Stefanie Wagner hilft Langzeitarbeitslosen bei der Caritas, wieder dauerhaft Arbeit zu finden. Foto: Reich Foto: Schwarzwälder Bote

Hilfsangebot: Die Caritas verlängert ihr Langzeitarbeitslosenprojekt und baut es aus

Die Caritas in Ebingen verlängert ihr Langzeitarbeitslosenprojekt. Gleichzeitig hat sie ein neues Angebot, das Menschen ohne Arbeit Freizeitmöglichkeiten bietet, damit sie soziale Kontakte knüpfen können.

Albstadt-Ebingen. Seit vielen Jahren initiiert die Caritas in Ebingen immer neue Projekte wie den Tafelladen, den Stromspar-Check und seit 2015 auch das Projekt zur Nachhaltigen Integration Langzeitarbeitsloser Menschen, kurz NIL. Dieses läuft unter der Leitung der Caritas Baden-Württemberg und wird mit Geld vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Insgesamt zwölf Einrichtungen wurden in den vergangenen drei Jahren unterstützt, darunter eben auch die Caritas in Ebingen.

Jetzt hat der ESF eine neue Förderperiode für NIL gestartet, allerdings mit deutlich weniger Geld, weswegen die Caritas von diesem Jahr an nur noch sieben Einrichtungen fördern kann. Umso größer ist die Freude bei den Ebingern, dass sie wieder dabei sind. Die Gründe für die Verlängerung waren zum einen die besondere Lage im ländlichen Raum und zum anderen die guten Vermittlungsquoten.

Seit 2016 ist Stefanie Wagner in der Bühlstraße 8 in Ebingen mit einer 55-Prozent-Stelle zuständig für das NIL-Projekt. Zu ihr kommen Langzeitarbeitslose – darunter versteht man Menschen, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind. Zwei Drittel kommen von sich aus, ein Drittel schickt das Jobcenter.

Zunächst einmal lotet Stefanie Wagner aus, wo die Stärken und Wünsche liegen. Dann nimmt sie Kontakt zu Unternehmen auf, und versucht ihren Klienten zu vermitteln.

Dabei weist sie bewusst auch auf Schwächen des Arbeitssuchenende hin, denn Langzeitarbeitslosigkeit hat viele Gründe: mangelnde Deutschkenntnisse, höheres Alter, Suchterkrankungen, mangelnde Mobilität, das Fehlen eines Autos oder Führerscheins oder Überschuldung.

Doch mit der Kontaktvermittlung allein ist es bei NIL noch nicht getan. Stefanie Wagner übt auf Wunsch Bewerbungsgespräche mit ihren Klienten, erklärt, wie man sich am Telefon richtig vorstellt, geht bei Bedarf sogar zum ersten Treffen mit. Dann begleitet sie ihre Klienten bis zu einem halben Jahr lang, ist Mediatorin, vermittelt bei Schwierigkeiten, beispielsweise wenn es Probleme mit Alkohol auf der Arbeit gibt. Die Winterlingerin ist quasi eine Art Helferin, bis ihre Klienten sich bewährt haben.

23 Menschen nahmen 2015 am Ebinger NIL teil, vier wurden in Arbeit vermittelt. 2016 waren es vier von 13, die Arbeit fanden. Im Jahr 2017 konnte Stefanie Wagner 13 von 29 Menschen helfen, eine Anstellung zu finden. Darauf ist sie stolz.

"Viele haben das Potenzial in sich, noch Fachkräfte zu werden", sagt Matthias Siegler, der Leiter Wirtschaft und Finanzen der Caritas-Region Schwarzwald-Alb-Donau. Doch er ist sich auch bewusst, dass Langzeitarbeitslose nicht immer von sich aus auf die Einrichtung zukommen: "Man muss diese Zielgruppe aktiv ansprechen."

Aber die Vermittlung einer Arbeitsstelle ist nur ein Aspekt, wie man Langzeitarbeitslosen helfen kann. Denn viele haben mit ihrem Job auch soziale Kontakte verloren, ziehen sich zurück, teils auch aus Scham. Deswegen hat die Ebinger Caritas zu Beginn des Jahres als Ergänzung zu NIL das "Carpe Diem"-Projekt gestartet, zu Deutsch: "Genieße den Tag".

Jeden zweiten Montag bietet die Caritas einen Austausch an

Jeden zweiten Montag ist der C-Punkt in der Bühlstraße 13 von 9 bis 11.30 Uhr Treffpunkt für Langzeitarbeitslose. Bei Tee und Kaffee können sich die Teilnehmer kennenlernen und austauschen, zudem gibt es Themenschwerpunkte und Veranstaltungen.

So fand bereits ein Ausflug zum Sozialkaufhaus Zollernalb in Balingen statt. Am 5. März informiert ein Mitarbeiter des Jobcenters, auf dem Plan stehen auch der Besuch eines Mitarbeiters einer Zeitarbeitsfirma, gemeinsames Kegeln und Kochen, Kino- und Museumsbesuche. So sollen auch Langzeitarbeitslose am ganz normalen Albstädter Leben teilnehmen können. Für das "Carpe Diem"-Projekt werden noch ehrenamtliche Helfer gesucht. Wer Interesse hat, kann sich bei Anne Tulke unter der Telefonnummer 07431/95 73 219 melden.