BETRIFFT: Gründungsversammlung des "Freundeskreises Maschenmuseum" in Tailfingen

Wo bleiben die Zeitzeugen? Trotz der erfreulichen hohen Zahl von Zusagen auf aktive Mithilfe kann nicht übersehen werden, dass unter den Teilnehmern dieser Gründungsversammlung so gut wie kein Zeitzeuge dabei war, also aus Familien jener zahlreichen Fabriken, welche in der Hauptsache von 1890 bis 1980 mit der Erfindung und Herstellung vor allem alltagstauglicher, dazu modischer Textilien so geballt Erfolgsgeschichten geschrieben haben wie sonst nirgendwo in Deutschland.

Waren die Texte im bisherigen Maschenmuseum verständlicherweise noch aus seinen Anfängen geboren und aufgrund von Informationen aus zweiter Hand erstellt, wäre es jetzt sehr sinnvoll und auch die letzte Gelegenheit, wenn sich jene immer noch zahlreichen Lebenden an den dort künftig dargebotenen Informationen beteiligten – jene, deren Großväter und -mütter schon mit ihrem Pioniergeist, Gründer- und Geschäftssinn erst die Grundlage wie die Substanz des "Maschenmuseums" geliefert haben. Erst so kann der von der Museumsleiterin endlich als bedeutend erkannte und gewünschte soziokulturelle Hintergrund mit seiner manchmal abenteuerlichen Gruppendynamik (etwa im Ersten Weltkrieg und zu Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders nach 1945) wirklich aufgedeckt und dargestellt werden. Außerdem bedarf es dazu nicht nur des Umstellens und Neudekorierens, sondern auch der räumlichen Erweiterung. Sollte der Altbau erst 2018 abgerissen werden, stellt sich die Frage, wohin mit all dem Gut aus den Lagern im Maschenmuseum oder jenem, welches vielleicht jetzt noch hinzukommt – wieder nur ab ins Regal?

Nicht zuletzt bedarf das "refreshte" Maschenmuseum unbedingt eines attraktiven und werbewirksamen Zugangs an der Hechinger Straße. Auf jeden Fall hat dieses Museum das Zeug, eine Art Deutsches Museum der Textilgeschichte zu werden.

Michael Hakenmüller |

Hechingen