Wie sollen sie ihr Eheleben wieder aufregender gestalten? Die vier Freundinnen sinnieren beim Frisör. Foto: Jetter Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Laienschauspieler des Albvereins zeigen gut gelaunt ihr italienisch anmutendes Temperament

In ihrem Theaterstück "Leberkäs und rote Strapse" aus der Feder von Regina Rösch greifen die Laienschauspieler des Schwäbischen Albvereins Onstmettingen tief in die Trickkiste, um der Eintönigkeit des Ehelebens den Kampf anzusagen.

Albstadt-Onstmettingen. "Die Onstmettinger kommen stets, wenn etwas geboten ist", freute sich Dieter Boss beim Anblick der Festhalle, die fast aus den Nähten platzte. Die ebenso zahlreich erschienenen "Auswärtigen" seien jedoch gleichermaßen willkommen. Zum 13. Mal begeisterte die Laienschauspielgruppe des Ortsvereins mit bissigem Humor und urkomischen Wendungen im Handlungsstrang – traditionsgemäß in schwäbischer Mundart.

Vergangen ist die Ära der aufregenden roten Strapse und des wilden Junggesellenlebens, längst etabliert die Eintönigkeit des Ehelebens. Insbesondere der Mittfünfziger Friedhelm (Uwe Schmid) knabbert an seiner persönlichen "Höchststrafe": dem Dasein als verheirateter Finanzbeamter. Gemeinsam mit seinen beiden ebenso frustrierten Freunden (Fred Liebmann und Uli Haasis) sinniert der Bürokrat bei Bier und dem geliebten Leberkäse über die Trostlosigkeit der vermeintlich besten Jahre. "Meine Frau will nur noch den Musikantenstadl gucken", jammern die Männer im Einklang, fühlen sich im rasanten Anflug einer Midlife-Crisis bedroht von Schönling Florian Silbereisen. Im Gegensatz zu ihrem früheren umschwärmten Ich habe der doch ohnehin nur die "Ausstrahlung eines Komposthaufens", wie sich die scharfzüngigen Männer einig sind.

Ebenso frustriert gibt sich die weibliche Fraktion des kurzweiligen Theaterstücks: Klischeekonform unter der Friseurhaube wettern die Ehefrauen über ihre trägen Männer. "Die Zeit der roten Strapse ist endgültig vorbei", besiegeln die Freundinnen (Martina Karle, Alexandra Boss, Ute Bitzer und Annette Schaible) ihren Frust mit einem vierfachen synchronen Seufzer.

Richten soll die Misere nun ein Wellness-Wochenende, zu dem die Männer ihre mit allerlei Koffern bepackten Gattinnen regelrecht abschieben. "Wir lassen so richtig die Sau raus", grölen die Freunde im Rhythmus mit "Smoke on the Water" um der guten alten Zeiten willen – mit von der Partie der vermeintlich hochseriöse Dr. Dr. Ansgar Müller-Tiefensee (Harald Sulz). Der Chef des Finanzamts zeichnet sich durch seine geschwollene Redeweise aus, hat es jedoch faustdick hinter den Ohren.

Eingehüllt in bunte Hippiemontur inklusive Perücken wüten die Männer durch Friedhelms Wohnzimmer. Rückenprobleme und Sodbrennen machen den feierwütigen Freunden jedoch bald einen Strich durch die Rechnung. "Es ist vorbei, ab sofort nur noch den Musikantenstadl", betrauern sie die misslungene Revival-Feier, während ihr neuer Freund Ansgar vor unbändiger Energie fast explodiert: "Her mit den Weibern", grölt er unbeeindruckt in Dauerschleife – nur gut, dass sich der seriöse Chef als Stammgast einer Tanzbar in Stuttgart herausstellt, wo der Schwerenöter und alte Bekannte der Bardame Liane (Ina Buck) mit seinen "Provinzgockeln" einen neuen Versuch wagt. Getarnt als Italiener hinter Hut und dunkler Sonnenbrille, samt der obligatorischen Rose zwischen den Zähnen verursachen die Männer Schnappatmung bei den gleichaltrigen Damen am Nebentisch. Als problematisch erweist sich nur, dass jene in Glitzerkleider gehüllten und mit Federboas beladenen Ladys sich als ihre eigenen Frauen herausstellen.

Obwohl sich die Sprachkenntnisse der vermeintlich waschechten heißblütigen Italiener auf die italienische Speisekarte beschränken, erliegen die Frauen dem Charme ihrer eigenen Gatten und des Frauenhelds Ansgar.

Das urkomische Theaterstück gipfelte in der Auflösung der Schwindelei, die das begeisterte Publikum zu Applausstürmen hinriss. Schnelle Szenenwechsel und bissige Dialoge zeichneten das Stück aus, das außerdem durch die sympathische Ausstrahlung der Schauspieler bestach. Gelegentliche textuelle Referenzen zum Schwäbischen Albverein verstärkten den Sympathiebonus, während die Leistung des Regisseurs und Souffleurs Walter Ehresmann ebenso hervorzuheben ist. Das Publikum, dessen Lachsalven noch lange nach Ende des Theaterstücks durch den Saal hallten, würdigte die grandiosen Leistungen der Beteiligten mit tosendem Applaus.