Fiebern dem Weltcup am Wochenende und der WM 2020 in Albstadt entgegen (von links): Toni Kirsch, Klaus Konzelmann, Frank Durst, Mike Kluge, Bruno Schlagenhauf, Silke Schwenk, die dann schon Mama sein wird, Alexander Beck, Stephan Salscheider und Erik Weispfennig. Foto: Eyrich

UCI Mountainbike Weltcup: Startschuss zum Großereignis – und nur noch 404 Tage bis zur WM 2020

Albstadt-Tailfingen - Der siebte UCI Mountainbike Weltcup im Tailfinger Bullentäle ist eröffnet, die ganze Südwestalb profitiert und die Weltmeisterschaft im Cross Country 2020 in Albstadt wirft ihre Sonnenstrahlen bereits weit voraus.

"Der Countdown läuft", sagt ein strahlender Stephan Salscheider – da steht er gerade bei 404 Tagen, 18 Stunden, sechs Minuten und 40 Sekunden auf der riesigen Leinwand im Festzelt, unterhalb des Bullentäle. Aber bevor im Juni 2020 die Weltmeisterschaft im Cross Country in Albstadt ausgetragen wird, soll erst einmal der siebte UCI Mountainbike Weltcup auf Tailfinger Boden ein Erfolg werden – und das wird er, da ist sich Mike Kluge, der bisher einzige deutsche Weltcup-Gewinner, ganz sicher. Der Mann hat die Strecke schon unter die Stollenreifen genommen und bescheinigt Stephan Salscheider und seinem Team von der "Skyder Event & Track Company", der Stadt und den vielen Helfern Albstädter Vereine, dass sie die beste Strecke gebaut haben, die es je im Bullentäle gab.

Stephan Salscheider, dem gebürtigen Tailfinger, ist eines aber mindestens ebenso wichtig: In den Interviewrunden auf der Bühne bei der offiziellen Eröffnung am Freitagabend arbeitet er fein heraus, wie wichtig ein solches Großereignis – ob nun WM oder Weltcup, beides zählt – für die Stadt ist. "Für die ganze Region!", korrigiert ihn Oberbürgermeister Klaus Konzelmann, der Schirmherr: Bis in den Kreis Reutlingen hinein profitierten Übernachtungsbetriebe, der Bekanntheitsgrad der Region steige, in manchen Kreisen gar weltweit. "Wir freuen uns, dass wir Gastgeber für die Welt sein dürfen!", sagt Konzelmann, der erst im Januar bei der Touristik-Messe CMT in Stuttgart einen Preis für die bisher zwei Albstädter Mountainbike-Trails entgegennehmen durfte – ein dritter im Eyachtal ist schon in Planung.

Silke Schwenk, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Zollernalbkreises, kann das nur bestätigen und hat auch das Standortmarketing im Blick, das den lokalen Unternehmen helfe, qualifizierte Mitarbeiter zu finden: "Das Gros der Bevölkerung will solche Ereignisse", betont sie. "Und sie machen Albstadt bekannt."

Selbst Bruno Schlagenhauf als Albstädter Künstler und Alexander Beck als Vorsitzender der Stadtkapelle Tailfingen, die mit rund 100 Helfern am Wochenende im Einsatz ist und für 2020 noch Reserven habe, sehen einen Nutzen. Da schlummere ein Potenzial, das nun aus dem Dornröschenschlaf geweckt werde, sagt Schlagenhauf augenzwinkernd. Damit spielt er auf den Aufruf Jo Trillers an, der als Leiter des Amtes für Familien, Bildung, Sport und Soziales beim Veranstalter Stadt Albstadt zuständig ist für Weltcup und WM: Für 2020 will Triller viele Kreativschaffende ins Boot holen, damit Albstadt zeigen kann, dass es nicht nur als Sportstadt etwas zu bieten hat.

Letztere haben die Funktionäre des Weltverbands und des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) freilich primär im Blick. BDR-Vizepräsident Erik Weispfennig hofft auf einen Motivationseffekt jenseits des Profisports. Als "Radsportrentner" zieht er die umweltfreundliche und gesunde Alternative zum Auto auch im Alltag vor und freut sich, dass viele – dank E-Bike – sich wieder häufiger aufs Rad schwingen.

Frank Durst, Vize-Vorsitzender für Leistungssport bei der Radsportgemeinschaft Zollern-Alb (RSG), hofft vor allem auf Effekte bei der Jugend und auf neue talentierte junge Mitglieder: Sein Verein hat Ronja Eibl hervorgebracht und gefördert, die bei den Damen U23 am Sonntag um 9 Uhr am Start steht und auf viele Zollernälbler hofft, die sie anfeuern.

Bundestrainer Peter "Speedy" Schaupp kann es genau aus diesem Grund kaum erwarten, nach Kirchzarten 1995 die deutschen Fahrer 2020 in Albstadt wieder auf heimischem Boden siegen zu sehen: "Mindestens zwei auf dem Treppchen" will er erleben – und Salscheider, der in seiner aktiven Zeit selbst zu den Top-Fahrern gehörte, fügt hinzu: "Zwei mal Zwei!" Nur kein falsches Understatement.

Die Werbeprodukte für die WM gibt es schon – und einer freut sich besonders

Toni Kirsch vom UCI Management Komitee freut sich jetzt schon auf die WM, "damit unsere jungen Sportler auch mal in ihrem Heimatland zeigen können, was sie drauf haben". Und Mike Kluge erst: "Albstadt lebt das hier mit Leidenschaft – deswegen gibt es eine Ronja Eibl und deswegen bin ich so gerne hier." Der durchtrainierte Gründer von "Focus Bikes" will am Wochenende übrigens beweisen, dass E-Bikes andere, aber durchaus große sportliche Herausforderungen bieten – und das Fahren mit ihnen "riesigen Spaß" macht, wie er betont. "Das ist kein Motorrad!"

Und als Jo Triller ihm ein Täschchen mit Werbeprodukten für die WM 2020 und seiner aufgedruckten Lieblingsstrecke im Bullentäle überreicht, strahlt Mike "The Bike" wie ein Glühwürmchen. Ab diesem Moment muss er nur noch 404 Tage, 17 Stunden, 28 Minuten und 31 Sekunden auf den Startschuss in Albstadt warten.