Sandra Simovich traf in der Walther-Groz-Schule auf ein interessiertes Publikum. Foto: Stapel Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Generalkonsulin Sandra Simovich gibt Einblicke in das "bunte Land­" Israel / Schüler stellen Fragen

Nach einer knappen Stunde Verspätung ist sie endlich da: Sandra Simovich. Die Generalkonsulin des Staates Israel besucht die elfte und zwölfte Klasse der Walther-Groz-Schule. Begleitet wird sie von Julie Grimmeisen, akademische Leiterin des Konsulats.

Albstadt-Ebingen. Mit speziell geschützten Autos und eigenem Sicherheitsdienst ist die Generalkonsulin des Staates Israel, Sandra Simovich, von München nach Ebingen gereist, um der Walther-Groz-Schule einen Besuch abzustatten. Die Schüler des Seminarkurses "Frieden in Nahost – Schwerpunkt Israel", Carina Luippold und Lennard Grosse, eröffnen den Vortrag.

Für Schulleiter Hans-Jörg Fink ist es "eine Ehre", einen solchen Gast im Hause zu haben. Er dankt Seminarleiterin Eva-Maria Marx-Dieckmann für die Organisation. "Der erste Schritt gegen Vorurteile ist, wenn man das Land besser kennenlernt", betont Marx-Dieckmann – das solle dieser Vortrag leisten.

Seit 71 Jahren gibt es "die nationale Heimstätte" für das jüdische Volk: Israel wurde 1948 gegründet. Julie Grimmeisen lässt die Schüler aktiv an ihrem Vortrag teilnehmen und fragt, was sie über Israel wissen. Die Schlagwörter Religionen, Zionismus, Tel Aviv als Finanzzentrum, Gastfreundschaft und Sperranlage werden auf die Leinwand projiziert. Grimmeisen ist für Bildungsarbeit zuständig. Ihre Aufgabe ist es, mit jungen Menschen, Schülern und Studenten, über Israel zu reden und über Konflikte zu diskutieren.

Erstes Thema ist Tel Aviv, eine Großstadt in Israel. Grimmeisen nennt sie "säkular". Tel Aviv sei eine junge und optimistische Stadt mit vielen High-Tech-Firmen und dem bekannten Finanzzentrum. "Es wird viel eingekauft und auch ausgiebig gefeiert." Die Stadt ist 60 Kilometer von Jerusalem entfernt. Im direkten Vergleich der beiden Metropolen sei die zweite Großstadt mehr von Religion geprägt, meint die akademische Leiterin: In Jerusalem lebten die Menschen im strengen Glauben und zelebrierten zum Beispiel den Sabbat, den Tag der Ruhe, an dem nicht einmal der Lichtschalter benutzt werden dürfe. Jedoch nicht jeder halte sich an die religiösen Grundsätze.

Die Besonderheit für die akademische Leiterin des Konsulats an Israel ist: "Jeder darf einwandern." Israel sei ein Einwanderungsland, weshalb es auch "bunt" genannt werde, da es unterschiedliche Religionen und viele Kulturen beherberge und die Bevölkerung divers sei.

Auf die Frage zu den Konflikten mit Israels Nachbarn antwortet Grimmeisen, dass mit Ägypten und Jordanien Friedensverträge abgeschlossen worden seien, mit Syrien und Libyen es bisher keine Ergebnisse gegeben habe. Eine weitere Herausforderung sei, dass Israel anerkannt werde. Da einige arabische Länder das verweigerten, stehe Israel im Konflikt mit diesen Staaten.

Das Gespräch kommt thematisch auf die 759 Kilometer lange Sperranlage zwischen Israel und dem Westjordanland. Sandra Simovich hält ihren Vortrag auf Englisch und sagt: "Es ist ein langer Weg bis zum Frieden, es ist viel zu tun, und es muss Seite an Seite gearbeitet werden." Das Problem sei aber, dass niemand dem anderen vertraue. Dadurch könne kein Frieden entstehen.

Die Generalkonsulin stammt aus Rumänien und hat Recht studiert. Sie war Rechtsanwältin "für genau drei Wochen", dann entschied sie sich, etwas anderes zu machen. Jetzt wohnt sie mit ihrer Familie in München und spricht mit der jungen Generation über Israel.

Ein Schüler fragt, was die Unterschiede zwischen Deutschland und Israel seien. Simovich erwidert, dass die beiden Staaten sich in ihrer gesellschaftlichen Struktur ähnelten, aber in Deutschland könne man einfach ins Nachbarland reisen, in Israel nicht, da müsse man eine "Weltreise" machen. Junge Israeli gingen nach der High School nicht direkt zum College, sondern erst zur Armee.

Was ihre Meinung sei zur wachsenden rechten Szene in Deutschland, will ein anderer Schüler wissen. Simovich befürchtet, dass diese Szene immer größer wird, und verweist auf ein Poster der Partei "Die Rechte" mit der Parole: "Israel ist unser Unglück." Ähnlich hatten das damals die Nationalsozialisten formuliert: "Juden sind unser Unglück."

"Das macht mich zutiefst traurig, und ich finde es schrecklich, dass ein solches Poster in der Öffentlichkeit hängen darf", sagt Simovich. Hetze fange bereits in der Schule mit Mobbing an. Jeder Schüler sollte aufstehen und das verhindern. Abschließend betont sie, dass die Menschen "schätzen" sollten, was sie in Deutschland an demokratischen, politischen und gesellschaftlichen Errungenschaften hätten, denn wie hier sei es in kaum einem Land.