So idyllisch und grün wie in der Kapellstraße ist es nicht überall im Hufeisen – aber auch dort herrscht viel Verkehr. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Hufeisen: Beim Rundgang mit Anwohnern zeigt sich ein eindeutiger roter Faden für die Lösungsansätze

Die Stadt will das "Hufeisen", das älteste Ebinger Wohnviertel, aufwerten. Dass das kein leichtes Unterfangen wird, hat der erste Rundgang – diesmal mit den Anwohnern – gezeigt.

Albstadt-Ebingen. Rund 40 der 600 Hufeisen-Bewohner waren am Mittwochabend – neben städtischen Mitarbeitern, Gemeinderäten und Organisatoren – beim Rundgang durch das älteste Ebinger Wohnviertel dabei, den Matthias Schuster von "Lehen drei", Architekt und Gestaltungsbeirat, mit dem Team seines Stuttgarter Stadtplanungsbüros angeführt hat. Es war die erste von mehreren Veranstaltungen mit dem Ziel, das Quartier aufzuwerten.

Auf einem Fragebogen durften die Teilnehmer zu jeder Station notieren, was ihnen dort gefällt, was sie stört, was fehlt – und Anregungen geben, so dass bis zur munteren Abschlussdiskussion ein erster roter Faden erkennbar war.

Kontrovers gingen die Meinungen auseinander, als es darum ging, ob der Wochenmarkt in die Marktstraße verlegt werden oder im Spitalhof bleiben soll. Das Argument, dass dort im Fall des Umzugs Parkplätze zur Verfügung stünden, kam mehrfach – ebenso wie jenes, dass die Marktstraße für den Markt ausgestattet worden sei und so mehr Leben in die Fußgängerzone käme. Die Bebauungsstruktur im Oberen Stadtgraben stieß einigen auf, das viele Grün in der Kapellstraße kommt an, fehle aber im Landgraben und anderen Seitenstraßen. Manche wünschen sich einen Spielplatz, andere argumentierten, der nächste am Hölzle sei nicht weit entfernt.

Dass es mit der Barrierefreiheit massiv hapert, gab eine Anwohnerin mit Gehbehinderung zu bedenken, eine andere beklagte den Flickenteppich an Bodenbelägen und die vielen Schäden darin – beides seien Stolperfallen für Fußgänger. Dass mehr schöner Wohnraum nötig ist, darüber waren sich alle einig, und dem Hof mit seinen Bäumen, dem Brunnen und der Gastronomie gaben alle gute Noten. Entwicklungspotenzial sehen einige außerdem im Platz vor der Kapellkirche – dann allerdings müsse dort der Verkehr verschwinden.

An dem überhaupt vieles zu hängen scheint, wie die Fragebögen und Wortbeiträge zeigten: Störender Parksuchverkehr, Autos auf jedem freien Plätzchen – ob als Parkplatz ausgewiesen oder nicht – und zu wenige Parkmöglichkeiten für Anwohner, weil diese durch Kurzzeitparker blockiert werden, auch abends: das waren in Schusters Zusammenfassung die Knackpunkte. Beim Rundgang zuvor hatten die Disputanten es live erlebt: War der Spitalhof – auch im absoluten Halteverbot – komplett vollgeparkt, waren auf dem Parkplatz Langwatte noch etliche Plätze frei, auf denen der Anwohnerparkausweis, anders als vor der Sanierung, freilich nicht mehr gilt.

Fast 700 Autos pro Tag – nur an der einen Stelle

Sybille Frei hatte sich die Mühe gemacht und an drei Wochentagen jeweils rund neun Stunden lang alle Autos gezählt, die sie von ihrem Standort im Spitalhof parken oder vorbeifahren sah: "Am Dienstag waren es 637, am Mittwoch 682, am Donnerstag 663. Es wurden Fußgänger angefahren, Rentner auf die Seite geschoben, Einbahnstraßenregelungen missachtet – die A8 in Albstadt ist eröffnet!", rief sie aus. Schuster darauf: "Das Defizit ist eindeutig: Der Straßenraum ist nicht für Autos geeignet." Und Frei fügte hinzu: "Er ist derzeit nicht für Fußgänger geeignet." Eine "Verbeugung vor dem Individualverkehr" nannte Stadträtin Elke Rapthel – als frühere Anwohnerin der Pfarrstraße leidgeprüft – das, was die Stadt im Hufeisen zulasse.

Dieter Riediger ärgert es, dass man – anders als früher – nicht mehr vor seiner eigenen Garage parken dürfe – das strapaziere den öffentlichen Parkraum noch mehr. Albrecht Grun wies darauf hin, dass Patienten der Ärzte die Praxen auch künftig mit dem Auto erreichen müssten und der Einzelhandel Kundenparkplätze brauche. Er schlug vor, abschließbare Parkplätze für Anwohner zu schaffen, "so dass Fremdparker keine Chance hätten". Ulrich Kohaupts Vorschlag ging noch weiter: "Eine Schranke, die für Anwohner aufgeht. Alle anderen haben 15 Minuten Zeit und danach kostet es fünf Euro."

Melanie Vosseler schließlich dankte der Stadt für die Gelegenheit, zum Thema mitzudiskutieren, und Baubürgermeister Udo Hollauer bedauerte, dass die Einladungen so spät verschickt worden waren. Für die geplanten Treffen mit Händlern, Gastronomen und Ärzten gelobte er Besserung.