Vor dem Bild vom Traubeplatz schwelgen Petra Dreher, Hermann Keinath, das Ehepaar Lehmann, Rosa und Rudi Kreutter sowie Corinna Sauter in Erinnerungen. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Die Bilder von Ava Smitmans wecken Erinnerungen bei den Bewohnern des Hauses Raichberg

Albstadts Ortsämter dienen derzeit als Galerien für die laufende Kunstausstellung "AlbStadtAlb" der Künstlerin Ava Smitmans. Nur das Onstmettinger nicht – auf Anregung von Ortsvorsteher Siegfried Schott hat man die Bilder im Seniorenheim Haus Raichberg aufgehängt.

Albstadt-Onstmettingen. Üblicherweise säumen Bilder des Onstmettinger Künstlers Willi Haasis die sogenannte "Aktivierungsstrecke" im Dachgeschoss, aber die haben für die Dauer der Sonderausstellung den Onstmettingen-Impressionen von Ava Smitmans Platz gemacht – zur Vernissage kamen immerhin an die 40 Kunstfreunde. Und wie Petra Dreher und Corinna Sauter, die beiden Leiterinnen der Einrichtung, zu berichten wissen, verfehlen die Bilder ihre Wirkung nicht.

Es weht ein frischer Wind auf der Aktivierungsstrecke: Die Hausbewohner halten auf ihren Spaziergängen inne – und beginnen zu erzählen.

Wenn Rudi und Rosa Kreuter, Erma und Rudi Lehmann und Hermann Keinath in Erinnerungen schwelgen, dann kommt dem Traubenplatz eine besonders prominente Stellung zu. Heute ist er im Regelfall menschenleer – was ihn für Smitmans übrigens besonders interessant machte –, früher hingegen war er Dorftreff und Dreh- und Angelpunkt des Gemeindelebens in Onstmettingen, die Bäckerei Zimmermann und die "Traube", Metzgerei, Gaststätte und Herberge für reisende Geschäftsleute in einem, boten eine qualitativ hochwertige dörfliche Infrastruktur, und der Liederkranz feierte regelmäßig seine Sommerfeste dort – dafür, dass mancher Bezechte danach gegen Hauswände urinierte, konnten die Sänger nichts.

Vorbei, die "Traube" gibt es nicht mehr. Dafür ist die "Linde" noch da und ein beliebter Stammtischtreff. 22 Wirtschaften gab es einst in Onstmettingen, erzählt Hermann Keinath wehmütig; die meisten waren in der Wilhelmstraße. Die Namen: Rose, Krone, zweimal Hirsch, Sonne, Bahnhof, Dorfmühle, Adler, Anker, Löwen, Skalastüble, Linde, Café Marquart, Nägelehaus, Zollersteighof, Stichwirtshaus, Goldenes Lamm, Weißes Lamm – der Geburtsort des Kaninchenzüchtervereins –, Waldhorn, Ochsen – dort wurde früher zum Tanz eingeladen – und eben die "Traube". Im Hasenheim waren einst Kriegsgefangene einquartiert.

Auch das Bild vom Zollersteighof weckt Erinnerungen: Beim Finale der Fußballweltmeisterschaft 1954 herrschte mächtiger Andrang auf dem Zollersteighof; die Gaststube platzte aus Nähten, obwohl das Mobiliar entfernt worden war, und sogar vor den Fenstern standen Leiterwagen und auf diesen Publikum. Der Grund: Drinnen gab es einen Fernsehapparat, und das Endspiel wurde übertragen.

Auch das Kino kommt zur Sprache – Petra Dreher erinnert sich noch an die "Vier- Fäuste"- und Bud-Spencer-Filme aus den 1970er Jahren. Melancholisch stimmt das Bild von der Firma Luippold – das Gebäude, in dem einst ein renommiertes Unternehmen zu Hause war, sei heute "der Schandfleck des Orts". Die Firma Wohnhaas hat Ava Smitmans aus der Hinterhofperspektive abgebildet – mit den repräsentativen Ansichten hat sie es ohnehin nicht. Trotzdem, so ist zu hören, bekomme sie positive Rückmeldungen – und sogar Anfragen von Kaufinteressierten.

  Die Ausstellung kann noch bis zum 2. Juli besichtigt werden, und zwar täglich von 9 bis 19 Uhr. Am 7. Mai um 11 Uhr kommt Ava Smitmans zum Frühlingsfest im Haus Raichberg und beantwortet Fragen zu ihren Bildern.