Die Gäste beim Festakt (oben) hörten die Rede von Uwe Hertrampf (unten links), die Musik von Renate Musat, Johanna Amiras und Hans-Hinrich Renner (Mitte) sowie den Beitrag der Schüler vom Gymnasium Ebingen. Fotos: Lang Foto: Schwarzwälder-Bote

Stauffenberg-Gedenkstätte: Zum Jubiläum grüßt eine ganze Galerie der Aufrechten / Was ist Zivilcourage?

Würdevoll war der Rahmen für den Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Stauffenberg-Gedenkstätte im Schloss Lautlingen – am 110. Geburtstag von Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Albstadt-Lautlingen. Den 15. November 2007 hatte die Stadt Albstadt mit Bedacht als Termin für die Eröffnung der Lautlinger Stauffenberg-Gedächtnisstätte gewählt: Der gescheiterte Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg wäre an diesem Tag hundert Jahre alt geworden; das zehnjährige Bestehen der Gedächtnisstätte ist also gleichzeitig der 110. Geburtstag des wohl bekanntesten deutschen Widerstandskämpfers.

Kein Wunder also, dass die Familie Stauffenberg mit zwei Söhnen und einer Tochter des Attentäters vertreten war, nämlich Berthold, dem Ältesten, Heimeran und Konstanze, der Jüngsten, die vor neun Jahren ein Buch über ihre Mutter Nina von Stauffenberg geschrieben hatte und zu einer Lesung ins Lautlinger Schloss gekommen war.

In dem gut gefüllten Konzertsaal erspähte man ansonsten neben den Offiziellen der städtischen Kulturverwaltung mehrere Ortsvorsteher und sogar einige Gemeinderäte – fast aus jeder Fraktion je einer. Die musikalische Umrahmung war ebenfalls mit großem Bedacht gewählt: ein Trio mit der Pianistin Johanna Amiras, Violinistin Renate Musat und Cellist Hans-Hinrich Renner spielte Werke von Mozart und Schumann aus dem Repertoire der drei Stauffenberg-Brüder, die in ihrer Jugend im Lautlinger Schloss zu musizieren pflegten.

Die drei Brüder hatten in ihrer Notensammlung überwiegend zeitgenössische Stücke, vor allem schätzten sie Max Reger. Claus spielte das Cello – sein Instrument ist in der Stuttgarter Stauffenberg-Gedächtnisstätte im Alten Schloss zu besichtigen.

Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Klaus Konzelmann trat Christopher Dowe vom Stuttgarter Haus der Geschichte ans Rednerpult; er sprach über die Stationen der Erinnerung an Claus von Stauffenberg. Wie nicht anders zu erwarten, hatte die NS-Propaganda den Attentäter intensiv und nachhaltig als infamen Verräter geschmäht – eine Sehweise, die in Westdeutschland noch jahrzehntelang nachwirkte, während bereits 1957 in Lautlingen die Stauffenberg-Gedächtniskapelle und 1961 in Sigmaringen die Stauffenberg-Kaserne eingeweiht wurden.

Zwei Filme haben die Sichtweise verändert

1968 organisierte man in Lautlingen einen Stauffenberg-Gedächtnis-Marsch; die Teilnehmer erhielten eine Medaille mit dem Konterfei des Widerstandskämpfers. Ein ähnliches Unternehmen fand in Bayern statt. Eine grundlegende Änderung hin zu einer positiven Einstellung ergab sich erst im 21. Jahrhundert, ausgelöst durch die beiden Filme "Stauffenberg" von Jo Baier aus dem Jahr 2004 und "Operation Walküre" von 2008 mit Hollywood-Star Tom Cruise.

War die erste umfassende Biographie erst 1970 erschienen – verfasst von Christian Müller und vorhanden in der Albstädter Stadtbücherei –, fanden erst viel später die einschlägigen Veröffentlichungen von Peter Hoffmann große Verbreitung und zahlreiche Nachahmer.

Uwe Hertrampf, der zweite Redner des Abends und Sekretär bei dem Denkstättenkuratorium Oberschwaben, führte in die Ausstellung "Galerie der Aufrechten" ein – eine Bilderschau, die er selbst zusammengestellt hat. Es handelt sich um 60 Portraits von Widerständlern, vornehmlich aus dem oberschwäbischen Raum, angefertigt von rund 30 Künstlern. Die Portraits sind im oberen Stock des Stauffenberg-Schlosses zu besichtigen. Hertrampf verspricht sich, dass das Betrachten zur Nachdenklichkeit führt.

Als letzten Teil des Abends präsentierten fünf Schüler der Klasse 10d am Ebinger Gymnasium ein Video-Projekt zum Thema "Mut – Zivilcourage – Tapferkeit – Heldentum". Nach einer kurzen Erörterung der Begriffe ließen sie per Video Mitschüler und Lehrer zu Wort kommen. Summa summarum war der Festakt eine Veranstaltung mit Niveau, der Bedeutung Stauffenbergs durchaus angemessen.

Zwei Jubiläumsführungen zum Jubiläum der Stauffenberg-Gedenkstätte bietet die Stadt an. Die Historikerin Doris Muth, die an der Konzeption der Gedenkstätte mitwirkte, bietet am Sonntag, 19. November, ab 14.30 Uhr eine Jubiläumsführung an. Am Montag, 20. November, ab 14.30 Uhr führt Jugend-Guide Konstantin Schönleber auf den Spuren des gescheiterten Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg durch die Gedenkstätte. Die Teilnahme ist kostenfrei, Anmeldung nicht erforderlich.