Tatort Bühlstraße in Ebingen: Dort ist eine 39-Jährige im vergangenen Sommer von ihrem Ehemann durch Messerstiche lebensbedrohlichverletzt worden. Am Landgericht Hechingen wird der Vorfall derzeit juristisch aufgearbeitet. Foto: Hertle

52-Jähriger verletzt Partnerin mit Küchenmesser. Mann nun wegen versuchtem Mord vor Gericht.

Hechingen/Albstadt-Ebingen - Im Prozess gegen einen 52-jährigen Albstädter, der seine Frau mit einem Küchenmesser lebensgefährlich verletzt hatte, wurden am Montag weitere Zeugen gehört. Fest steht, dass die Frau die Attacke kaum überlebt hätte, wäre diese nicht in unmittelbarer Nähe des Albstädter Krankenhauses geschehen. Dort wurde die Frau sofort notoperiert.

Acht Minuten hatte es gedauert vom Notruf, den die älteste Tochter abgesetzt hatte, bis zur Festnahme. Der 50-jährige Polizeihauptkommissar, der das Küchenmesser und das Ergebnis der DNA-Analyse mitgebracht hatte, war erst am Tatort eingetroffen, als der 52-jährige gebürtige Pakistaner bereits in Gewahrsam war. Alkohol- und Drogentest seien negativ verlaufen, lediglich ein Beruhigungsmittel habe man im Blut festgestellt.

Zunächst habe es den Anschein gehabt, dass der mutmaßliche Täter seine Fragen nicht verstand. Man habe eine Dolmetscherin aus der Lea Meßstetten hinzugezogen. Der Mann habe kaum reagiert, habe nur einen "klagenden Singsang" von sich gegeben und ständig den Kopf gewiegt. Aber er habe sehr wohl verstanden, was geredet wurde: "Ich hatte den Eindruck, dass er taktierte, dass er sich durch seinen Singsang irgendwie retten wollte."

Der Beschuldigte habe die Tat von Anfang an eingeräumt: Der Polizei habe er im Treppenhaus gesagt, er habe seine Frau umgebracht. "Er war der Meinung, dass sie tot ist, er hat gedacht, jetzt ist alles aus." Eine Suizidgefahr habe aus seiner Sicht aber nicht bestanden, so der Beamte.

Die Tochter habe angegeben, dass er aus Eifersucht gehandelt habe: "Er meinte, sie habe ständig geschrieben oder telefoniert, sie habe sich in letzter Zeit verändert."

Der 39-jährige Polizeihauptmeister, der mit einer Praktikantin auf Streife war, traf als Erster am Tatort ein. "Es hieß, es gebe eine Familienstreitigkeit, der Vater hätte die Kinder im Kinderzimmer eingeschlossen, sie würden um Hilfe rufen." Auf der Treppe sei ihm der Beschuldigte entgegengekommen, im weißen T-Shirt, blutverschmiert: "Er war wie in Trance, einen solchen Zustand habe ich noch nie erlebt." Er habe den Mann mit Handschellen gefesselt und vorläufig festgenommen. Während seine Praktikantin den 52-Jährigen im Auto bewacht habe, sei er in die Küche gegangen, aus der leise Hilferufe kamen. Dort habe er die Frau in einer großen Blutlache gefunden. Sie habe gesagt: "Mein Mann – ich jetzt tot." Er rief den Notarzt, die Frau verlor das Bewusstsein.

Der 55-jährige Notarzt, der als Oberarzt in der chirurgischen Abteilung des Albstädter Klinikums arbeitet, war zwei Minuten später vor Ort. Er beschrieb eine Blutlache von einem Quadratmeter, multiple Stichverletzungen, die relativ tief waren. "Wir haben sie gottseidank noch lebend ins Krankenhaus gebracht", sagte der Arzt im Zeugenstand. Sie sei direkt in den OP gebracht worden.

Der Chefarzt für Viszeralchirurgie am Klinikum beschrieb den komplizierten Eingriff, der der Frau das Leben gerettet hatte. Vor allem die Halsverletzungen seien klinisch relevant gewesen, und der Blutverlust sei hoch gewesen: "Wir haben sofort Nuller-Blutkonserven kommen lassen und den Kreislauf stabilisiert." Es habe an beiden Seiten Einblutungen zwischen Lunge und Rippenfell gegeben, er habe Drainagen gelegt. "Sonst wäre es gefährlich geworden."

Amtsgerichtsdirektorin Irene Schilling, die einen Tag nach der Tat Haftbefehl erlassen hatte, schilderte den Angeklagten als "immer wieder abwesend". Er habe leise gestöhnt und den Körper vor und zurück gewiegt. Er habe immer wieder gesagt, er habe seine Frau mit dem Messer "geschlagen". Und er habe am Ende gesagt: "Ich bete zu Gott, dass sie leben soll."

Die 41-jährige Gerichtsmedizinerin, die als Gutachterin aussagte, hatte den Tatort genau unter die Lupe genommen, hatte alle Blutspritzer und -spuren dokumentiert – und später dann auch die Verletzungen der 39-jährigen Frau. "Wäre längere Zeit keine Hilfe gekommen, wäre der Eintritt des Todes sehr wahrscheinlich gewesen", sagte sie.

Während der Verhandlung hielt der Angeklagte den Kopf meist gesenkt, vergrub ab und zu das Gesicht in den Händen. Auf die Frage, ob er die 1500 Euro, die bei ihm gefunden wurden, im Zuge des Täter-Opfer-Ausgleichs seiner Noch-Ehefrau überlassen wolle, nickte er bereitwillig.

 Die Verhandlung wird am Donnerstag, 18. Januar, um 9 Uhr fortgesetzt. Dann soll der forensische Psychiater gehört werden.