Wohl dem, der angesichts der explodierenden Kosten des Lautlinger Campingplatzes die Ruhe weg hat. Foto: Killig

Zahlreiche Schwierigkeiten treiben den Preis in die Höhe. Mehrkosten für die Stadt betragen 650.000 Euro.

Albstadt-Lautlingen - Der Campingplatz am badkap wird fast eine Million Euro teurer als erwartet; von den Mehrkosten bleiben 645.237 Euro an der Stadt hängen. Das hat die Stadtverwaltung gestern dem Gemeinderat mitgeteilt. Der vergab dennoch die Tiefbauarbeiten.

2,055 Millionen Euro Gesamtkosten, von denen die Stadt 1,655 Millionen und der Investor die restlichen 400.000 Euro übernimmt – auf der Grundlage dieser Schätzung hatte der Gemeinderat im April grünes Licht für den Bau des Campingplatzes gegeben.

In der Zwischenzeit wurde ein Baugrundgutachten erstellt, das zu ziemlich ernüchternden Resultaten gelangte. Anders als im benachbarten "Mehlbaum" handelt es sich beim Untergrund des Campingplatzes um Hangschutt und -lehm, der erstens instabil und nicht geeignet für eine sichere Gründung und zweitens aufgrund der tonigen Bodenbestandteile wasserundurchlässig ist. Regen versickert dort nicht, sondern fließt den Hang hinunter; um zu verhindern, dass das Wasser den Ebinger Talbach zum Überlaufen bringt, muss es kanalisiert und in ein Retentionsbecken geleitet werden. Zusammen mit der "Bodenverbesserung – zwecks Stabilisierung wird ein Gemisch aus Kalk und Zement in den Boden gefräst – kostet das 300.000 Euro.

Campingplatz ist "zwingend notwendig"

Das ist aber noch nicht alles. Die Hoffnung, ohne "Massenausgleich" auszukommen, hat sich nicht bewahrheitet. 14.000 Kubikmeter müssen bei der Geländemodellierung bewegt, Hangschutt abtransportiert und fester Schotter angeliefert werden. Macht weitere 75.000 Euro. Die Verkehrswege des Campingplatzes sollen mehr Trag- und Deckschichten erhalten, die mittlere Trasse wird voraussichtlich asphaltiert statt geschottert. Der Anstieg der von der ersten und zweiten ist, wie sich herausgestellt hat, zu steil für eine Böschung; eine 120 Meter lange Gabionenwand – Schotter im Gitterkorb – muss gebaut werden. Kostenpunkt: 120.000 Euro. Ein Stromanschluss genügt nicht, ein zweiter muss her – wieder 50.000 Euro. Und da höhere Bau- auch höhere Planungskosten bedeuten, kommen noch einmal 50.000 Euro hinzu.

Wie konnte das passieren? Das hätten einige Stadträte auch gerne gewusst. Hätten frühzeitige Bohrungen im Untergrund noch vor der Grundsatzentscheidung im April offenbart, dass zwei Millionen Euro nicht ausreichen würden? Müßig, darüber zu spekulieren, denn die Entscheidung wäre damals trotzdem nicht anders ausgefallen – man müsse wohl oder übel "die Kosten schlucken", erklärte CDU-Stadtrat Matthias Strähler, denn der Campingplatz sei "zwingend notwendig".

Die große Mehrheit seiner Amtskollegen sah das genauso; lediglich drei Stadträte, darunter die beiden Grünen, stimmten am Ende gegen die Vergabe der Tiefbauarbeiten an die Lautlinger Firma Clemens Müller. Die fängt am Montag an.

Und wird am Ende 1,76 Millionen Euro berechnen. Die Gesamtkosten haben sich im Vergleich zum Frühjahr um 945.237 Euro erhöht. 300.000 Euro davon zahlt der Investor; die restlichen 645.237 Euro bleiben an der Stadtverwaltung hängen. Die hofft, noch am Kalk-Beton-Gemisch und am Schotter sparen und durch eine Erhöhung des Stellplatzangebots für Wohnmobile langfristig die Mehrausgaben wieder hereinholen zu können: Wenn man die Zahl der Wohnwagenstellplätze von 63 auf 36 reduziert, kann man die der Wohnmobile von 16 auf 43 Euro erhöhen. Bringt 800.000 Euro – in 30 Jahren.