Auf Stiegel wird am 24. März wiedereröffnet / Sanierung hat 1,1 Millionen Euro gekostet

Von Martin Kistner

Albstadt-Tailfingen. Es hat ein wenig länger gedauert als geplant: Vom 24. März an soll das Landhaus Stiegel wieder regulär geöffnet sein. Dass die Pläne der Gastronomen, 2014 zu eröffnen, sich nicht verwirklichen ließen, hat mehrere Gründe.

Zum einem Geld – und zwar nicht das, welches die Seiferts, bis dato Inhaber der "Post" in Jungingen, aufbringen mussten, sondern das, welches sie als Förderung erhielten. Mit dieser hatten sie, als sie im Sommer 2013 eine Eröffnung binnen Jahresfrist in Aussicht stellten, noch gar nicht kalkuliert, doch als sie mit den Plänen, auf dem Parkplatz neben dem Gasthaus auch ein Hotel zu bauen, bei der Stadt Albstadt vorstellig wurden, wies Wirtschaftsförderer Andreas Hödl sie darauf hin, dass solche Projekte aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) bezuschusst werden. Zuschussanträge wollen jedoch gestellt, bearbeitet und bewilligt sein, und das braucht seine Zeit. Ein Jahr, um genau zu sein – sollte es Fördermittel geben, würde man es erst im April 2014 wissen und frühestens im Juli Zugriff auf die Mittel haben.

Bei der einen Kursänderung sollte es nicht bleiben: Schon zu Weihnachten 2013 war klar, dass der Ausbau des Landhauses und der Bau eines Hotels den anvisierten Kostenrahmen sprengen würden – das Hotel musste warten. War damit auch die ELR-Förderung gestorben? Nein – wie Wirtschaftsförderer Hödl wusste, ist auch die Wiederbelebung einer Gewerbebrache förderungswürdig, sogar zu 15 statt zu zehn Prozent, und um eine solche handelte es sich im Falle des Landhauses Stiegel, das jahrelang leer gestanden war.

Reiner Seifert und seine Töchter Verena und Svenja widmeten ihren Antrag um und erhielten prompt den Zuschlag: 165 000 Euro für ihr mit Investitionskosten in Höhe von 1,1 Millionen Euro veranschlagtes Projekt. Im Sommer 2014 wollten sie zu bauen beginnen und nach Möglichkeit im September eröffnen.

Doch auch diese Terminplanung hatte nicht lange Bestand. Das Landhaus Stiegel hielt diverse Überraschungen bereit: einen Keller, der verfüllt werden musste, ein in eine Mauer einbetoniertes Garagentor, unzulänglichen Feuerschutz, eine Elektrik von fast schon historischem Wert, und einen exorbitanten Energieverbrauch.

Erneuert werden mussten: Fenster, Böden, Einrichtung, Lüftungstechnik, Leitungen, Kühlräume – mehrere, denn Fleisch braucht eine andere Temperatur als Gemüse –, die morsche Holzbrüstung der Terrasse und der Treppenaufgang gleich noch dazu, behindertengerecht wohlgemerkt.

Die ganze Küche war völlig entkernt

Der Küchenbereich wurde vollständig entkernt, eine neue Küche, ein Lastenaufzug und ein Fettabscheider eingebaut – letzterer beugt Fettablagerungen in den Leitungen vor; die alten waren so verstopft gewesen, dass bei Starkregen das Wasser im Haus stand. Weitere Investitionen: Fußbodenheizung, Kachelofen, neue und größere sanitäre Anlagen, eine Wasserenthärtungsanlage. Von einer Renovierung zu sprechen, wäre dreist untertrieben.

Gekostet hat dies alles, den Hauskauf nicht eingerechnet, 1,1 Millionen Euro. Das neue Gasthaus Stiegel bietet Plätze für über 200 Gäste – 56 in der Gaststube, 28 im "Jägerstüble", 110 im Saal und 30 auf der Terrasse. Die Mitarbeiterzahl beträgt, mit Familienmitgliedern und ohne Wochenendaushilfen, zwölf; geführt wird das Haus von Svenja und Verena Seifert, Küchenfachmeisterin die eine, Restaurantfachmeisterin die andere. Co-Regisseur ist Patriarch Rainer Seifert, Eröffnungstermin Dienstag, 24. März.

Und was wird aus dem Hotel? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, aber zuerst einmal müssen sich die Seiferts vom ersten Kraftakt erholen. Vielleicht 2020, sagt Rainer Seifert – aber unter Vorbehalt. Er weiß, wie schnell Termine platzen können.