Karl Wolf (hinten) und die Schulleiter Hans-Jörg Fink und Wolfgang Wunder (von links) haben keine Zeit zum Ausruhen: Sie müssen die Fusion der beiden Schulen vorbereiten. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Berufliche Schulen: Kaufmännische und die hauswirtschaftliche Schule schließen sich zusammen

Falls der Kreistag am Montag grünes Licht gibt, wird es künftig nur noch drei statt fünf berufliche Schulen im Zollernalbkreis geben – und in Albstadt eine statt zwei: Kaufmännische und Hauswirtschaftliche Schule fusionieren.

Albstadt-Ebingen. Die erste Berufsschulreform des Jahrtausends hatte vor 16 Jahren hohe Wellen geschlagen; von der zweiten ist das kaum zu erwarten, denn diesmal muss niemand umziehen, niemand wird zum Pendeln verdonnert, niemand muss Besitzstandseinbußen hinnehmen. Den Gedanken, "sortenreine" Berufsschulen an jeweils einem Standort zu schaffen, hatten die Reformer im Landratsamt sehr schnell verworfen; seine Umsetzung hätte "Bildungstourismus", Parkplatzprobleme vor Ort und jede Menge Ärger bedeutet. Stattdessen schließen sich nun die kaufmännischen und hauswirtschaftlichen Schulen vor Ort zusammen; Albstadt fusioniert mit Albstadt und Hechingen mit Hechingen.

Was bringt das? Synergieeffekte, wie immer bei Fusionen. Der Zufall will es, dass in den nächsten zwei Jahren die Rektoren beider hauswirtschaftlichen Schulen in den Ruhestand gehen – in Hechingen Karl-Heinz Rauch, der Leiter der Alice-Salomon-Schule, und in Albstadt sein Kollege Wolfgang Wunder. In beiden Fällen beerbt der Rektor der jeweiligen kaufmännischen Schule – Hans-Jörg Fink in Albstadt, Roland Plehn in Hechingen – den angehenden Pensionär, und schon sind zwei Gehälter eingespart. Die Kollegien fusionieren auch, desgleichen die Sekretariate – dadurch werden Räume frei.

Nämliches gilt für die Fachräume: Jeweils zwei verschlissene Biologie-, Physik- oder Chemiesäle werden durch einen schönen, modernen neuen ersetzt. Die Fusion reduziert den Platzbedarf.

Das ist nicht alles: An einer großen Schule sind Dinge möglich, die sich an einer kleinen verbieten. Natürlich sind die Profilfächer einer kaufmännischen und einer hauswirtschaftlichen Schule verschieden, aber es gibt viele andere Fächer mit identischen Lehrplänen und -inhalten, in denen gemeinsamer Unterricht möglich ist, etwa Mathe, Deutsch, Geschichte oder Informatik. Zudem gibt es Wahlfächer, in denen der gemeinsame Unterricht erst die Chance eröffnet, es anzubieten: Um Spanisch für Fortgeschrittene aufs Menü zu setzen, bedarf es nun mal einer gewissen Klassengröße.

Es gibt aber noch weitere, grundlegende Überlegungen, die für eine Fusion sprechen. Zwar dürfte die Zahl der Schüler in den nächsten sechs Jahren eher sinken als steigen, aber paradoxerweise wird der Raumbedarf dennoch wachsen. Das liegt am Wandel, den der Unterricht in den vergangenen Jahren erfahren hat: Der Frontalunterricht ist nur noch eine von diversen Unterrichtsformen; außer ihm gibt es auch die Projektarbeit, das Lernen in der Gruppe, die Exkursion mit dem Tablet im Gepäck und – Stichwort Inklusion – die individuelle Förderung. Dafür ist das gute, alte Klassenzimmer, der Standard der Schularchitektur aus den 1960er- und 70er-Jahren, völlig ungeeignet; es bedarf der Lerninseln und der Einzelarbeitsplätze, und die müssen gebaut werden, mit oder ohne Fusion. Der Unterschied: Ohne Fusion wäre der Aufwand wesentlich höher.

Acht Millionen Euro für den Neu- und Umbau

Freilich ist er auch mit Fusion beträchtlich: In Albstadt wird das Berufsschulzentrum um einen dritten Gebäudeflügel erweitert; als Standort ist die am weitesten westlich gelegene Rasenfläche über der Tiefgarage im Gespräch. Acht Millionen Euro werden Neu- und Umbau kosten; hinzu kommen Sanierungskosten in Höhe von 2,7 Millionen Euro. Letztere bezuschusst der Bund, die anderen Ausgaben das Land; den Fördersatz kalkuliert Karl Wolf, Dezernent der Hauptverwaltung im Landratsamt, mit 30 Prozent.

Läuft alles nach Plan, dann wird das neue Berufsschulzentrum 2021 fertig sein – mindestens ein Jahr lang wird sein Rektor Hans-Jörg Fink den Mangel verwalten. Das nimmt er gern in Kauf, wenn er danach über eine moderne Infrastruktur verfügen kann. Denn er wird sie brauchen: Schulen stehen heutzutage im Wettbewerb um die Gunst sowohl der Schüler als auch der Lehrer – unattraktiv zu sein, kann sich keine mehr leisten.