Im Fall einer Reaktivierung der Talgangbahn müsste viel Geld in Brücken und Gleise gesteckt werden. Foto: Eyrich

Albstadt wieder mal am Zug. Modul 2 der Regionalstadtbahn geht in nächste Planungsphase.

Albstadt - 2002 hatte der Albstädter Gemeinderat der Reaktivierung der Talgangbahn eine Absage erteilt – in Kürze wird das Thema erneut auf seiner Tagesordnung stehen. Der Landkreis will von der Stadt wissen, was Sache ist.

Vor knapp einem Jahr hatte Landrat Günther-Martin Pauli eine entsprechende Anfrage an die Stadt gerichtet und darauf die Antwort erhalten, der Gemeinderat werde sich im Frühjahr mit der Angelegenheit befassen. Der Hintergrund der Anfrage: Das Planfeststellungsverfahren für Modul 1 des Projekts Regionalstadtbahn Neckar-Alb – Ammer- und Ermstalbahn – ist abgeschlossen, der sogenannte GVFG-Antrag an den Bund auf Förderung gemäß dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz gestellt. Mit dem Zuwendungsbescheid wird für das Frühjahr 2019 gerechnet; im Falle der Bewilligung könnte 2020 gebaut werden.

Damit macht auch Modul 2, Elektrifizierung und partieller Ausbau der Zollernbahn, ein paar Schritte nach vorne in der Warteschlange – die Talgangbahn gehört dazu und ist in der Vorplanung berücksichtigt. Als nächstes müssen die GVFG-Antragstellung und das Planfeststellungsverfahren vorbereitet werden; dafür bedarf es einer Entwurfs- und einer Genehmigungsplanung. Die kostet natürlich Geld, und nicht gerade eine Kleinigkeit. Der Kreis möchte deshalb von den Albstädtern wissen, ob sie an der Reaktivierung der Talgangbahn noch interessiert sind oder sie innerlich abgehakt haben: Die weiteren Planungen für die Talgangbahn würden laut Christoph Heneka, dem Finanz- und Wirtschaftsdezernenten im Landratsamt des Zollernalbkreises, mit einer fünfstelligen Summe zu Buche schlagen, und der Landkreis hat begreiflicherweise keine Lust, dieses Geld zu investieren und anschließend aus Albstadt ein "April, April" zu hören.

Darum setzt er den Albstädtern sehr dezent die Pistole auf die Brust: Sie müssten sich nicht nächste Woche entscheiden, sagt Heneka, auf ein paar Monate mehr oder weniger komme es nicht an – aber entschieden will die Sache sein.

Damit dürfte ein Hauen und Stechen vorprogrammiert sein – auf der einen Seite stehen diejenigen, die sich von der Reaktivierung der Talgangbahn weniger Lärm, weniger Abgase, weniger Ampelstaus und die Lösung der vom Individualverkehr verursachten Verkehrsprobleme im Talgang versprechen, auf der anderen diejenigen, die vor nicht finanzierbaren Bau- und Betriebskosten zurückschrecken.

An Plänen einer Reaktivierung scheiden sich die Geister

Den Beschluss, von dem Projekt vorläufig abzusehen, fasste der Gemeinderat 2002 mit hauchdünner Mehrheit; als zehn Jahre später die Übernahme der Bahnstrecke und ihrer Unterhaltung auf der Agenda stand, votierten zwar fast zwei Drittel der Gemeinderäte für den Kauf, der alle Optionen offen hielt, aber die Entscheidung fiel vor allem mit den Stimmen der Hinterbänkler – die Platzhirsche in den vorderen Reihen machten kein Hehl daraus, dass sie die Reaktivierung der Bahnstrecke für eine monumentale Geldverschwendung hielten.

Mal sehen, wie die Partie diesmal ausgeht. Zur Beruhigung der Reaktivierungsbefürworter sei gesagt, dass – um im Bild zu bleiben – auch im Falle einer neuerlichen Ablehnung der Zug noch nicht fort wäre. Im Fahrplan des Moduls 2 steht die Talgangbahn nämlich nicht an vorderster Stelle; notfalls könnten die Albstädter vielleicht auch noch nachträglich aufspringen. Aber so stellt man sich die Sache in Balingen selbstverständlich nicht vor – schon wegen der Planungskosten.