Der einstige Bundeskanzler Helmut Schmidt – eigentlich Schwabe? Foto: dpa

Ahnenforscher deckt auf: Einige heutige Weltberühmtheiten stammen eigentlich aus Backnang.

Backnang - Deutschlands berühmtester Kettenraucher hat seine Wurzeln im Schwäbischen. Genauer: in der Kleinstadt an der Murr, die heute 34.300 Bürger zählt. Vor 317 Jahren waren es deutlich weniger, nämlich ausweislich der Backnanger Stadtchronik 1071 Einwohner. Zu ihnen gehörte der 1696 geborene Theodor Theuss, der später Pfarrer in Musberg und Kirchheim war. Und dieser Theuss ist der Ururururgroßvater von Helmut Schmidt.

Dass dies zutrifft, dafür verbürgt sich Dietmar Alex. Der 69-jährige Backnanger ist Ahnenforscher, und das bereits seit nahezu vier Jahrzehnten. Seine ersten Recherchen stellte er bezüglich der bessarabiendeutschen Vergangenheit seiner Frau an, deren Familie bei der Umsiedlung unter Stalin 1940 eine Ahnentafel über drei Generationen hatte nachweisen müssen. Alex nahm die Witterung auf – und was mit der Lektüre von Kirchen- und Ortssippenbüchern, mit kaum entzifferbaren Auswandererlisten und Zettelkästchen begann, hat sich zu einem modernen Suchsystem entwickelt. Mittlerweile macht er sich mit Hilfe von drei Computern und Spezialprogrammen auf die Pirsch und ermittelt so in wenigen Sekunden die verwandtschaftlichen Beziehungen.

Schmidt ist nicht der einzige bekannte Backnanger

So war es auch bei „Helmut Heinrich Waldemar Schmidt, geboren am 23. Dezember 1918 in Hamburg-Barmbek, Beruf Volkswirt, 5. Bundeskanzler“, wie es exakt in Alex’ Datei über den ebenso hochbetagten wie hoch geschätzten SPD-Politiker heißt. Schmidts Backnanger Familiengeschichte reicht bis ins Jahr 1000 zurück – zu jener Zeit, als der Ort erstmals als „Baccananc“ urkundlich erwähnt wurde. Der Weg von der schwäbischen Provinz an die Waterkant folgte aber erst knapp 800 Jahre später, nämlich durch Christian Heinrich Wenzel. Der wurde im Oktober 1797 in Wüstenrot geboren, war später von Beruf Saucissonmacher, also ein Wurstmacher. Er siedelte nach Hamburg um, wo er 1837 Christine Catharine Elisabeth Cosynski heiratete.

Ob Schmidt weiß, dass dieser Wenzel sein Ururgroßvater ist, lässt sich nicht so leicht eruieren. In seinem Büro im Berliner Bundestag jedenfalls hat die Mitarbeiterin davon noch nichts gehört. „Wir betreiben aber bisher auch keine Ahnenforschung.“ Sie werde die Nachricht aber an ihren Chef weiterreichen, doch dieser sei derzeit permanent unterwegs, so dass eine Rückmeldung erst in einigen Tagen erfolgen könne.

Fest steht, dass Schmidt nicht der einzige bekannte Promi ist, auf den Backnang stolz sein kann. Bereits vor vier Jahren bestätigte Alex gegenüber der „Backnanger Kreiszeitung“ die von der Organisation Ancestry verbreitete Sensationsmeldung, wonach US-Präsident Barack Obama Vorfahren im Schwäbischen hat, nämlich in Besigheim, Weinstadt und eben an der Murr. „Obama ist ein Backnanger“, so Alex, und zwar als Cousin achten Grades in 31. Generation der Judith von Backnang-Sulichgau.

Weltberühmte Vorfahren

Weltberühmt wie Schmidt oder Obama ist Frank Nopper (noch) nicht. Allerdings kann der Backnanger Oberbürgermeister, der in Stuttgart aufgewachsen ist, verwandtschaftliche Beziehungen zu Größen der Weltliteratur vorweisen. Denn Friedrich Schiller (geboren am 10. November 1759 in Marbach) gehört ebenso zu seinen Vorfahren wie ein anderer, am 8. September 1804 in Ludwigsburg geborener Dichter. „Nopper ist väterlicherseits der Cousin zehnten Grades, vier Generationen versetzt, von Eduard Mörike“, weiß Alex seit 2009.

Diesen beiden großen Dichtern allerdings können jene Strophen nicht angelastet werden, die im Jahr 1906 als Schlussverse zur sogenannten Backnanger Nationalhymne gedrechselt wurden – die Melodie übrigens ist ans Volkslied „Auf’m Wasa graset d’ Hasa“ angelehnt: „Deshalb freit mi’s donderschlechtig, dass i selber hiasich be, z’ Backena leb i, z’ Backena sterb’ i, z’ Backena isch halt wonderschö!“ Mal sehen, ob Hanseat Schmidt diese schwäbische Lautmalerei hinbekommt, wenn er denn demnächst wirklich in der Murr-Metropole auftaucht.