Götz Knosp ist im doppelten Sinne der erste Vorsitzende des Naturheilvereins Schwäbische Alb, der ein weiterer Puzzlestein sein soll im Gesundheitsangebot des Zollernalbkreises. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Götz Knosp über den neuen Naturheilverein Schwäbische Alb, fehlende Puzzleteile und fallende Grenzen

Albstadt. Neu gegründet hat sich in Albstadt der Naturheilverein Schwäbische Alb. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten spricht Vorsitzender Götz Knosp über dessen Ziele und den Nutzen für Albstadt als Gesundheits-Kompetenzzentrum.

Herr Knosp, Albstadt hat rund 300 Vereine und nun auch einen Naturheilverein. Was war der Anlass für die Gründung?

Auf die Gelegenheit, einen Naturheilverein in Albstadt zu gründen, haben wir schon lange gewartet, und dass der Verein in Ehingen an der Donau eine Neuausrichtung plante, hat die Gelegenheit für uns hier geliefert, den Vereinssitz zu verlegen.

Wo werden Sie tätig?

Als Naturheilverein Schwäbische Alb wollen wir auch überregional agieren. Der Verein hat bisher 43 Mitglieder, und wir gehören zum "Deutschen Naturheilbund e.V.", genauso wie 22 weitere Naturheilvereine in Baden-Württemberg. Allerdings ist in der Landesmitte ein weißer Fleck. Von Albstadt aus sind die nächsten Vereine Ulm mit rund 350 Mitgliedern und Freudenstadt mit etwa 325 Mitgliedern. Außerdem gibt es solche Vereine in den Regionen um Stuttgart. Aber natürlich werden unsere Treffen und die meisten Veranstaltungen in und um Albstadt herum stattfinden.

Welche Veranstaltungen planen Sie in nächster Zeit?

Wir werden einen Stammtisch einrichten. Schließlich sollen sich alte und neue Mitglieder sowie Gäste erst einmal kennenlernen. Das werden Menschen sein, die eine unabhängige Gesundheitsbildung suchen und sich über ihre Erfahrungen austauschen wollen. Am 7. April um 19.30 Uhr beginnt im "Bistro Pinselstrich" in Lautlingen eine Mitgliederversammlung, bei der Gäste ausdrücklich willkommen sind. Wir werden anschaulich informieren und einen Vortrag zu einem naturheilkundlichen Thema hören. Darüber hinaus können sich die Mitglieder beliebig engagieren, Vorträge, Kräuterwanderungen oder Kochkurse, wo immer Bedarf oder Interesse besteht. Wir haben außerdem Therapeuten im Verein, die gerne über naturheilkundliche Möglichkeiten berichten.

Sind Sie selbst auch naturheilkundlich engagiert oder beruflich tätig?

Ich bin seit mehr als zehn Jahren als Heilpraktiker tätig und führe eine Naturheilpraxis in Tailfingen. Unser stellvertretender Vorsitzender Michael Meyer ist seit 15 Jahren als Arzt im Zollernalbkreis mit seiner Praxis für Osteopathie und Naturheilverfahren niedergelassen. Im Naturheilbund sind die Verhältnisse ähnlich, der Präsident ist Heilpraktiker, Vizepräsidenten sind ein Arzt und eine Uni-Professorin mit Lehrstuhl für Naturheilkunde.

Was macht denn Ihren Naturheilverein im Kern aus? Was sind Ihre Ziele?

Wir sind in Deutschland die älteste Organisation zur naturheilkundlichen Laienbildung. Der Begründer der Naturheilkunde in Deutschland, Vinzenz Prießnitz, hat vor 125 Jahren den Grundstein für den Naturheilbund gelegt und praktizierte schon als Wasserdoktor, als Sebastian Kneipp gerade geboren wurde. Wir bieten allen naturheilkundlich Interessierten eine Heimat, wenn es darum geht, unsere Leiden mit Wasser, Luft, Licht, Pflanzen und anderen natürlichen Heilmitteln zu kurieren. Eine alte abendländische Weisheit lautet: "Medicus curat, natura sanat" – der Arzt behandelt, die Natur heilt.

Wie fügt sich der Verein als Puzzle in die Stadt Albstadt ein?

Mit unserem Naturheilverein entwickelt sich Albstadt weiter zu einem Kompetenzzentrum der Gesundheitsbildung. Schließlich gibt es jährlich im Herbst die Gesundheitsmesse gesinA. Und demnächst findet der zweite Naturheilkundetag der Heilpraktiker Zollernalb und der Volkshochschule Albstadt statt. Zu den natürlichen Heilweisen zähle ich auch das Wandern. Ich selbst wandere und faste gerne und regelmäßig auf hiesigen Premiumwanderwegen, und auch Sport im Freien wird hier groß geschrieben. Radfahren kann man sogar im Winter, Skifahren derzeit leider nicht. Alles in allem haben wir hier massig Potenziale zur Gesunderhaltung und Gesundung.

Passt das künftige Gesundheitszentrum im Kloster Margrethausen in dieses Konzept?

Das möchten wir gerne nutzen – es wäre ein schöner Rahmen für unsere Ziele. Wenn der Verein weiter wächst, suchen wir uns außerdem eine Geschäftsstelle, in der auch Broschüren, Produkte und Gesundheitsratgeber angeboten werden. Allerdings ist das erst sinnvoll, wenn der Verein eine bestimmte Größe erreicht.

Der Jahresbeitrag liegt bei 40 Euro. Welche Vorteile haben Mitglieder dadurch?

Sie dürfen unsere Angebote zu verbilligten Preisen nutzen. Außerdem erhalten sie das informative Fachmagazin "Naturarzt" automatisch. Es ist ein sehr beliebtes Magazin mit vielen praktischen Hinweisen und Fallbeispielen.

Was sagen Sie Menschen, die Vorbehalte gegen Naturheilkunde haben?

Wir sind kein esoterischer Verein, sondern gründen unsere Heilerfahrung letztlich auf Naturerkenntnis und Naturwissenschaft. Ein Beachtlicher Teil der Mitglieder sind auch Akademiker, und wir grenzen uns nicht ab zur Schulmedizin, sondern bieten ergänzende Möglichkeiten an. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Prävention, die ja politisch eindeutig als Ziel formuliert ist. Jeder weiß: Mit Geld geht manches, aber ohne die Natur geht nichts. u Fragen von Karina Eyrich  

Weitere Informationen: Naturheilverein Schwäbische Alb, Käselberg 7;72461 Albstadt-Tailfingen, Telefon 07432/90 73 837 www.nhv-alb.de

(key). Der Jubiläumskongress zum 125-jährigen Bestehen des Deutschen Naturheilbundes – Dachverband für die Naturheilvereine – findet vom 26. bis 27. April in Pforzheim statt. Bei freiem Eintritt erwartet die Besucher eine Reihe von Vorträgen rund um die Naturheilkunde, von je halbstündigen Workshops und von Bewegungsangeboten sowie eine Ausstellung. Das Programm ist beim Naturheilverein Schwäbische Alb sowie unter www.naturheilbund.de im Internet erhältlich.