Martinskantor Steffen Mark Schwarz hat die Saison der Ebinger Marktmusik an der Rensch-Orgel eröffnet. Foto: Nölke Foto: Schwarzwälder-Bote

Marktmusik: Martinskantor Schwarz stellt die französische Orgelsymphonik vor

"Französische Orgelsymphonik" lautet der Titel des Kurzkonzerts, mit dem Martinskantor Steffen-Mark Schwarz am Wochenende die Reihe der "Ebinger Marktmusik" 2017 eröffnete.

Albstadt-Ebingen. Wohlgemerkt nicht in der marktnahen Kapellkirche, sondern in der Martinskirche. Wegen der Orgel – mit Jacques-Nicolas Lemmens und Alexandre Guilmant stellte Schwarz zwei prominente Vertreter der französischen Hochromantik vor, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine sogenannte "symphonische Orgelmusik" hervorbrachte, in der die weltliche Musik gleichberechtigt an die Seite der sakralen trat.

Den Anfang machte die Ecole d’Orgue, eine Sammlung von ganz verschiedenen Orgelstücken. Hier wie auch in den folgenden Werken von Alexandre Guilmant wurde die Doppelgesichtigkeit dieser Orgelmusik sichtbar, die die Orgel eben nicht mehr so ausschließlich zum "Beten" in Tönen einsetzte, wie es das 18. Jahrhundert getan hatte: Schwarz kontrastierte bei Lemmens eine "Fanfare" mit der "Adoration", zu deutsch "Anbetung" – und ließ Guilmants "Marsch in D-Dur" dessen "Offertoire", Opus 65.1 folgen – "Offertoire" bedeutet "Gabenzubereitung", das Werk hat liturgischen Charakter. Wer auf den Orgelton des Spätbarocks, auf Bachsche Brillanz, um nicht zu sagen Schärfe, abonniert ist, der wurde in dieser Marktmusik mit einer Gegenwelt vertraut gemacht, mit jenem weichen, runden und kantablen Orgelton, wie er charakteristisch für die Romantik ist.

94 Jahre lang wartet das Werk auf seine große Aufführung

Das letzte Werk dieses Morgens stammte von Gaston Bélier – Schwarz hatte bewusst auf Werke des bekannteren Charles Marie Widor verzichtet, um eine Genealogie von Lehrern, Schülern und Schülerschülern vorstellen zu können. Béliers "Toccata pour Grand Orgue" zitiert barocke Vorbilder, doch bleibt ihre überwiegend gebundene Artikulation romantisch. Das Werk entstand 1912, wurde aber erst 2006, 94 Jahre später, vor größerem Publikum aufgeführt. Schwarz spielte es in gemessenem Tempo und verzichtete bewusst auf jede Form von Effekthascherei.