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Montag ist Stichtag: Klaus Konzelmann – am 22. März spektakulär gewählt

Montag ist Stichtag: Klaus Konzelmann – am 22. März spektakulär gewählt – tritt sein Amt als Oberbürgermeister der Stadt Albstadt an. Zu beneiden ist er darum nicht, denn in seiner Schultüte steckt ein Sanierungsstau in geschätzter Höhe von 250 Millionen Euro – Kläranlagen, Straßen, Schulen, Hallen, Schwimmbäder und manches andere öffentliche Gebäude müssen auf Vordermann gebracht werden. Oder dicht gemacht und abgerissen. Das wird die Zukunft noch zeigen.

Deshalb eines gleich vorweg: Wann immer unbequeme Entscheidungen anstehen in den nächsten Jahren, sollten wir Albstädter genau hinsehen. Sind sie die Folge von Entwicklungen, die Konzelmann zu verantworten hat, oder nicht? Allzu gerne dreschen wir Bürger auf unsere Politiker ein, wenngleich wir es waren, die sie gewählt haben, und wenngleich wir selbst keine Anstalten gemacht haben, gegen sie zu kandidieren und es besser zu machen. Klaus Konzelmann wird manche Schelte einstecken müssen, manchen Schlag abbekommen, wenn sich erst einmal Festhallentüren für immer schließen und Schwimmbecken trockengelegt werden. Diesbezüglich wird es ihm nicht anders gehen als allen anderen seiner zukünftigen Zunft.

Der Mann wird das wegstecken. Dass er aus gutem Holz geschnitzt ist, hat er – gerade in den vergangenen Wochen – bewiesen. Es ist erfrischend, wie selbstverständlich er sich weiterhin unters vermeintlich einfache Volk mischt und dass er nicht plötzlich ein anderer geworden ist, als er bisher war: leutselig und kommunikativ. Ohne zu unterscheiden, mit wem er es zu tun hat. Das darf der neue Oberbürgermeister, der nach dem Gesetz Erster unter Gleichen in dieser Stadt ist, gerne so beibehalten.

Nun hätte sich der Polizeihauptkommissar, dessen bisheriger Job als stellvertretender Leiter der Kripo in Balingen bestimmt auch nicht vergnügungssteuerpflichtig gewesen ist, nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst vor einigen Wochen noch einmal richtig schön entspannen können, ehe der Stress des neuen Amtes von ihm Besitz ergreift. Hat er aber nicht. Zwar waren die offiziellen Termine, bei denen er zugegen war, meist gesellschaftlicher Natur und damit recht angenehm. Hinter den Kulissen, so ist zu hören, hat er allerdings auch schon angepackt, hat sich reingearbeitet in die anstehenden Aufgaben und vertraut gemacht mit den laufenden Projekten. Konzelmann ist nicht OB geworden, um zu delegieren. Soviel steht schon mal fest.

Die Stimmung im Rathaus ist jedenfalls auffällig gut, auch das war in den vergangenen Wochen deutlich spürbar. Konstruktiv und entscheidungsfreudig soll er sein, der Neue, ist aus manch lächelndem Mund – noch hinter vorgehaltener Hand – zu hören. Bald werden wir’s genauer wissen.

Nun steht aber erst einmal der Amtsantritt an, der zunächst weit unspektakulärer sein wird als die offizielle Verpflichtung mit großem Bahnhof am 16. Juni. Ein bisschen wird es sein wie der erste Schultag: den Platz einrichten, sich eingewöhnen und checken, was an Hausaufgaben ansteht. Die Mitschüler kennt der Truchtelfinger, der 21 Jahre lang im Gemeinderat saß, ja schon ganz gut.

Ist es ein gutes Omen, dass diese Amtszeit an einem 1. Juni beginnt? Blicken wir ins Kalenderblatt: 1958 hat Charles de Gaulle sein Amt als Regierungschef in Frankreich angetreten – und die deutsch-französische Freundschaft mitbegründet. Und 1882 ist erstmals die Gotthardbahn durch den damals längsten Eisenbahntunnel der Welt gefahren. Drinnen war’s dunkel, an den Enden aber Licht. Passt doch!