Museumsdirektorin Veronika Mertens (links) und Brigitte Wagner vor dem Gesamtwerk an Radierungen der Grafikerin, das im Kunstmuseums Albstadt gut aufgehoben ist. Foto: Schulz Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Brigitte Wagner komplettiert mit der Schenkung von 274 Radierungen ihr Gesamtwerk in Ebingen

Mit der Schenkung von über 270 Radierungen ist das bis heute vorhandene Gesamtwerk Brigitte Wagners komplett im Kunstmuseum Albstadt vertreten. Gefeiert wird das mit einer Ausstellung im "Olymp" des Museums.

Albstadt-Ebingen. Brigitte Wagner "wohnt" im Keller des Kunstmuseums Albstadt – "und sie wohnt hier schon lange", meint Veronika Mertens, die das Kunstmuseum der Stadt Albstadt leitet, augenzwinkernd. Zumindest ruhen seit Ende 2017 all ihre bisherigen Werke – über 500 Radierungen, Zeichnungen und Drucke – in den Tresorräumen des Hauses im Kirchengraben, wo bereits seit 1976 Teile ihres Gesamtwerkes lagern.

Sie waren damals als Teil der Sammlung, die Walther Groz der Stadt geschenkt hat, in die "Galerie Albstadt", wie das Museum einst hieß, gelangt. Dass nun alle von Wagners Werken im Kunstmuseum vereint sind, ist ihr selbst zu verdanken: Seit dem Frühjahr 2017 hat sie die Bestandslisten des Museums durchforstet und so zusammen mit ihrem Ehemann Reinhard Wulf die Werke identifiziert, die in der Sammlung noch fehlen. Am Dienstag wurden die 274 fehlenden Radierungen in feierlichem Rahmen übergeben, und wenn es nach dem Team des Kunstmuseums geht, dann dürfen auch die noch kommenden Werke der fleißigen Grafikerin dazukommen.

Die dazugehörigen 262 Klapp-Passepartouts lieferte Wagner gleich mit: Sie hat Bruno Schlagenhauf, der frühere Museumstechniker des Kunstmuseums, in wochenlanger Handarbeit angefertigt. Die Passepartout-Spende hat für Wagner einen fast schon pragmatischen Grund, denn es verhalte sich mit Kunstwerken wie "mit einer schönen Frau, die in einem schönen Kleid noch besser zur Geltung kommt".

Oberbürgermeister Klaus Konzelmann ist von der Schenkung begeistert: "Das ist keine Selbstverständlichkeit und zeigt die große Verbundenheit Brigitte Wagners mit dem Kunstmuseum", in dem sie selbst schon seit der Eröffnung, ja genau genommen schon vorher, lange Jahre gearbeitet und ausgestellt hat. Sie gehöre damit – im besten Sinne – zum Inventar. Auch Veronika Mertens freute sich über die "großherzige Geste" der Grafikerin vom Oberdigisheimer Michelfeld: Die Schenkung sei für das Kunstmuseum ein "Knüller".

Natürlich will das Museum diesen "Knüller" auch seinen Gästen nicht vorenthalten: Etwa 30 Werke aus der Schenkung kommen "aus dem Tresor in den Olymp", den obersten Ausstellungsraum des Museums. "Herr Zinen spricht mit seinen Bäumen. Die Schenkung Brigitte Wagner – eine Auswahl" heißt die Ausstellung, die am Samstag, 21. Juli, um 16 Uhr im Rahmen des Sommerfestes mit einer Führung im Beisein der Künstlerin eröffnet wird. Kurator ist der Wissenschaftliche Mitarbeiter des Museums, Kai Hohenfeld, der erst kürzlich bekannte, bereits ein Fan Brigitte Wagners zu sein – obwohl er erst seit Jahresbeginn in Albstadt tätig ist. Die Ausstellung zeigt 30 in Absprengtechnik entstandene Bilder, die sich mit der Fantasiefigur "Herr Zinen" beschäftigen.

Nicht nur die Endprodukte zeigt die Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt – eine Reihe von Druckplatten geben einen Einblick in die Arbeit, die hinter Wagners Kunstwerken steckt.

Die Arbeit verlangt ein hohes Maß an Vorstellungsvermögen

Es ist eine vielseitige Arbeit, die ein hohes Maß an Vorstellungsvermögen verlangt. Zuerst muss das Motiv auf die Druckplatte aufgebracht werden, danach folgt in manchen Fällen noch ein Ätzvorgang und schließlich der Druck, den Wagner selbst in ihrem Atelier auf dem Fehlochhof bei Meßstetten vornimmt.

"Grafik ist nicht tot", betont Brigitte Wagner. Das sei zwar der Eindruck, der bei manchen Menschen entstehe – die Kunstrichtung sei durch ihre großen Variationsmöglichkeiten aber sehr vielseitig und lebendig. Das ist in Wagners Werken deutlich spürbar – kein Druck gleicht dem anderen, jeder ist ein Unikat. Das liegt vor allem an der Technik, welche die Künstlerin anwendet. Dadurch habe sie "überall ihre Spuren hinterlassen", wie Hohenfeld anmerkt.