Kunstmuseum: Hadia Dalati aus Syrien war zwei Wochen lang Hospitantin bei Veronika Mertens

Albstadt-Ebingen. Bei der Vorbereitung der Ausstellung "märchenhaft", die am Samstag um 14.30 Uhr im "jungen Kunstraum" des Kunstmuseums eröffnet wird, hilft derzeit eine Praktikantin der besonderen Art mit: Zwei Wochen lang hospitiert Hadia Dalati, die vor drei Jahren aus Syrien nach Deutschland flüchtete und mittlerweile in Balingen lebt, im Museum – und fühlt dort buchstäblich "wie daheim": Ihr Vater war einst Direktor des syrischen Nationalmuseums in Damaskus, und so war Hadia Dalati seit ihrer Kindheit per Du mit den Kunstwerken aus altorientalischer, römischer, byzantinischer und islamischer Zeit. Und wenn sie in ein Museum kommt, dann ist das für sie immer ein Déjà-vu-Erlebnis; das war im Kunstmuseum Albstadt, an das Hadia Dalati von Edda Raumann vermittelt wurde, nicht anders.

Museumsdirektorin Veronika Mertens wiederum kam die Syrerin wie gerufen: Die Ausstellung "märchenhaft" im "jungen kunstraum" war von Anfang an als eine mit internationalem Horizont konzipiert; die Kinder sollen dort erfahren, dass es nicht nur Grimm und Andersen, sondern auch indianische, afrikanische und asiatische Märchen gibt – und natürlich die aus "Tausendundeiner Nacht". Zusammen mit Hadia Dalati hat Mertens den Flur des "jungen kunstraums" mit bunten Sitzpolstern aus dem Weltladen möbliert und in eine orientalischen Diwan verwandelt. Auf dem Boden liegt der Perserteppich; die Wände zieren Abbildungen von Sindbads Abenteuern, und an der Rückwand dräut Aladins Höhle – dass das Bildmotiv in Wahrheit auf der Alb liegt, ist in für Mertens nicht wirklich ein Schönheitsfehler.

Verständigt haben sich Museumschefin und Praktikantin bei der Arbeit polyglott – Hadia Dalati kann mittlerweile recht ordentlich Deutsch, aber mit Englisch oder Französisch kommt sie besser zurecht, denn diese Sprachen hat sie studiert – daheim in Syrien war sie Übersetzerin. Aber auch ihre Muttersprache konnte sie im "jungen kunstraum" anwenden: Wie Veronika Mertens berichtet, verdankt sie Dalati nicht nur Informationen und Inspiration, sondern auch eine wichtige Korrektur: An der Wand prangt auf Deutsch und Arabisch der Schriftzug "Tausendundeine Nacht – Alf Layla wa Layla". Das "Alf" war zuerst vergessen worden; Dalati hat es nachträglich eingefügt: Hätte die "Tausend" gefehlt, wäre das doch etwas peinlich gewesen.