Thomaskirche: "Let there be Praise"-Konzert im Gemeindesaal der Thomaskirche rührt ans Herz

Albstadt-Ebingen. Nach einer gefühlt langen Pause hat Lydia Kucht wieder einmal im Gemeindesaal der Thomaskirche gesungen, begleitet von ihren neuen Partnern Detlev Siber am Piano und Peter Freiwald an der Percussion.

"Let there be Praise", Jubel zum Einstimmen, fast tänzerisch: Lydia Kucht spricht – also singt – ihre Zuhörer direkt an, steigert sich zu großer Höhe, zeigt ihren vollen Stimmumfang.

Und gleich im nächsten Stück eine ganz andere Atmosphäre: "Aufrecht gehen", in Melodie und Rhythmus zeichnen die drei Interpreten jemanden, der selbstbewusst "durch die Nacht ins Licht" schreitet. Es ist eine Mischung bekannter und weniger bekannter Namen wie Mary Roos, Shirley Bassey, Udo Jürgens, Frankie Laine, aus schlichten oder flotten Melodien, eindringlichem Sprechgesang bis hin zum Gospel, aber es gibt ein gemeinsames Thema: Da ist jemand, der seinen Weg sucht und manchmal findet, der verzweifelt, hofft, sein Gegenüber anspricht, sich an Gott wendet. Lydia Kucht bringt das mit ihrer wandelbaren Stimme zum Ausdruck, untermalt mit ausdrucksvoller Gestik, erweist sich als richtige Gospelsängerin, "Nobody But Jesus", die lebt, was sie singt.

Sie beschwört "Listen" – höre zu! Sie gibt fast sachlich Ratschläge: "The Greatest Love of All". Sie genießt unbeschwert: "Alles, was gut tut". Sie schreit trostlos "I love you".

Zu einem im wahrsten Sinne des Wortes Höhepunkt wird "How Great Though Art". Sie beginnt tief, fast ehrfürchtig, die Melodie gleicht einem Choral, dann steigert sie sich, und wenn sie mit ihrer vollen Sopranstimme Gott preist, fühlt man sich wie in eine große Oper versetzt.

Detlev Siber begleitet am Klavier und E-Piano, trifft genau den Charakter, lässt "That lucky Old Sun" gemütlich über die Tasten wandern, begleitet mit Akkorden die Erzählung, untermalt mit fast unruhigen Triolen und Achteln die Emotionen der Sängerin "I Who have Nothing".

Mit Ray’s Blues für Piano solo bringt er einen Hauch von Jazz in den Saal, ein Dialog von rechter und linker Hand, die sich Themen zuwerfen, kommentieren, sich dann zu einer gemeinsamen Melodie finden. Bei "The Plan" für Piano solo hört man förmlich, wie einer überlegt, wie Ideen über die Tasten schwirren, während im Bass wie ein Fundament ein Grundgedanke steht.

Ein solides Fundament bietet auch Peter Freiwald am Schlagzeug. Er gibt den Rhythmus vor, schreitend oder tanzend, betont wichtige Textstellen – "I Must Watch You" –, zeigt mit bewegten Schlägen, wie es in der Sängerin brodelt, steigert sich, wenn die Botschaft dringlicher wird: "Don’t Cry Out Loud". So erweisen sich Lydia Kucht, Detlev Siber und Peter Freiwald als ein perfekt eingespieltes Trio – sie haben sich gefunden.

Die Organisation der Veranstaltung hat der Gospelchor der Thomaskirche übernommen, den Siber dirigiert. Vor dem Konzert, in der Pause und nach dem Konzert sorgen die Mitglieder auch für das leibliche Wohl der Besucher. Es herrscht eine ungezwungene Atmosphäre, und so gehen am Ende die Gäste nicht einfach gleich heim, sondern sie bleiben noch in lebhaftem Gespräch beieinander und hoffen alle, dass die drei Künstler bald wieder einmal in den Gemeindesaal der Thomaskirche kommen.