Vier, die sich über eine gelungene Ausstellung freuen: Das Bild zeigt (von links) Veronika Mertens, die Direktorin des Kunstmuseums Albstadt, Karl Hurm, dessen Tochter Magdalena Kessler und Oberbürgermeister Klaus Konzelmann. Fotos: Bender Foto: Schwarzwälder Bote

Vernissage: Kunstmuseum eröffnet Schenkungsausstellung mit über 40 Werken des Haigerlocher Künstlers

Einen enormen Besucheransturm hat am Sonntagmorgen die Vernissage von Karl Hurms "Phantastischen Alb-Sichten" im Kunstmuseum Albstadt erlebt. Viele Freunde, Weggefährten und Bewunderer erwiesen dem Haigerlocher Maler die Reverenz.

Albstadt-Ebingen. In ganz Deutschland, in Frankreich, Dänemark und sogar den USA hat Karl Hurm schon ausgestellt – nun widmet erstmals das Kunstmuseum Albstadt dem Schaffen des mittlerweile 87-jährigen Haigerloschers eine Sonderausstellung. Die ist freilich keine gewöhnliche Werkschau, in der Leihgaben unterschiedlicher Provenienz versammelt wären; vielmehr sind die über 40 Gemälde und Zeichnungen mit der Ausstellungseröffnung in den Besitz des Kunstmuseums übergegangen. Im Bestreben, seinen Nachlass zu strukturieren, hat Hurm einen Teil seines Oeuvres in eine dauerhafte Schenkung umgewandelt und weiß ihn in Albstadt gut aufgehoben.

Die Rolle der Vermittlerin fiel dabei Bettina Zundel zu – die Vorsitzende des Vereins der Freunde des Kunstmuseums hatte bei der Feier von Hurms 85. Geburtstag von dessen Absichten erfahren und das Angebot weitergegeben. Museumschefin Veronika Mertens und ihre Stab wählten 27 Gemälde und 15 Zeichnungen aus; im Dezember wurde der Schenkungsvertrag unterzeichnet. Was nicht so selbstverständlich ist, wie man meinen sollte. Wie Mertens in ihrer Ansprache erläuterte, begegneten die klassischen Kunstmuseen der "Naiven Malerei" noch vor nicht allzu langer Zeit mit einiger Reserve und gerümpfter Nase: Es gibt Beispiele dafür, dass Schenkungsangebote ausgeschlagen wurden; Mertens erwähnte ein Kölner Museum. Albstadt ist immun gegen solchen Snobismus.

Was Mertens besonders an Karl Hurms Offerte reizte, war die Möglichkeit, dem Sammlungsschwerpunkt "Das Landschaftsbild der Schwäbischen Alb" weitere Facetten – skurrile, ja beinahe surreale – hinzuzufügen. "Für die Sammlung in Albstadt ist die besondere Art von Bedeutung, wie Sie, Herr Hurm, der Alblandschaft malend begegnen." Und weiter: "Karl Hurm ist kein Freilichtmaler. Er sieht die Welt um sich herum mit Neugier, mit Freude und staunendem Blick, immer wieder neu – aber er malt sie in der Abgeschiedenheit seines Malstübchens in Haigerloch-Weildorf."

Was bezeichnet das Schubladen-Etikett "Naive Kunst"? Laut Mertens den künstlerischen Gegenentwurf zu den akademisch geprägten Malstilen, eine Kunst von zugleich unbekümmerten und fantasievollen Autodidakten, unter denen Karl Hurm längst Rang und Namen hat. 1972 erhielt er den ersten Preis in der Ausstellung "Sonntagsmaler" der Böblinger Galerie Eisenmann; wenige Jahre zuvor hatte der ehemalige Obst- und Gemüsehändler aus gesundheitlichen Gründen seinen Brotberuf aufgegeben und sich seither ganz der Malerei gewidmet. Die hatte ihn seit früher Kindheit fasziniert.

Mit den Jahren fand er mehr und mehr Beachtung – und ist nun auch in Albstadt angekommen, wo er sich in guter Gesellschaft befindet. "Wir haben ein Zimmer für Sie eingerichtet", erklärte Veronika Mertens und stellte die "Zimmernachbarn" vor: Reinhold Nägele und Paul Kälberer sind ihrer Ansicht nach bestens geeignet für die Aufgabe, "Karl Hurm in der Sammlung des Kunstmuseums Albstadt zu empfangen". Das neue Logis befindet sich im dritten Obergeschoss.

Karl Hurm freute sich darüber sichtlich – auch über das große Publikumsinteresse: "Ich bin überwältigt von dem Ansturm." Dann überreichte er noch ein Geschenk, ein vor 37 Jahren entstandenes Bild, das einen Bauernhof zeigt.