Foto: Schwarzwälder Bote

Sie ist der Mittelpunkt Frankreichs, die herrliche Kathedrale "Notre Dame de

Sie ist der Mittelpunkt Frankreichs, die herrliche Kathedrale "Notre Dame de Paris", die am Montagabend von einem verheerenden Brand verwüstet wurde: Alle Kilometerangaben zwischen jedem anderen Ort unseres Nachbarlandes und der Hauptstadt Paris beziehen sich auf genau jenen Punkt, an dem das mittelalterliche Gotteshaus steht.

Dass die Anteilnahme an der Brandkatastrophe weltweit so überwältigend ist, liegt freilich nicht an der geografischen Bedeutung der Kirche: Als eine der ältesten und schönsten Kathedralen Europas ist sie Symbol für die christlichen Traditionen des Kontinents und Kristallisationspunkt für dessen Bewohner in mancher bedeutungsvollen Stunde. Als Frankreich am Ende des Zweiten Weltkrieges von den deutschen Besatzern befreit war, versammelten sich die Pariser vor Notre Dame, deren Glocken läuteten – ebenso wie nach den Terror-Anschlägen auf Paris im November 2015. "Unsere Frau von Paris", wie der Name der Kathedrale übersetzt lautet, hat die schockierten Franzosen getröstet – ganz sicher nicht nur die Christen unter ihnen.

Vor allem in schweren Stunden zeigt sich, wie wertvoll Kirchen sind: weil sie uns Raum lassen für unsere Trauer und gleichzeitig Zeichen der Hoffnung sind – Hoffnung, für die auch das Osterfest steht, das wir am Wochenende feiern. Doch nicht nur zu Gottesdiensten und Andachten, zu Konzerten und Lesungen sind wir in Kirchen willkommen. Viele stehen den ganzen Tag über offen, damit alle, die das Bedürfnis haben, im hektischen Alltag einen Moment der Stille zu erleben, einen Ort finden, an dem sie sich willkommen fühlen dürfen. Vor der Ebinger Martinskirche steht gar ein Schild: "Kirche geöffnet": als Einladung an alle, die durch den Kirchgarten spazieren, doch hineinzukommen und ihre Sorgen für eine kleine Weile abzugeben oder zu danken für eine Freude in ihrem Leben.

Tragischerweise nehmen nicht nur jene, die beten wollen, diese Einladung an. Gerade in jüngster Zeit häufen sich die Fälle von Vandalismus in der Martinskirche und um sie herum. Ein von innen eingeschlagenes Fenster, Brandstiftung am Treppenaufgang, zerstörte Steine, Unmengen von Müll, zerschlagene Flaschen, zerdrückte Getränkedosen – die Liste ließe sich fortsetzen. Erst kürzlich haben Unbekannte mehr als 30 Sitzkissen, die gestapelt am Rand liegen, auf die Orgelempore geworfen. Die Mesnerin hat sie darauf hin weggeräumt – und es stellt sich die Frage, womit die Täter Weitwurf üben, wenn sie keine Kissen mehr vorfinden. Schlimmer noch: Zweifelhafter Unrat liegt regelmäßig um die Kirche verstreut, und erst vor wenigen Tagen hat sich ein Pärchen bei Zärtlichkeiten in einer der hinteren Bänke erwischen lassen. Darauf angesprochen, was das soll, nahm der junge Mann erst mal einen Schluck von seinem Energy-Drink aus der Dose.

Es macht traurig und fassungslos, dass es Menschen gibt, die sich derart respektlos an sakralen Orten verhalten – egal, ob es sich um Kirchen, Moscheen oder Synagogen handelt. Der Beispiele gibt es – leider zu – viele. Vielleicht vermögen die ergreifenden Bilder aus Paris in der Karwoche auch solchen Menschen zu zeigen, dass geweihte Gotteshäuser mehr sind als große Gebäude mit (kunst-)historischer Bedeutung. Ostern steht für Hoffnung. Diesmal noch mehr als sonst.