Eine Frau auf Afghanistan möchte sich beim Verein "Alt & Jung füreinander" engagieren. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Neun Einrichtungen stellten sich bei der ersten Ehrenamtsbörse der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau

Neun Einrichtungen stellten sich bei der ersten Ehrenamtsbörse der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau gemeinsam mit der Stadtverwaltung Albstadt am Mittwochvormittag im Rathaus vor. Ihr Ziel ist es, vorrangig Flüchtlinge für ein Ehrenamt zu gewinnen.

Die Freiwillige Feuerwehr Albstadt, das Caritas Zentrum Albstadt, das Integrationsforum, die "Happy Quilting Ladies", das Deutsche Rote Kreuz Ebingen, die katholischen Kirchengemeinden Ebingen und Tailfingen, der Verein "Alt & Jung füreinander" sowie die Stadt Albstadt mit dem Projekt Miteinander-Füreinander.

Albstadt-Ebingen. "Es geht darum Menschen mit einer Flüchtlingsbiografie in ein Ehrenamt zu bringen", erklärt Anne Tulke, die von Seiten der Caritas mit der Organisation der Ehrenamtsbörse betraut war.

In Flüchtlingen im Ehrenamt sieht Tulke eine Win-Win-Situation. "Wenn man sich in die Gesellschaft einbringt, wird das Selbstbewusstsein gestärkt und man integriert sich leichter." Sie sieht es als wichtige Hilfe für das Ankommen in Deutschland. "Damit können die Flüchtlinge auch zeigen, dass sie der Gesellschaft auch etwas zurück geben", findet Tulke. "Das Ehrenamt macht das Leben bunter".

Auch wenn sich die Börse vordergründig darum dreht, Menschen mit geringen Deutschkenntnissen ins Ehrenamt zu bringen, steht die Informationsveranstaltung für alle Interessierten offen. So scharen sich um die Informationstische im Rathaussaal neben Geflüchteten auch Senioren oder Menschen, die für ihren bevorstehenden Ruhestand eine neue Aufgabe suchen. Junge Menschen seien kaum zur Börse erschienen, meint Tulke.

Neun Albstädter Einrichtungen präsentierten an Stehtischen über ihr Ehrenamtsangebot. Auf einen Frontalvortrag wurde bewusst verzichtet, wie Tulke erklärt. Um sowohl auf die individuellen Interessen der Menschen aber auch auf etwaige Sprachbarrieren einzugehen.

Die meisten der Interessierten informieren sich zunächst einmal darüber, welche ehrenamtlichen Angebote es in Albstadt überhaupt gibt und wo und in welchem Umfang sie sich nach ihren Möglichkeiten einbringen können. Andrea Zundel vom Verein "Alt & Jung füreinander" erzählt, dass eine junge Afghanin sich dazu bereit erklärt beim wöchentlichen Mittagstisch mitzuhelfen, indem sie Kuchen bäckt. Eine Syrerin sei bereits mit im Boot. Die Sprachbarriere könne beim Mittagstisch leicht überwunden werden.

Ähnliche Erfahrungen mit ausländischen Ehrenamtlichen hat Nathalie Hahn, Kreissozialleiterin des DRK Kreisverbandes gemacht. Beim Deutschen Roten Kreuz gebe es viele Stellen, an denen ehrenamtlich mitangepackt werden kann: Ob im Sozialkaufhaus, bei begleiteten Seniorenreisen, Besuchsdiensten, bei Essen auf Rädern – "Jeder findet hier irgendeine ehrenamtliche Tätigkeit", berichtet Hahn. Von der ehrenamtlichen Tätigkeit profitieren beide Seiten: Die geflüchteten Ehrenamtlichen nehmen an der Gesellschaft teil, haben eine Aufgabe und knüpfen nebenbei noch Kontakte. "Vor allem wenn geflüchtete Männer daheim sitzen, dann fühlen sie sich nutzlos", erzählt Hahn.

Die Kollegen stehen bei Alltagsfragen meist zur Seite und durch sie erfahren die Geflüchteten auch, "dass bei uns auch nicht immer alles super läuft", wie Hahn erzählt. Zudem erlangen die Flüchtlinge in der ehrenamtlichen Tätigkeit Fähigkeiten, von denen sie im späteren Berufsleben profitieren können. Der DRK-Kreisverband habe mit Ausländern bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Selbst wenn ein Helfer über geringe Deutschkenntnisse verfügt, kann ihre Muttersprache, vor allem wenn sich Landsmänner mit einem Problem an das DRK wenden, hilfreich sein.

Konkrete Zusagen gab es bei der Ehrenamtsbörse wenige. Viele wollten erst mal schnuppern, aber auf die Kontakte könne man aufbauen. "Wir versuchen gerade einen jungen Afghanen in die Feuerwehr zu bringen", berichtet Tulke. "Vielleicht klappt’s ja." Die Ehrenamtsböse im Rathaus ist die erste ihrer Art, welche die Caritas Schwarzwald-Alb-Donau veranstaltet. Eine Wiederholung im kommenden Jahr sei – so Tulke – seitens der Caritas erwünscht, gerne auch in anderen Städten in der Region. Sowohl mit der Resonanz seitens der Besucher als auch von Seiten der Aussteller zeigt sich Tulke zufrieden.