Der Maischerz bringt es ans Lichts, wie manche in Burgfelden über die geplante Traufgänger-Hütte denken. Foto: Nölke Foto: Schwarzwälder Bote

SPD: Ortstermin in Burgfelden / Die Euphorie der Anfangsjahre weicht offenbar einer gewissen Skepsis

Albstadt-Burgfelden (mak). Die SPD-Kandidaten für den Albstädter Gemeinderat haben unter dem Motto "Sozis vor Ort" Albstadts kleinstem Stadtteil Burgfelden einen Besuch abgestattet. Wobei sie, genau genommen, gar nicht in Burgfelden waren, denn das Gewann Waldäcker, dem ihr Interesse galt, liegt oberhalb der Kreisstraße vor dem Ort. Wer hin will, biegt noch vor dem Ortsschild rechts ab.

Der Grund für das Kommen der Sozialdemokraten: Sie wollten sich einen Eindruck von dem Gelände verschaffen, auf dem Jürgen Maier aus Burgfelden eine "Traufgänger-Hütte" bauen will. Diese ist als Knoten im Netz der Albstädter Traufgänge-Hütten gedacht, das nach dem Wunsch der Stadtverwaltung in den kommenden Jahren in Albstadt entstehen soll. Sie hat für dieses Konzept ein Verfahren der "Zielabweichung" von den Leitlinien des Regionalplans beantragt, das Anfang der Woche angelaufen ist.

In Burgfelden sind allerdings längst nicht alle mit diesen Plänen einverstanden. Dem Empfangskomitee, das im Regen auf die Sozialdemokratie wartete, gehörten nur Gegner des Projekts an – Hubert Reinauer, der Ortsvorsteher, war darunter, etliche Ortschaftsräte und Mathias Stauß vom Vorstand des Albstädter Nabu. Viel zu groß, lautet die Kritik: Als man Maier vor Jahren den Standort Waldäcker in Aussicht gestellt habe, berichtete Reinauer, da sei man von Dimensionen ausgegangen, für die die Weitsprunggrube ausgereicht hätte. Doch dann sei die projektierte "Hütte" immer größer geworden; mit jeder Wirtschaftlichkeitsprüfung sei der Platzbedarf gewachsen, bis nicht nur der Turnschuppen, sondern auch der Bolzplatz, beide laut Reinauer traditionsreiche und emotional besetzte Burgfelder Sportstätten, aus dem Lageplan verschwunden seien. 90 Sitzplätze drinnen, 120 draußen – hier habe jemand, dem man den kleinen Finger anbot, die ganze Hand genommen.

Die Ortschaftsräte versichern weiterhin, dass ihnen dies bis Februar dieses Jahres gar nicht so recht bewusst gewesen sei. Im März verweigerten sie dann ihre Zustimmung zum Projekt, um ihr "Nein" sechs Tage später im Gemeinderat beträchtlich abzuschwächen: Sie stellten sich nicht mehr grundsätzlich gegen eine Gastronomie im Gebiet Waldäcker, forderten aber, ins weitere Verfahren eingebunden und frühzeitig informiert zu werden. Das wurde ihnen zugesagt.

Wahrscheinlich war diese Strategie klug. Stadtrat Martin Frohme, der sich 2015 im Regionalverband für das Hüttenkonzept der Stadt und auch für die Pläne der Stadtverwaltung stark gemacht hatte, bekannte, man sei in der Fraktion geneigt gewesen, sich über das Ortschaftsratsvotum hinwegzusetzen – die Konzilianz der Burgfelder habe ihnen Kredit eingebracht. Wie viel Kredit, das zeigte im Anschluss an den Ortstermin die interne Diskussion im Margrethausener Hornaustüble. Die Euphorie ob des Publikumsandrangs auf die Albstädter Traufgänge ist offenbar der Skepsis gewichen. So mancher Neuling in der Runde der Kandidaten pflichtete den Burgfeldern bei: Die Planung für die "Hütte" – "ein Etikettenschwindel" – sei überdimensioniert, der Flächenverbrauch erscheine im Jahr 2019 unvertretbarer als 2012 und die Angst der Burgfelder vor einer "Überschwemmung" des Orts durch Wandertouristen nachvollziehbar. Sanft und nachhaltig solle Albstadts Tourismus sein – einen anderen wolle man nicht.

Allerdings stellt sich die Frage, ob ein solcher Tourismus das Zeug hat, ein Wirtschaftsfaktor in Albstadt zu werden – was ja immerhin der Sinn der bisherigen städtischen Investitionen war. Stadträtin Marianne Roth äußerte Verständnis für den Investor und sein Interesse an Rentabilität. Die interne Meinungsbildung darüber, ob der Geist Tourismus wirken dürfen oder lieber zurück in die Flasche soll, scheint noch in vollem Gang sein. Und wahrscheinlich nicht nur in der SPD.