In Ergenzingen droht die ärztliche Versorgung immer schwieriger zu werden (Symbolfoto). Foto: Patrick Pleul//dpa

Ergenzingen könnte ein medizinischer Versorgungsnotstand drohen. Das befürchten Bürger aus dem Ort, die sich an die BfE-Fraktion gewandt haben. Renate Holzmann brachte das Thema im Ortschaftsrat zur Sprache.

Ihre Fraktion hat einen Brief an die Kassenärztliche Vereinigung BW in Reutlingen geschrieben und darin um ein Gespräch gebeten, damit die medizinische Versorgung im größten Ortsteil von Rottenburg für die Zukunft gewährleistet werden kann.

Das Hauptproblem ist, wie in dem Brief geschildert wird, dass die Zulassung der ursprünglich zwei genehmigten KV-Sitze bei rund 3000 Einwohnern nach dem Ruhestand ansässiger Hausärzte noch nicht vollumfänglich wieder genehmigt wurden. Heute zähle der Ortsteil mehr als 4500 Einwohner.

Pflegeheim wird eröffnet

Zu dieser Situation kämen weitere Fakten, die den Sonderbedarf begründeten. Renate Holzmann nannte die Eröffnung des neuen Pflegeheims Ergenzingen Anfang 2024 mit 60 Plätzen, zusätzlichen 20 Tagespflege- und fünf Kurzzeitplätzen sowie das im Bau befindliche Wohngebäude direkt neben dem Pflegeheim mit 20 barrierefreien Wohnungen für ältere Menschen. Außerdem sei das neue Wohngebiet „Öchsner“ für rund 250 Bewohner ausgerichtet. Deren medizinische Versorgung sei bislang ungeklärt.

Die Landarztpraxis Dr. Scheidig könne laut eigener Aussage keine weiteren Patienten mehr aufnehmen. Da Ergenzingen an der Kreisgrenze liegt, sei es nicht möglich, zu Hausärzten ins benachbarte Bondorf, Kreis Böblingen, oder Eutingen, Kreis Freudenstadt, zu gehen.

Versorgungszentrum geplant

Die Landarztpraxis Scheidig wolle in Ergenzingen ein zukunftsorientiertes kleines medizinisches Versorgungszentrum aufbauen. Dies solle in das noch im Bau befindliche Wohn- und Dienstleistungsobjekt der Raiba in der Dorfmitte einziehen. Diese Baumaßnahme schreite voran, weshalb eine Entscheidung der örtlich ansässigen Praxis dringend sei. Die Zusage ist jedoch nur bei zwei KV-Stellen möglich. Derzeit bestehe die Gefahr, dass das Projekt scheitere.

Ortsvorsteher Timo Wachendorfer berichtete, dass die Verwaltung die Kassenärztliche Vereinigung ebenfalls angeschrieben habe, damit die fehlende halbe Stelle in Ergenzingen angesiedelt werde. Es sei darauf hingewiesen worden, dass die Raiba Praxisräume zur Verfügung stellen würde.

Handlungsbedarf sieht auch Reinhold Baur (CDU/UB): „Wir stehen unter Zeitdruck“, meinte er mit Blick auf das fortschreitende Bauprojekt in der Ortsmitte. Er appellierte jedoch, in dieser Sache gemeinsam vorzugehen.