Ortsvorsteherin Juliane Gärtner sprach vor zahlreichen Zuhörern Klartext. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Ortsumfahrung Lautlingen: Ortschaftsrat stellt sich geschlossen hinter die Planungsvariante 1G1

Die Diskussion, die manche wohl erwartet hatten, fand nicht statt. Dazu gab es offenbar auch keinen Grund, wie die Stellungnahme zeigte, die Ortsvorsteherin Juliane Gärtner in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates Lautlingen verlas.

Albstadt-Lautlingen. Deutliche Worte hat Ortsvorsteherin Juliane Gärtner in der Sitzung des Ortschaftsrats am Montagabend gefunden, in der sich dieser in Sachen Ortsumfahrung positioniert hat. Aus den Reihen des Ortschaftsrates sei die Forderung gekommen, auf die Postwurfsendung von Emil Huber, Günter Kirschbaum und "engagierten Bürgern" vom 22. März zu reagieren, so Gärtner. "In diesem Flyer werden der Ortschaftsrat und die Ortsvorsteherin verunglimpft. Wir haben uns zu einer nichtöffentlichen OR-Sitzung getroffen, um darüber zu beraten, in welcher Form wir auf diese Vorwürfe reagieren wollen."

Das Thema Ortsumfahrung Bundesstraße 463 habe das Gremium in jüngster Zeit mehrfach beschäftigt, fuhr Juliane Gärtner vor voll besetztem Konzertsaal im Stauffenberg-Schloss fort. "Wir haben deshalb nichtöffentlich beraten, weil es mir sehr wichtig war, dass sich jeder Ortschaftsrat frei äußern kann, ohne Beeinflussung von Anwesenden."

"Keiner hat je einen Maulkorb bekommen"

Das Ergebnis aus dieser Sitzung gab sie anschließend bekannt: Bei allen Veranstaltungen, zu der die Bürgerinitiative – gemeint ist "Für Lautlingen – gemeinsam für die beste Lösung", aus der sich die "Engagierten Lautlinger Bürger" abgespalten haben – den Ortschaftsrat eingeladen habe, sei dieser vertreten gewesen, habe sich die Argumente und Vorschläge angehört und mitdiskutiert. Auch im Ortschaftsrat selbst sei mehrfach über die Ortsumfahrung diskutiert worden – "jeder konnte seine Meinung dazu äußern. Keinem Ortschaftsrat wurde je ein Maulkorb zu diesem Thema verpasst", betonte die Ortsvorsteherin und stellte klar: "Der Ortschaftsrat sieht seinen Wahlauftrag nicht darin, den Anforderungen einer bestimmten Gruppe zu entsprechen, sondern in diesem Falle Lösungen zu unterstützen, welche dem gesamten Ort helfen. Ausdrücklich weist der Ortschaftsrat darauf hin, dass man das Beste für Lautlingen will."

Nun sei es aber auch Sache jedes Einzelnen und seines Gewissens, für sich zu entscheiden, was das Beste für Lautlingen sei, fuhr sie fort.

Zunächst sei nun das Regierungspräsidium Tübingen an der Reihe, bis im zweiten Halbjahr das Planfeststellungsverfahren für die Ortsumfahrung eingeleitet werde. Der Ortschaftsrat habe immer wieder darauf hingewiesen, "dass Lautlingen schnellstmöglich vom unerträglichen Verkehr entlastet werden" müsse und sie selbst als Ortsvorsteherin habe keine Möglichkeit ausgelassen, um an geeigneter Stelle zu diesem Thema vorzusprechen. "Nun sind wir auf der Zielgeraden angekommen", so Juliane Gärtner. "Die Chancen waren noch nie so gut", sagte sie mit Blick auf die Aussicht, das seit 22 Jahren andauernde Verfahren zum Abschluss zu bringen und die Ortsumfahrung zu bauen. "Die Planungshoheit liegt beim Regierungspräsidium Tübingen und eben nicht beim Ortschafts- und Gemeinderat. Es gibt verschiedene Gruppierungen, mit jeweils unterschiedlichen Meinungen." Wenn es auch wünschenswert für Lautlingen sei, werde es für den Ortschaftsrat kaum möglich sein, alle Interessenpartner zufrieden zu stellen. "Jedem kann man es nicht recht machen", so Gärtner abschließend. "Zu seiner Meinung stehen, auch wenn sie nicht von allen geteilt wird, braucht Mut. Auch wir Ortschaftsräte haben das Recht auf Meinungsfreiheit."

Das Ergebnis der Diskussionen im Ortschaftsrat formulierte sie anschließend wie folgt: "Der Ortschaft ist zur folgenden Entscheidung gekommen: Der gesamte Ortschaftsrat steht geschlossen hinter dem Beschluss für die offiziell geplante Südumfahrung, Variante 1G1, mit möglichen Verbesserungen."