BETRIFFT: Leserbrief "Wahlkampf geht besser" vom 11. August

Die Verleugnung geschichtlicher Tatsachen schadet der Erinnerungskultur. Ohne auch nur auf einen einzigen Punkt meiner Ausführungen in meinem Leserbrief inhaltlich einzugehen, bezichtigt mich Herr Melle der "Phrasendrescherei".

Obwohl er selbst feststellt, dass im Gegensatz zu mir die Herrschenden der DDR Stauffenberg "für ihre Sache zu deuten" versuchten, zählt er mich zum "gleichen Klientel".

Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Standpunkt von uns Marxisten-Leninisten zur Entwicklung der Herrschaftsverhältnisse in der DDR kennenzulernen, wo die hoffnungsvollen sozialistischen Ansätze von einer kleinbürgerlich entarteten Clique um Ulbricht und Honnecker zerstört wurden, aber zur Täuschung der Bevölkerung die Bezeichnung "Sozialismus" beibehalten wurde.

Wenn Sie einen politischen Gegner angreifen, Herr Melle, sollten Sie wenigstens dessen Standpunkt kennen. Eine "Schädigung der Erinnerungskultur" erfolgt vor allem durch Verschweigen, Verleugnen und Verdrehen historischer Tatsachen. Jahrelang habe ich die falsche Heroisierung der Männer des 20. Juli bei den jährlichen Gedenkfeiern in meiner Schule in Stuttgart erlebt, die früher auch Claus Graf Schenk von Stauffenberg besucht hat. Jahrzehntelang wurde in Deutschland der antifaschistische Arbeiter- und Volkswiderstand verschwiegen und der Eindruck erweckt, als Widerstand gegen Hitler habe es nur oder vor allem den 20. Juli 1944 gegeben. Mit "Wahlkampf" hat allerdings mein Leserbrief überhaupt nichts zu tun.

Ein Leserbrief ähnlichen Inhalts erschien vor Jahren, und da war kein Wahlkampf, sondern eben auch eine Gedenkfeier zum 20. Juli. Effekthascherei in Zeiten des Wahlkampfes ist mir fremd, im Gegensatz zur verlogenen Wahlpropaganda bürgerlicher Parteien.

Thomas Voelter | Albstadt