Das ehemalige "Haus Lehrer" neben der evangelischen Kirche wird bis Ende Juni verschwunden sein. Foto: Herzog

Renate Volkmer: "Einigkeit zwischen Gemeinderat und Verwaltung höchst traurig".

Aichhalden - Bis Ende Juni läuft die Galgenfrist für das ehemalige und baufällige "Haus Lehrer" in der Kirchgasse 7 in Rötenberg.

Dann wird es dem Erdboden gleich sein. Mit der Gegenstimme von Rätin Renate Volkmer beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung den Abbruch, der jedoch bei Volkmer Emotionen auslöste: "Ich finde die Einigkeit zwischen Gemeinderat und Verwaltung höchst traurig. Das Gebäude hat man bewusst und billigend verlottern lassen.

Das ist eine Unterlassungssünde, da geht eine historische Bausubstanz verloren. Ich habe das Mögliche für den Erhalt getan, war jedoch eine Einzelkämpferin und bin mit meiner Kraft am Ende. Es wäre bautechnisch kein Problem gewesen, wenigstens auf den Gewölbekeller drauf zu bauen. Der Kirchengemeinde kommt der Abriss gerade recht, dann können auf dieser Fläche Parkplätze entstehen und dadurch vielleicht wieder mehr Leute den Weg in die Kirche finden", machte sie ihrer Enttäuschung Luft.

Bürgermeister Ekhard Sekinger hielt dagegen: "Es war eine demokratische Entscheidung, bei der ihre Meinung ebenso zählte. Mit dieser Sünde kann ich leben, auch wenn ihre Äußerungen zynisch sind. Als wir das Gebäude erworben haben, worüber wir sehr froh sein sollten, war immer die Rede davon, dass es abgerissen werden soll.

Wenn sie es erwerben und restaurieren wollen, habe ich kein Problem damit. Dass solche Häuser jedoch niemand kaufen will, hatten wir in der Vergangenheit zur Genüge schon", erinnerte der Bürgermeister. Wie Hauptamtsleiter Peter Schumacher verriet, habe Pfarrerin Silvia Löw die Baulast, die für eine Neubebauung nach dem Abriss aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzabstände erforderlich sei, unterzeichnet.

Lediglich der Segen des evangelischen Oberkirchenrats in Stuttgart stehe noch aus, sei aber reine Formsache, wusste Schumacher. Weil der Abriss mit dem geplanten Neubau der Ortsverwaltung zusammenhängt, wurde die Frist, in der das beauftrage Abbruchunternehmen das Gebäude abgerissen und entsorgt haben muss, auf den 30. Juni 2013 festgesetzt.

Mit jeweils einer Enthaltung beschloss das Ratsgremium außerdem den Abbruch des Ökonomieteils und des Schuppens in der Kirchgasse 12 in Rötenberg und des gemeindeeigenen Gebäudes im Alterweg 34 in Aichhalden.

Nach Auskunft von Schumacher ist dieses derzeit noch bewohnt. Beim Grundstückskauf sei mit dem Besitzer ein Nutzungs- und Wohnrecht bis Ende August 2013 vereinbart worden. Um die Erschließung des künftigen Bebauungsplans "Alter V" sicherzustellen, soll wie auch bei den Gebäuden in der Kirchgasse 12, dem Abbruchunternehmen jeweils ein Zeitfenster bis zum 30. April 2014 eingeräumt werden. Es werde vorgeschlagen, so Schumacher, alle drei Abbrucharbeiten in einer Maßnahme, jedoch getrennt nach Losen öffentlich auszuschreiben. Dies befürwortete das Ratsgremium einstimmig.