Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten: Mit der Nominierung der Rocker von Frei.Wild (Foto) für einen Echo-Preis hat die deutsche Musikwirtschaft in den sozialen Netzwerken mächtigen Wirbel ausgelöst. Foto: dpa

Dumpfer Nationalismus oder reine Heimatliebe - die Südtiroler Band Frei.Wild besingt Berge und wehende Fahnen. Die Rocker aus Brixen kokettieren mit rechtem Gedankengut. Jetzt gibt es Protest.

Berlin - Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten: Mit der Nominierung der Rocker von Frei.Wild für einen Echo-Preis hat die deutsche Musikwirtschaft in den sozialen Netzwerken mächtigen Wirbel ausgelöst. „Nationalisten“ war da noch eine eher mildere Beschimpfung, die auf die Band aus Brixen in Südtirol und ihre Fans losgelassen wurde. Auch Künstler protestierten. Die Chemnitzer Band Kraftklub und die Elektro-Popgruppe MIA. wollen nicht mehr gemeinsam mit Frei.Wild als Kandidaten für einen Echo geführt werden.

Für Frei.Wild würde ein Preis gut zu den jüngsten Erfolgen passen. Ihr Album „Feinde deiner Feinde“ verkaufte sich im vergangenen Jahr mehr als 100.000 mal, die Deutschrocker spielen in ausverkauften Hallen und Stadien. Ein Preis wäre eine Anerkennung der Branche. Angesichts der Absatzzahlen kam der Bundesverband Musikwirtschaft als Preisauslober nach eigenen Angaben nicht umhin, die Band in die Liste der Echo-Anwärter in der Kategorie „Rock/Alternative National“ aufzunehmen. Es habe lange Diskussionen gegeben, sagte ein Sprecher. Aber Regeln seien Regeln, die man nicht beliebig ändern könne.

Frei.Wild tritt gegen Bands wie "MIA" und "Kraftklub" an

Die Südtiroler treten gegen MIA., Kraftklub, Unheilig und Die Ärzte am 21. März in Berlin an. Eine Jury hat das letzte Wort. Tatsächlich kokettiert Frei.Wild gerne mit jenen Begriffen und Sprachbildern, die auch bei rechten Bands auftauchen. „Südtirol, wir tragen deine Fahnen“, heißt es in einem Song, in dem auch von „Ahnen“, „Helden“ und „Feinden“ die Rede ist. Leadsänger Philipp Burger versichert, dass er mit rechtem Gedankengut nichts am Hut habe. Er sei zwar als Jugendlicher bei den Skinheads gewesen, heißt es auf der Frei.Wild-Seite „Die Macht der Medien“. Auch habe er der rechtspopulistischen Südtiroler Partei „Die Freiheitlichen“ nahegestanden. Doch dann heißt es im Song „Wahre Werte“: „Wir hassen Faschisten, Nationalsozialisten, unsere Heimat hat darunter gelitten.“ Dort ist auch allerdings auch vom drohenden Untergang der Südtiroler die Rede. Solche Sätze stoßen Beobachtern der rechten Szene auf. „Wer einen Zusammenhang zwischen menschlicher Abstammung und dem Heimatboden behauptet, bewegt sich auf brandgefährlichem Terrain“, sagte der Politikwissenschaftler Christoph Schulze vom Berliner Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum zu „Zeit Online“ vor ein paar Wochen.

Frei.Wild: "Es gibt inhaltliche Überschneidungen mit Texten von Rechts-Rockbands"

Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass einzelne Passagen aus Frei.Wild-Texten inhaltliche Überschneidungen mit Texten von Rechts-Rockbands haben, gibt die Band auch selber zu. Doch solche Texte würden in Südtirol (Italien) nicht als anstößig empfunden. In der Bundesrepublik würden sie wohl als radikal empfunden. Viele nehmen Frei.Wild die Distanzierung von Rechts nicht ab. Jörn Menge von der Kampagne „Laut gegen Nazis“ sagt, die Band spiele etwa mit antisemitischen Stereotypen, so im Song „Gutmenschen und Moralapostel“. Deswegen wünscht sich Menge, dass bei der Echo-Gala die Zuhörer den Saal verlassen, sobald Frei.Wild die Bühne betrete.