Die Idee einer Freilichtaufführung hinter der evangelischen Kirche stellt sich als erfolgreich heraus. Fotos: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Regionentheater aus Simmersfeld beschäftigt sich in "Noch ’n Gedicht" mit Heinz Erhardt

"Drillinge an Bord" – Wer kennt diese turbulente Filmkomödie von Heinz Erhardt nicht? Aber auch Gedichte, Wortspiele und verdrehte Redewendungen zeichneten den Humoristen aus. Das Regionentheater ließ ihn nun wieder lebendig werden.

Aichhalden-Rötenberg. Noch weit mehr als bisher vielleicht bekannt erfuhren die zahlreichen Besucher bei der Inszenierung der bewegten Lebensgeschichte des vor 40 Jahren verstorbenen Unterhaltungskünstlers durch das Regionentheater aus Simmersfeld – und waren begeistert.

Das Wagnis der evangelischen Kirchengemeinde Rötenberg mit einer Freilichtbühne hinter dem Gotteshaus entpuppte sich als großer Erfolg. Nach 90 vergnüglichen Minuten sprach Bürgermeister Michael Lehrer bereits von einer Wiederholung, worauf Pfarrer Johannes Götschke konterte: "So etwas habe ich befürchtet. Was man anfängt, muss man treiben."

Schauspieler Mark Schuschnig gelang es hervorragend, mit Hornbrille und entsprechender Gestik und Mimik in die Rolle des Multitalents zu schlüpfen und das Publikum zum Lachen zu bringen – zwischendurch aufgepeppt mit dem typischen Heinz-Erhardt-Spruch "Noch ‘n Gedicht". Aber auch Birgit Heintel als dessen Ehefrau und Sara Mahle (mehrere Rollen) brillierten mit großer Schauspielkunst.

Heinz Erhardt, am 20. Februar 1909 in der heutigen lettischen Hauptstadt Riga geboren, wuchs größtenteils bei seinen Großeltern auf. Wie das Konterfei Schuschnig wusste, wechselte sein Original öfters die Schule ohne Abschluss. Trotzdem studierte Erhardt am Konservatorium in Leipzig Klavier und Komposition, ehe er zehn Jahre in der Kunst- und Musikalienhandlung seines Großvaters arbeitete. Obwohl er Nichtschwimmer und Brillenträger war, wurde er zur Marine eingezogen. Aber nur, um die Soldaten bei Laune zu halten.

Ä ußerst charmant war auch die gespielte Szene in einem Fahrstuhl, in dem er seine Frau kennenlernte und ihr sofort einen Heiratsantrag machte. Gleich viermal erfuhr das Paar das Babyglück. Da Erhardt viel und akribisch arbeitete und oft unterwegs war, saßen die Kinder häufig vor dem Radio, um wenigstens die Stimme ihres Vaters zu hören. Sprüche wie "Viele betreten die Bretter, die die Welt bedeuten. Aber sie wissen nicht, dass sie auf dem Holzweg sind" und "Badegäste sind die dankbarsten, sie haben ja sonst nichts" sorgten für Heiterkeit.

Nach dem Krieg zog Erhardt nach Hamburg und war dort für die Engländer einer der wenigen Deutschen, über den sie lachen konnten. Keinesfalls lustig fand einer, wie Erhardt dessen Namen nach dem Muster Mai-Maier-am Meisten steigerte, weshalb er verklagt wurde und eine Strafe von 5000 Mark zahlen musste.

Meisterlich spielte das Trio ein Theaterstück mit der Vorgabe, dass jedes Wort mit dem Buchstaben G beginnen muss. Daraus wurde sogar ein kleiner Krimi, endend mit "Gewehr" – "gutes Gesäß getroffen". Der Durchbruch im Kino gelang Erhardt ab 1957 als Hauptfigur in Komödien wie "Der Haustyrann" und "Was ist bloß mit Willi los".

Nicht alles, was der vielseitige Künstler begann, war von Erfolg gekrönt. So entwickelte sich die Gründung einer eigenen Fernsehgesellschaft, die bald wieder aufgelöst wurde, als Flop. Bekanntlich verstarb der Schelm der Nation am 5. Juni 1979 an den Folgen eines 1971 erlittenen Schlaganfalls, nur wenige Tage nachdem Erhardt das große Verdienstkreuz von Deutschland nachträglich zum 70. Geburtstag verliehen bekommen hatte.