Etwa so könnte ein Turm des Lautlinger Kastells ausgesehen haben. Steingebäude besaß es nicht. Foto: dpa

Droht Attacke auf die Kastellpalisade? Pläne tangieren die antiken Bodendenkmäler östlich vom badkap.

Albstadt-Lautlingen - Mit ihren Plänen für den Campingplatz oberhalb des badkaps könnte die Stadt Albstadt dem Denkmalschutz ins Gehege kommen: Östlich des Geländes birgt die Erde Überreste des Lautlinger Römerkastells und eines römischen Gutshofs.

Dem ungeschulten Auge fällt nichts auf: Die Mauerreste der "Villa rustica", denen das Gewann östlich des badkaps und nördlich der Straßenabzweigung nach Margrethausen den Namen "Steinhaus" verdankt, sind längst verschwunden, der Erdwall des Kastells ist eingeebnet und der Wallgraben verfüllt. Keine Bodenerhebung verrät, dass vor 2000 Jahren nördlich der heutigen B 463 ein römisches Militärlager stand – exakt auf der Wasserscheide, wo die römischen Kavalleristen keine nassen Füße bekamen. Sichtbar ist die Lagerarchitektur aus der Luft, am deutlichsten nach starken Regengüssen: Dort, wo einst der Graben verlief, ist der Boden aufgelockert und nimmt mehr Wasser auf. Deshalb wachsen Gras und Getreide hier besonders gut.

Das Kastell war zuerst da. Es hatte einen annähernd quadratischen Grundriss; die kürzeste Seite war 248, die längste 273 Meter lang. Die Südecke lag unmittelbar nördlich der heutigen Bahnlinie, die Ostecke bei der einstigen Gaststätte Petersburg oberhalb der Straßeneinmündung, die Westecke mitten im Gelände zwischen Kreisstraße und Bahnlinie. Und die Nordecke? Die macht Probleme: Sie befindet sich östlich vom oberhalb der Straße gelegenen badkap-Parkplatz in einem Gebiet, das der Bebauungsplan als potenzielle Parkplatzerweiterung ausweist.

Antiker Weihebezirk gleich neben der Straße

Ebenfalls in diesem Areal, nicht weit von der Straße, liegen Mauerreste eines kleinen römischen Weihebezirks in der Erde. Hier könnte der Großbauer, der im bergauf gelegenen "Steinhaus" zuhause war, der Agrargöttin Ceres, sein Gast, der fahrende Händler, Merkur, dem Schutzgott des Kommerzes, und die Reitknechte der Epona geopfert haben – bei den Kelten, die den größeren Teil der Zivilbevölkerung stellten, war diese Göttin ausschließlich für Pferde zuständig. Der Tempelbezirk, die Hauskapelle des Gutshofs, wäre verloren, würde der Parkplatz erweitert: Erdbewegungen sind der Tod für jedes Bodendenkmal.

Weniger dramatisch ist die Lage im Falle des Hauptgebäudes der Hofanlage – nördlich der Parkplatzerweiterung sieht die Planung allenfalls Spielflächen und einen Grillplatz vor. Könnten die mit den römischen Mauerresten unterm Rasen koexistieren? Das wäre zu prüfen, sagt Frieder Klein vom Landesdenkmalamt in Tübingen. Anders als das Schwemmland in den Flussniederungen haben die Höhen auf der Wasserscheide über die Jahrhunderte eher Krume abgegeben als gewonnen; was von den römischen Gebäuden noch übrig ist, liegt sicher nicht besonders tief in der Erde. Klein könnte sich vorstellen, Erde aufzuschütten – sozusagen als Puffer.

Im Falle des Parkplatzes ist das keine Lösung. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Planungsänderung oder Notgrabung. Die Grabung würde Zeit und Geld kosten – auch bei kleineren Kampagnen können die Personalausgaben rasch fünfstellig werden; zahlen müsste die Stadt. Baubürgermeister Udo Hollauer hätte gegen antike Ruinen als zusätzliche badkap-Attraktion nichts einzuwenden, favorisiert aber doch die andere Option: Die wenig frequentierten Wohnmobilplätze unterhalb des badkaps könnten nach dem Campingplatzbau in Parkraum umgewandelt werden, und direkt nördlich vom badkap wäre auch noch Platz. Erste Gespräche zwischen Stadt und Denkmalschützern haben bereits stattgefunden.