Martin Elsäßer stellt Versuchsergebnisse zur Anpassung im Grünland vor. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Experten sprechen über Auswirkungen des Klimas / Ertragsniveau vergangener Jahre nicht zu halten

Zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft haben auf Einladung von Landwirtschaftsamt und den LEVs im Kreis Rottweil zwei ausgewiesene Experten im Rathaus in Aichhalden referiert.

Aichhalden. Kim Ebinger vom LEV Mittlerer Schwarzwald und Wolfram Rösch vom LEV Rottweil war es in Zusammenarbeit mit Hans Klaiber vom Landwirtschaftsamt Rottweil gelungen, die beiden Professoren Rüdiger Glaser von der Uni Freiburg und Martin Elsäßer von der Uni Hohenheim zu Vorträgen in den Schwarzwald zu holen.

Anpassungsstrategien an den Klimawandel zur Bewirtschaftung von Grünland stellte Martin Elsäßer aus Ergebnissen von Versuchen des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf vor. Die Zunahme heißer und trockener Sommer werde bis 2080 im Schwarzwald zu mediterranen Klimabedingungen führen, in denen Trockenperioden von Starkregen unterbrochen werden. Von Standort und Bewirtschaftung hänge die vielfältige Pflanzengesellschaft im Grünland ab – mit bis zu 60 verschiedenen Gräsern, Leguminosen und Kräutern. Die einzelnen Pflanzen könnten sich an Witterung und Bewirtschaftung anpassen, aber das geschehe viel langsamer als in diesen Zeiten des Klimawandels.

Das Dürrejahr 2018 überstanden tief wurzelnde Pflanzen wie Rotklee und Luzerne besser als Flachwurzelnde. Weidelgras reagiere dafür sehr schnell auf Wasser. Mit der Zunahme von Trockenheit sei deshalb auch das Ertragsniveau vergangener Jahre nicht zu halten. Landwirte sollten deshalb auch wieder mehr Futtervorräte anlegen und ihren Tierbestand anpassen. Entsprechend der frühen und längeren Wachstumsphasen sollte die Düngung angepasst und der Humusgehalt gesteigert werden, Bodenverdichtungen seien zu vermeiden. Beim Mähen sollte der Schnitt und beim Weiden der Verbiss nicht unter sechs Zentimetern liegen, um ein schnelles Nachwachsen der Gräser zu ermöglichen.

Neu- und Nachsaaten nach dem ersten Schnitt empfehlenswert

Für Nachsaaten sollten Pflanzen mit besserem Nachtrieb und mehr Arten gewählt werden, empfahl der Experte. Mischungen mit verschiedenen Leguminosen könnten den Ausfall von einzelnen Pflanzen ausgleichen. Viele verschiedene Arten streuten das Risiko von Ausfällen. Die beste Zeit für Nach- und Neusaaten sei nach dem ersten Schnitt, weil dann die Schäden in der Grasnabe besser zu erkennen seien und Gräser schneller wachsen.

Ein vielfältiger Grasbestand mit flach und mit tief wurzelnden Pflanzen speichere viel mehr Kohlendioxid als Wald; zudem ist die Hälfte der Fläche in Baden-Württemberg Grünland. Mit der Pflege von Grünland durch Beweidung gleichen Kühe ihren Methan-Ausstoß bei ihrer Verdauung mehrfach aus – allerdings müssten Kühe und Rinder weiden und nicht mit Kraftfutter aus Südamerika, Mais- und Grassilage im Stall gefüttert werden. Jeder einzelne müsse sich mit Veränderungen seiner Bewirtschaftung an den Klimawandel anpassen. u  Über die Ausführungen des Klimaforschers Rüdiger Glaser werden wir noch berichten.