Diesmal voll besetzt: die Ränge in der Zollernalbhalle spiegelten das Interesse der Albstädter wieder. Foto: Kistner

OB-Wahl: Duell Jürgen Gneveckow gegen Klaus Konzelmann lockt 1400 Albstädter in Zollernalbhalle.

Albstadt-Tailfingen - "Sie haben bereits gewählt – durch Ihr Interesse", kommentierte Erster Bürgermeister Anton Reger am Donnerstag die fast voll besetzte Zollernalbhalle, in der 1400 Albstädter gespannt darauf warteten, ihrem Oberbürgermeister auf den Zahn zu fühlen. Ob dem bisherigen oder einem neuen? Das zeigt sich am Sonntag, 22. März.

Kämpferisch und temporeich hat Amtsinhaber Jürgen Gneveckow am Donnerstag seine 20-minütige Rede bei der Kandidatenvorstellung beendet – begonnen hatte er sie mit einem Appell ans Heimatgefühl unter seinem Wahlkampfmotto "Wir sind Albstadt". Mit seinem Acht-Punkte-Programm für – nach derzeitiger Rechtslage; Gneveckow ist 62 Jahre alt – fünf weitere Jahre will der Amtsinhaber "Albstadt noch attraktiver machen", die Infrastruktur leistungsfähig halten, der Wirtschaft gute Rahmenbedingungen bieten, die Bildungslandschaft gezielt weiterentwickeln, das Stadtbild pflegen, die Stadtverwaltung optimieren und Menschen einbeziehen.

Als "wichtige Zukunftsthemen" benannte Gneveckow kommunale Kooperationen, den Sport, die "kompetente Wirtschaftsförderung" und den Ausbau weicher Standortfaktoren. "Albstadt hat in den letzten 16 Jahren einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht", endete Gneveckow und bat: "Gehen Sie zur Wahl! Der Oberbürgermeister braucht eine breite Mehrheit." Sein Seitenhieb zum Schluss: "Die Eigenarten der Stadtteile wurden von manchem überbetont. Ich bitte Sie am Sonntag um Ihre Stimme und Ihr Vertrauen."

Herausforderer Klaus Konzelmann blieb die Retourkutsche nicht schuldig: Der ungewöhnliche Weg zu seiner inoffiziellen Kandidatur im ersten Wahlgang sei keine "Hinterzimmergeschichte" und keine "Stammtischidee" gewesen, "sondern eine Aktion mündiger Bürger unserer Stadt". Er könne acht Jahre im Amt bleiben – und länger planen. In seinen Ideenkatalog verpackte Konzelmann ein interkommunales Gewerbegebiet, da Flächen knapp würden, an den zu Fördernden orientierte Förderprogramme, eine bessere Vernetzung der Unternehmen auf städtischer Plattform, die Verbesserung der Lage an den Traufgangparkplätzen und die Erschließung der Ferienwohnanlage im Mehlbaum V über den Westen, abseits der Anwohner. Albstadt müsse überregional besser vertreten und wahrgenommen werden, mehr Einfluss haben.

Der Wasserpreis bleibt Thema

Die nötigen Investitionen – in dreistelliger Millionenhöhe – müssten sauber geplant und konsequent überwacht werden: unter Einbeziehung derer, die sie beträfen. Das hält Konzelmann als nächstes bei der Stadtsanierung Tailfingen und der Flurneuordnung in Albstadts Norden für nötig und will die Schwellenängste der Bürger abbauen: "Ein Gespräch mit dem OB muss auf Augenhöhe stattfinden." In punkto Wasserpreis will er erreichen, dass der Kunde zahle, was er verbrauche: bei gleich hoher Grundgebühr für alle – eines von mehreren Statements der Rede, für das Konzelmann Szenenapplaus erhielt.

Gneveckow hält das für undenkbar, werde doch damit "der Effekt, den wir brauchen", nicht erreicht. "Wir machen es nicht wie in Burladingen, wo Kollege Harry Ebert mit 83 Prozent wiedergewählt wurde", und eine Woche später werde ein Fünf-Millionen-Defizit der Stadtwerke bekannt.

Die originellste vieler Bürgerfragen stellte Uwe Sommer: "Wenn Sie 20 neue Stellen bekämen – wo würden Sie diese schaffen?" Gneveckow antwortete mit dem unterbesetzten Betriebsamt, Konzelmann ergänzte um Planungs- und Ausführungsaufgaben im Technischen Rathaus.

Was ist mit der Feuerwehr? Gneveckow versprach, das Thema "zu einem guten Ende zu führen", "Nägel mit Köpfen" zu machen. Mehr könne er dazu derzeit nicht sagen. Konzelmann will es im Fall seiner Wahl noch vor dem Amtsantritt anpacken: "Ich habe in meinem Berufsleben schon viele Konflikte gelöst."

Wie steht es mit dem Stadtteildenken?

Pfeffer kam ganz zum Ende noch in die Diskussion, als Benjamin Dingler Gneveckows Wahlkampfslogan gegen "Stadtteildenken" ansprach – und dieser antwortete: "Ich habe Herrn Konzelmann gesagt, er soll seine Leute ein bisschen zurücknehmen." Einige Kommentare auf Facebook seien "für uns und unsere Leute im Rathaus etwas schwer zu verkraften." Dafür erntete er Buh-Rufe und Pfiffe. Florian Steinhardt kommentierte: "Für mich hat das mit Ihren Flyern begonnen." Darauf Gneveckow: "Ich kann Ihnen garantieren, dass wir fair kämpfen und das nicht von uns ausgeht."