Zum Beispiel Kaffeebauern profitieren von fairem Handel: Sie erhalten für ihre Bohnen Preise, von denen sie leben können. Foto: Archiv

Albstadt will sich dem Club der fairen Händler anschließen. Steuerungsgruppe konstituiert sich.

Albstadt - Saarbrücken, Dortmund und Marburg firmieren als "Fairtrade-Städte", im Zollernalbkreis können Balingen und Meßstetten das Prädikat vorweisen. Jetzt möchte auch Albstadt sich dem Club der fairen Händler und Kunden anschließen.

Seit 2009 können auch deutsche Kommunen sich um das Prädikat "Fairtrade-Gemeinde", "Fairtrade-Stadt" oder "Fairtrade-Kreis" bewerben; in Albstadt geht die entsprechende Initiative auf Wolfgang Rödler, Lehrer an der Walther-Groz-Schule, zurück. Der war bereits vor zwei Jahren mit diesem Vorschlag bei der Stadtverwaltung vorstellig geworden.

Ohne diese geht es nicht: Von fünf Kriterien, welche ein "Fairtrade-Stadt" erfüllen muss, betrifft eines unmittelbar die Kommunalpolitik: Ein grundsätzliches Bekenntnis des Gemeindeparlaments zum fairen Handel, der die Interessen der Produzenten angemessen berücksichtigt, ist erforderlich. Außerdem muss die Stadt in den Sitzungen ihrer Ratsgremien fair gehandelten Kaffee und mindestens ein weiteres fair gehandeltes Produkt anbieten. Das ist in Albstadt insofern problematisch, als in Rats- und Ausschusssitzungen kein Kaffee ausgeschenkt wird, aber bestimmt kein unüberwindliches Hindernis. Fair gehandelten Sprudel gibt es schließlich auch.

Dass gerade dieses Kriterium derzeit noch nicht als erfüllt gilt, hängt weniger mit mangelndem guten Willen zusammen als mit internen Abstimmungsprozessen im Rathaus, die etwas Zeit gebraucht haben.

Rödler ist unterdessen nicht müßig gewesen: Er hat mit Hilfe von Schülern Erhebungen zur Erfüllbarkeit der anderen Kriterien angestellt und ist zum Ergebnis gelangt, dass die Voraussetzungen für ein erfolgreiche Bewerbung gut sind: Laut dem Vergabeschlüssel müssen in einer Stadt, deren Einwohnerzahl zwischen 40.000 und 45.000 liegt, mindestens neun Geschäfte und fünf gastronomische Betriebe fair gehandelte Produkte anbieten. Das ist in Albstadt der Fall – neben dem Weltladen bieten beispielsweise Ketten wie Rewe oder Tschibo Waren mit dem Fairtrade-Siegel an.

Vereine und Kirchenwerden gebraucht

Ein weiteres Kriterium ist die Unterstützung von Vereinen und Kirchen. Letztere dürfte in einer Stadt, in der Konfirmanden auf Fair-Trade-Recherche durch die Geschäfte ziehen – so geschehen im Dezember –, unproblematisch sein. Kriterium vier ist eine gewisse Publizität in Sachen fairer Handel; für sie soll unter anderem eine – Kriterium fünf – noch zu gründende Steuerungsgruppe sorgen, der neben fairen Händlern Vertretungen von Stadt, Schulen, Kirchen, Vereinen und natürlich den Handels- und Gewerbevereinen angehören. Aufgabe dieser Steuerungsgruppe ist es, durch kreative Aktionen und Publikationen die Idee des fairen Handels zu propagieren und weiterzuverbreiten. Wer dabei besonders überzeugend auftritt, dem winkt der Titel "Hauptstadt des Fairen Handels".

Noch gibt es diese Steuerungsgruppe freilich nicht; sie muss sich erst noch konstituieren, und zwar in einer Sitzung, die am Donnerstag, 16. Januar, im Raum 215 des Rathauses Albstadt stattfindet und um 18 Uhr beginnt. Dort sollen dann auch die weitere Strategie und der Fahrplan in Sachen "Fairtrade-Stadt" Albstadt besprochen werden. Wer teilnehmen möchte, kann sich unter der Rufnummer 07431/160-25 10 an Andreas Ilch von der Stadtverwaltung Albstadt wenden.