Die "Ludwig Chamber Players" waren in der Alten Kirche St. Michael in Burgfelden zu Gast. Archiv-Foto: Heiss Foto: Schwarzwälder Bote

Musikforum: Ludwig Chamber Players und Martin Seidler gastieren in Burgfelden

Einen überaus anregenden russischen Abend haben die Gäste des Musikforums Burgfelden in der Michaelskirche erlebt: Es spielten – zum wiederholten Male – die Ludwig Chamber Players; dazu präsentierte Martin Seidler russische Literatur.

Albstadt-Burgfelden. Bereits mit den ersten Tönen dürfte dem Publikum klar gewesen sein, was es in den nächsten Stunden erwartete: ein äußerst engagiertes, lebendiges Musizieren – äußeres Zeichen dieses Engagements ist allein schon, dass die Ludwig Chamber Players ihr Programm stehend absolvieren; nur der Cellist sitzt, und der Kontrabassist verharrt in halb sitzender Position.

Den Anfang machte die Ouvertüre der Oper "Ruslan und Ludmilla" von Michael Glinka, ein Werk, das reichlich Gelegenheit bietet, durch Virtuosität und musikalische Schmissigkeit zu glänzen. Es ist eigentlich für großes Orchester geschrieben, aber die Bearbeitung für Kammerensemble – zwei Violinen, Bratsche, Cello und Kontrabass sowie Horn, Fagott und Klarinette – wirkt mehr als nur überzeugend. Die Verschlankung des Klangs bringt es mit sich, dass man Einzelheiten wahrnimmt, die im Tutti-Spiel des Orchesters oft untergehen. Als Kammerensemble spielen die Ludwig Chamber Players ohne Dirigent – umso erstaunlicher ist die absolute Präzision des Zusammenspiels.

Martin Seidler vom Südwestrundfunk sorgte als Moderator für den Kontakt zum Publikum und versäumte es nicht, sich des Wohlwollens der Zuhörer mit einer Fülle von Komplimenten zu versuchen. Er las Texte russischer Autoren, vor allem von Alexander Puschkin, und zwar mit lebendiger Darstellungskunst – nur an einigen Stellen fragte man sich, ob es nicht bessere Lösungen gegeben hätte, nämlich dort, wo die Musik als klangliche Folie des gesprochenen Wortes diente. Da wusste man nicht so genau, wem man nun intensiver zuhören wollte, der Musik oder dem Text – und im schlimmsten Fall kam weder das eine noch das andere zu seinem Recht.

Am überzeugendsten gelang die Kombination von Text und Musik in Puschkins "Dämon" und dem nachfolgenden Stück "Baba Jaga", zu Deutsch: Hexe, von Anatol Ljadow – da stellten sich manchem Zuhörer die Nackenhaare auf, so erschreckend realistisch waren die "dämonischen" Klänge des Komponisten.

Weitere Titel – ausschließlich russische aus dem 19. Jahrhundert – im Programm "Viel Sterne schmücken den Himmel" waren die "Promenade" aus Modest Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung", die Polowetzer Tänze von Alexander Borodin und mehrere Bearbeitungen von Werken Peter Tschaikowskis. Flirrende Hitze stellte sich ein, als Borodins "Steppenskizze aus Mittelasien" erklang – eine bessere Interpretation als die kammermusikalische Variante der Ludwig Chamber Players wird man schwerlich zu hören bekommen. Unter den vielen bemerkenswerten Einzelleistungen verdienten die Läufe des Klarinettisten besondere Erwähnung.

Martin Seidler hatte am Ende noch ein Märchen voller Humor und einen Liebesbrief an Puschkin parat – und das begeisterte Publikum erzwang zwei Zugaben: den "Tanz der Narren" und den "Hummelflug", beide Kompositionen von Nikolai Rimski-Korsakow. Auch hier beeindruckte das sensationell präzise Zusammenspiel zwischen Klarinette und Erster Violine.