst: Im unteren Teil des Gartens wird der Hang abgeflacht, um Druck von der Uferbefestigung zu nehmen; das bedeutet, dass weiter oben das Gelände neu terrassiert und eine Mauer gesetzt werden muss, die zugleich stabil und leicht genug für den heiklen Untergrund ist. Ein anspruchsvoller Auftrag – der Gartenbauer hat bereits signalisiert, dass er in diesem Fall gerne einen Statiker mit im Boot hätte. Micke kann das verstehen – und drängt im Übrigen auf Eile. Er hat Angst um sein Haus.