Hans Pfarr vor seiner einstigen Wirkungsstätte, dem Rathaus Albstadt. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Alt-OB Hans Pfarr wird heute 80

Als Hans Pfarr im Januar 1975 erster Oberbürgermeister der neugeborenen Stadt Albstadt wurde, trennten ihn noch 20 Monate vom Schwabenalter. Das war vor 42 Jahren – heute wird Hans Pfarr 80.

Albstadt. Man merkt sie ihm nicht an – er ist agil und energiegeladen wie eh und je; das vergangene Jahrzehnt scheint spurlos an ihm vorübergegangen zu sein. Dass er selbst nicht jünger werde, sagt Hans Pfarr, merke er vor allem dann, wenn wieder einmal Post mit Trauerflor eintreffe. Selten wirkt Pfarr so nachdenklich wie bei diesen Worten – elegische Anwandlungen sind nicht seine Sache.

Erinnerungen an die Zeiten, als Albstadt noch jung war und er in der Blüte seiner Jahre stand, schon eher. Hans Pfarr ist dem Schicksal dankbar dafür, dass es ihn just zu jener Zeit nach Albstadt führte, als Neues aufgebaut werden musste und es Gestaltungsmöglichkeiten gab – gewiss, keiner seiner Nachfolger hat sich damit begnügt, den Bestand zu verwalten, aber trotzdem findet Pfarr: Nie wieder hat die kommunalpolitische Landschaft in Albstadt so sehr nach achtem Schöpfungstag ausgesehen wie in seinen ersten Amtsjahren – zumal damals noch mehr Geld da war als heute.

Für einen Baurechtsexperten wie Pfarr kam der neue Posten damals wie gerufen. Er hatte sich zuvor zehn Jahre lang als Justiziar in der Hochbauverwaltung des Stuttgarter Finanzministeriums die Sporen und als Pionier in Sachen baubegleitender Rechtsberatung einen Ruf verdient – ob Kaserne, Unibibliothek oder Forsthaus, er lotste das Boot an den rechtlichen Klippen und Stromschnellen vorbei und sorgte dafür, dass es gar nicht erst zum Prozess kam. Dabei kam er im Land herum und knüpfte viele Beziehungen – nicht zuletzt zum Handwerk, von dem er sich auch ehrenamtlich in die Pflicht nehmen ließ: Jahrzehntelang führte er den Vorsitz im Meisterprüfungsausschuss der Stukkateure. Dass in seiner Amtszeit als OB die Stukkateurmeisterkurse für Gottes Lohn bei der Sanierung des Lautlinger Schlosses, des Kräuterkastens und der Akademie des Handwerks Hand anlegten, verdankt Albstadt den guten Kontakten Hans Pfarrs. Wobei auch die angehenden Meister profitierten: Für gewöhnlich landen ihre Meisterstücke alsbald im Container – denen in Albstadt war Dauer beschieden.

Die Bewährungsprobe: das Erdbeben von 1978

Natürlich zählt nicht nur der Stuck im Stauffenberg-Schloss zu den Errungenschaften der Ära Pfarr: Da wäre die Hochschule zu nennen – dass sich Dietmar Schlee mit dem Namen "Sigmaringen-Albstadt" nicht durchsetzte, lag an Heinrich Haasis und Hans Pfarr – , die vormalige Städtische Galerie, das badkap, die Städtepartnerschaft mit Chambéry – und nicht zuletzt das intakte Stadtbild: Die vielleicht größte Bewährungsprobe seiner 16 Amtsjahre war das Erdbeben von 1978. Pfarr wird nie den ersten Anruf des Ministerpräsidenten nach den Erdstößen vergessen; "Hier Späth. Wieviel?" Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: "100 000!" "Sie übertreiben." Pfarr übertrieb nicht: Am Ende standen 120 000 Mark unterm Strich.

Wenn Bauen das eine große Thema in Hans Pfarrs Biografie ist, dann heißt das andere Ehrenamt. Nicht nur den Stukkateuren ist sein Engagement zugute gekommen, sondern auch dem Galerieverein, den Musikern des Kammerorchesters Ebingen, dessen Vorsitzender er lange war – und darüber hinaus polnischen Schülern, denen der Rotary-Aktivist eine neue Fertigbauschule errichtete, nachdem die Oderflut die alte weggspült hatte, und von Polio bedrohten Kindern in Drittweltländern – Pfarr ist zuversichtlich, dass er die Ausrottung des Virus noch erleben wird. Weshalb auch nicht? Er ist ja erst 80.