Der Auftritt der Kindergartenkinder mit ihrem Sternentanz ist der Höhepunkt der Lautlinger Schlossweihnacht am Samstag. Foto: Eyrich

Gut zweistündiges Programm der Vereine ist sichtbares Zeichen des guten Zusammenhalts in Lautlingen.

Albstadt-Lautlingen - Wo Welttourneen beginnen und Heilige vom Himmel herab kommen, da muss Weihnachten besonders schön sein – ist es auch: Die Schlossweihnacht in Lautlingen ist ein Mini-Weihnachtsmarkt mit maximaler Anziehungskraft.

Nirgendwo anders ist Sankt Nikolaus so prächtig gewandet wie bei der Schlossweihnacht in Lautlingen: In goldenen Gewändern und von einem Fackelzug der Kinder begleitet ziehen er und Knecht Ruprecht in den Schlosshof ein. Sein Rauschebart ist so üppig, dass er mit dem Mikrofon ein bisschen bohren muss, um nah genug ran zu kommen und gehört zu werden. Aus einem schweren, goldenen Buch liest der Bischof den Kindern eine Geschichte vor und schart sie dann um sich.

Auch das ist in Lautlingen anders als anderswo: Jedes der Kinder bekommt Gelegenheit, ein kleines Gedicht aufzusagen oder ein Liedchen zu schmettern, ehe Knecht Ruprecht in seinen Sack greift und ein Geschenk als Belohnung herausholt. Über den Mut mancher Kinder muss dabei selbst der Nikolaus staunen: "Wenn Ihr sehen könnten, welch kleines Mädchen hier steht", ruft er den Leuten zu, nachdem ein besonders junges Kind sein Gedicht aufgesagt hat, "Ihr würdet es nicht glauben."

Mit dem rund zweistündigen Programm fallen die Lautlinger Vereine bei der 13. Schlossweihnacht deutlich aus dem Rahmen, denn wenn diesmal auch nur ein Stand da steht, an dem es Geschenke zu kaufen gibt – die Klasse neun der Ignaz-Demeter-Schule hat aus Holz und Keramik originelle Deko-Stücke geschaffen –, so überzeugen die Vereine doch mit einem gut zweistündigen Programm: Die Musikkapelle "Frohsinn" macht unter der Leitung von Reiner Hagg ihrem Namen alle Ehre und spielt fröhliche Adventslieder, bei denen jeder mitsingen kann. Der Männergesangverein Liederkranz um seinen Dirigenten Klaus Hetges singt aus akustischen Gründen vor dem Schloss, "sonst könnte es sein, dass der Wind alle Stimmen mit nach Ebingen nimmt", sagt Vereinssprecher Sven Streich schmunzelnd, und ein Besucher kommentiert keck: "Dann hätten die auch etwas davon."

Tradition hat auch der Auftritt der Balinger Jagdhornbläser, die mit sonoren Klängen heimelige Stimmung verbreiten und dem Nikolaus das Signal zu seinem Auftritt geben. Höhepunkt ist jedoch der Auftritt der Kindergartenkinder, die zuerst ein Adventslied singen, bei dem auch schon die Jüngsten mitmachen dürfen, und danach mit einem drolligen Sternen-Tanz bezaubern.

"Frieden in der Welt könnten wir gut gebrauchen"

Fantastisch ins Gesamtprogramm passt auch der Auftritt von Tobias Conzelmann, der zumindest vom Gefühl her schon ein Lautlinger ist: "Ich befinde mich zurzeit auf Welttournee", sagt der Barde aus Meßstetten mit der Gitarre. "Sie hat vor wenigen Wochen in Lautlingen begonnen, geht heute hier in Lautlingen weiter und endet im Februar wieder in Lautlingen." Dass die Lautlinger bei seinem Benefizkonzert für die Vinzentinischen Ersthelfer, gegründet vom Lautlinger Diakon Michael Weimer, 1600 Euro gespendet haben, das hebt Conzelmann dankbar hervor und spielt als Belohnung wunderschöne moderne Weihnachtsklassiker: "Last Christmas", Leonard Cohens "Hallelujah", "White Christmas" – als musikalischen Wunschzettel an Petrus – und John Lennons "So this is Christmas", in dem es um Frieden in der Welt geht, "etwas, das wir gut gebrauchen könnten", wie Conzelmann sagt.

Immerhin: Auf dem Stauffenberg-Areal könnte die Atmosphäre nicht friedlicher sein bei Glühwein und heißer Wurst vom Grill. Das freut auch Vereinssprecher Sven Streich, der zum ersten Mal in dieser Funktion das Programm moderiert, Ortsvorsteherin Juliane Gärtner, die sich über die starke Gemeinschaft der Lautlinger freut, und Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow: "In der geballten Hektik unserer Zeit übt der Advent eine besondere Anziehungskraft aus", sagt er und fügt hinzu: "Das zieht nicht nur Albstädter an."