Im Wald entsorgt: Plastiksäcke, gefüllt mit Sperr- und Restmüll. Foto: Failer

Von Fliesen über Spielzeug bis hin zum Spanferkel: Jagdpächter Wolfgang Failer stößt häufig auf Abfälle.

Albstadt - Die Unsitte, Müll im Wald zu entsorgen, ist verbreiteter, als gelegentliche Mitteilungen der Polizei erahnen lassen. Wolfgang Failer, Jagdpächter im Revier Lautlingen Ost, kann ein Lied davon singen: Mindestens einmal in der Woche wird er fündig.

Man sollte meinen, Failer hätte sich im Lauf der Jahre an die wilden Müllablagerungen in der freien Wildbahn gewöhnt, aber so viele er schon gesehen hat, er wirkt dennoch konsterniert, wenn er die Funde auflistet. PVC-Beläge, Eternitplatten, heruntergeschlagene Badezimmerfliesen und Pressspan in verschiedensten Größen sind Standard. Im Falle der fast kompletten Kinderzimmereinrichtung samt kostspieligem Holzspielzeug, die Failer am Fuß einer tiefen Böschung zwischen Lautlingen und Meßstetten fand, machte er sich die Mühe, den Müll – fast drei Kubikmeter – zur Straße hinaufzuschaffen, wo dieser von Rechts wegen in die Zuständigkeit des Landratsamtes überging. Das Sofa, auf das er am Sieben-Kreuzle-Weg über dem Malesfelsen stieß, ließ er, wo es war. "Da steht es heute noch."

Die Sparte Elektromüll ist ebenfalls vertreten, unter Failers Funden waren eine Waschmaschine, ein relativ neuwertiger Fernseher und jede Menge Drucker. Kleidung ist auch immer wieder dabei, und beileibe nicht nur löchrige Unterwäsche, sondern auch kaum getragene Jeans.

Nicht zu vergessen: Nahrungsmittel. Erst vor wenigen Tagen stieß Failer auf mehrere volle Plastikkörbe voller Wecken; sein spektakulärster Lebensmittelfund liegt bereits einige Jahre zurück: ein halbgegartes Spanferkel, dessen Grillmeister offenbar nur die Rippen benötigt hatten – für den Rest, Kopf, Haxen und was sonst noch zur Anatomie eines Schweins gehört, hatten der Partygesellschaft entweder die Geduld oder der Appetit gefehlt; er landete im Gebüsch. Durch Zufall stieß Failer eine Woche, nachdem er die Behörden in Kenntnis gesetzt hatte, vor Ort auf den Emissär des Landratsamts, der mit der Entsorgung des Kadavers beauftragt worden war. 150 Euro, erfuhr er, lasse sich die Behörde den Aufwand kosten.

An der Tagesordnung ist Grünschnitt – da es sich um pflanzliches Material handelt, hält offenbar so mancher Heimgärtner seine Entsorgung im Wald für unbedenklich. Failer nicht: "Schade um die Weißtannentriebe, die zugeschüttet werden." Einmal hat er einen Gartenabfallsünder auf frischer Tat ertappt – das Unrechtsbewusstsein, erinnert er sich, sei nicht sonderlich ausgeprägt gewesen.

Das scheint auch für die meisten anderen Müllfrevler zu gelten – ein schlechtes Gewissen plagt offenbar keinen; manche gehen geradezu arglos zu Werk – wie ließe es sich sonst erklären, dass sich in einem Müllberg Adresse und sogar Scheckkarte finden. Nach Wolfgang Failers Eindruck entsorgen längst nicht nur die üblichen Verdächtigen – sozial schwach und bildungsfern – ihren Abfall im Wald, sondern auch gut situierte Leute, die es besser wissen müssten und das nötige Kleingeld für eine reguläre Entsorgung aufbringen könnten. Das ist etwas, was Failer besonders frappiert: Der Aufwand, der für eine wilde Entsorgung getrieben wird, ist oft kaum weniger groß, als es die Fahrt zur Wertstoff- oder Entsorgungszentrum wäre, und Geld kann eigentlich auch kein Problem sein: "Das ist offensichtlich da – man muss sich doch nur anschauen, was die Leute wegwerfen."