Bereiten sich auf das "Festival du Premier Roman" im kommenden Mai in Chambéry vor: die Teilnehmer des Lesekreises Foto: Raab Foto: Schwarzwälder Bote

Festival du Premier Roman: Der Albstädter Lesekreis hat losgelegt: 16 Erstlingswerke unter der Lupe

Der Lesekreis Albstadt rüstet sich für das "Festival du Premier Roman" im kommenden Mai in Chambéry. Bis es soweit ist und die Teilnehmer die Autoren der besten Erstlingswerke küren, haben sie noch eine Menge Lesestoff zu verschlingen.

Albstadt. Nicht im stillen Kämmerlein lesen die Mitglieder des Lesekreises jene Erstlingswerke, die das Literaturhaus Hamburg für das "Festival du Premier Roman" im Mai in Albstadts Partnerstadt vorgeschlagen hat. Sechs Titel hatte Koordinatorin Christine Widmann-Simon, die Leiterin der Stadtbücherei Albstadt, zu Beginn der Sommerferien verteilt, und bis zur ersten Sitzung sollten alle gelesen sein – ein Soll, aber beileibe kein Muss, denn trotz des durchaus notwendigen und gewünschten Hinterfragens der Inhalte: Im Vordergrund steht immer auch der Genuss am geschriebenen Wort, an den literarischen Leckerbissen, welche die Autoren zu bieten haben. Da können nicht alle alles in so kurzer Zeit lesen.

Bettina Ehniß-Maute, Susane Feil, Almut Riegger, Claudia Schnau-Keppler, Nicole Löffler, Christine Widmann-Simon und Hans-Joachim Hoffmann, die am ersten Leseabend dabei waren, hatten sich die Werke so aufgeteilt, dass jedes Buch von mindestens zwei Lesern beschrieben werden konnte.

Die Inhalte der Romane selbst spielten bei diesem ersten Austausch eine untergeordnete Rolle, vielmehr schilderten alle ihre Eindrücke, die Gefühle beim Lesen. Für den unbeteiligten Zuhörer war es eine Wonne, zu vernehmen, was die einzelnen Werke mit der jeweiligen Leserin "angestellt" haben. Einige der vorgeschlagenen Bücher kamen dabei gar nicht gut weg. "Das liest man halt, aber mitgerissen hat mich das nicht", lautete ein Kommentar. "Von der Sprache her ist das keine große Sache", ein anderer. Wobei die gleiche Lektüre durchaus unterschiedlich beurteilt wurde: Sprachauswahl, Satzbau, Handlungsstränge, Zeitsprünge und ähnliche Kriterien für ein gelungenes oder weniger gelungenes Buch bewerten eben nicht immer alle gleich.

Meinungsverschiedenheiten sind durchaus gewollt und die Würze der gemeinsamen Leseabende. Kontrovers darf es dabei zugehen, aber gestritten wird nicht: Konstruktive Zusammenarbeit ist angesagt. Und oft genug kam man an diesem Abend auch zu einem gemeinsamen ersten Urteil: "Das hat mich interessiert, da konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen."

Entschieden ist in Albstadt natürlich noch nichts, denn inzwischen ist die Liste um weitere zehn Titel erweitert worden. In den kommenden Sitzungen sollen jeweils zwei Romane näher besprochen werden, wobei die Inhalte dann schon eine deutlich wichtigere Rolle spielen werden.

Erst im Februar wollen sich die Lesekreis-Teilnehmer auf einen gemeinsamen Titel einigen und hoffen, den Autor, auf dessen Buch ihre Wahl fällt, im Mai persönlich in Chambéry kennenzulernen.

Die Autoren jener Debüt-Romane, die am meisten beeindruckt haben, werden zum Festival eingeladen – 15 von frankophonen und acht von italienischen, spanischen, deutschen, rumänischen, englischen und portugiesischen Erstlingswerken.

Sie werden unterstützt von mehreren renommierten Autoren, die vor Jahren bereits mit ihrem Debut zu Gast beim Festival in der Hauptstadt Savoyens waren.

Ganz Chambéry wird in diesen vier Tagen zum Schauplatz zahlreicher interessanter Veranstaltungen: Lesungen und Begegnungen mit Autoren, Gesprächsrunden, Workshops, literarische Matinees, Theater, Ausstellungen, aber auch spontane Gespräche zwischen Autoren und Publikum.

Der Lesekreis freut sich stets über weitere Mitglieder, die Interesse an guter Literatur haben. Christine Widmann-Simon von der Stadtbücherei Albstadt erteilt gerne nähere Auskünfte zum Lesekreis. Bei ihr ist auch die Liste der 16 vorgeschlagenen Romane erhältlich.