Ein Bärlauch-Schnäpsle in Ehren kann niemand verwehren – die Wanderer ließen es sich schmecken. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Bärlauch-Woche: Heilkräuter und Heimatgeschichte bei der Auftakt-Wanderung

Er ist ein "attraktiver Stinker mit inneren Werten", der Bärlauch, und er stand im Mittelpunkt einer Wanderung mit Verkostung zum Auftakt der Bärlauch-Woche in Albstadt.

Albstadt-Laufen. Ihn mit allen Sinnen erfahren und ihn mit Achtung und Respekt sammeln und genießen, so lautete die Devise bei der Bärlauch-Wanderung mit Carmen Feldberger, der Vorsitzenden des Schwäbischen Albvereins Laufen.

Auf dem Parkplatz im Brunnental begrüßten Martin Roscher, Leiter des Amtes für Kultur und Tourismus, Tourismusbetriebswirtin Ulrike Wieland und Katja Mannke vom Kulturamt die 64 Teilnehmer der Auftaktveranstaltung zur Bärlauch-Woche zusammen mit Ortsvorsteher Peter Landenberger, Carmen Feldberger, der Vorsitzenden des Schwäbischen Albvereins Laufen, und ihrem Vater Max Schlegel, die als Wanderführer fungierten und betonten, dass vieles von dem, was über Bärlauch gesagt werde, nicht stimme.

Der Name des nördlich am weitesten verbreiteten Lauchgewächs komme vom Sternbild des Großen Bären, so Feldberger, und "bärenstark" seien die Inhaltsstoffe, etwa als Wehenmittel, das Wehen verstärke. Die Teilnehmer erfuhren aber auch Wissenswertes über die Heimatgeschichte, etwa vom Burgfeldener Ortsvorsteher Hubert Reinauer, der von einstigen Grenzstreitigkeiten zwischen Hossingern und Lautlingern und von einem Grenzlauf berichtete.

Der Lautlinger Kübele-Hannes sei schon weit vor dem vereinbarten Startzeitpunkt losgelaufen, habe Lautlinger Erde in seine Schuhe gefüllt, einen Löffel unter seinem Hut versteckt und geschworen, dass er auf Lautlinger Erde stehe, so wahr ein Schöpfer über ihm sei. Später habe er sich selbst getötet und sei in einem Fass nahe der Hossinger Markung auf der Kübele-Hannes-Halde begraben, aus dem ihn die Narrenzunft jedes Jahr heraushole.

An der Bärlauchstelle erzählte Carmen Feldberger von der Verknappung des Bärlauchs seit 25 Jahren: In Schleswig-Holstein sei er gefährdet, in Brandenburg vom Aussterben bedroht, in Berlin auf der Roten Liste. In der Vergangenheit sei er stiefmütterlich behandelt worden, doch jede einzelne Pflanze habe nur eine Lebensdauer von acht Jahren – deshalb sei sorgsamer Umgang wichtig. Das unscheinbare, bescheidene Heilkraut möge Halbschatten und humusreiche Erde. Wer eigenen Bärlauch im Garten haben möchte, sollte nach der Blütenzeit im Juni die Samen abstreifen und mitnehmen, anstatt die Pflanzen auszugraben.

Entgegen der landläufigen Meinung – "außen hui, innen pfui" – könne der Bärlauch als Heilmittel eingesetzt werden bei Arterienverkalkung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zur Wundheilung und als Potenzmittel. Außerdem sei er eine wahre Vitamin-C-Bombe. In der Tierwelt sei er beliebt bei Kühen, Bienen, Schmetterlingen, Hunden und Ameisen, die auch die Samen verbreiteten.

In der Traufganghütte Brunnental genossen die Teilnehmer zum Abschluss Schweinebraten und hausgemachte Bärlauchspätzle.

Buchtipp: Bramm, Bernd: "Bärlauch: der kleine attraktive ›Stinker‹", Verlag Regionalkultur 2018, 64 Seiten, 13,90 Euro, ISBN: 978-39 55 05 05 80