Rothaus-Vorstand Christian Rasch Foto: dpa

Rothaus, die höchstgelegene Brauerei Deutschlands, gehört dem Land Baden-Württemberg. Und bringt diesem stetige Einnahmen.

Grafenhausen - Höher hinaus in der deutschen Bierbranche geht es kaum - zumindest geografisch. Die Badische Staatsbrauerei Rothaus liegt mitten im Schwarzwald auf exakt 1000 Metern - und ist damit die höchstgelegene Brauerei der Republik. Und zudem eine von nur drei Brauereien in Deutschland, die in staatlicher Hand sind. Sie gehört 100 Prozent dem Land Baden-Württemberg. Und trotzt bislang jedem Privatisierungsgedanken.

„Rothaus bringt dem Land Geld in die Kasse, Rothaus braut gutes Bier und Rothaus schafft Arbeitsplätze“, sagt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und folgt der Politik seiner Vorgänger: Das Land werde die Brauerei behalten. Einen Verkauf fordern seit Jahren der Bund der Steuerzahler sowie gelegentlich die FDP. Auch Ökonomen sehen Staatsbetriebe in der freien Marktwirtschaft kritisch. Doch selbst Privatbrauereien rütteln nicht grundsätzlich am Staatsbier: Der Markt reiche neben Rothaus auch für viele andere, sagte ein Sprecher des Verbands privater Brauereien auf Anfrage.

Die Lage der Brauerei fernab großer Verkehrswege ist ungünstig. Dafür fehlt es nicht an Idylle in Rothaus, einem Teil von Grafenhausen im Hochschwarzwald. Die vom Benediktinerkloster St. Blasien gegründete Brauerei mit ihren historischen Gebäuden steht mitten auf dem Berg im Wald. Sieben eigene Quellen versorgen die Bierbrauer mit frischem Gebirgswasser. In diesem Jahr ist das Bierunternehmen 225 Jahre alt, dem Staat gehört es seit 210 Jahren. Mönche des katholischen Klosters begannen hier 1791 mit dem Bierbrauen. 15 Jahre später, durch die Säkularisierung, übernahm der Staat das Ruder. Und hält es bis heute.

Die Staatsbrauerei sieht für sich eine Sonderrolle

Den Aufsichtsrat dominieren zwar Landespolitiker, aber Rothaus wirtschaftet allein. Im Gegensatz zu den bayerischen Staatsbrauereien Weihenstephan (Freising) und Hofbräu (München) ist Rothaus seit 1922 eine Aktiengesellschaft. Sie kann somit eigenständig agieren und unterliegt nur den wirtschaftsrechtlichen Vorgaben des Aktiengesetzes. „Wir bekommen keine staatlichen Subventionen und zahlen Steuern wie jedes andere Unternehmen auch“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Siegfried Gromann. Zudem garantiert die Brauerei sprudelnde Gewinne. Jedes Jahr schüttet sie dem Land als Eigentümer eine Dividende in Millionenhöhe aus. Wie hoch genau, ist ein von Rothaus und dem Finanzministerium gut gehütetes Geheimnis.

In der hart umkämpften Bierbranche sieht die Staatsbrauerei für sich eine Sonderrolle: Sie entzieht sich bewusst raschen Veränderungen, die Produktpalette ist konservativ angelegt, Trendbiere wie Mischgetränke gibt es nicht. Seit Jahrzehnten ist das vom traditionellen Schwarzwald geprägte Erscheinungsbild nahezu unverändert. Das Hauptprodukt, das Pils Tannenzäpfle, macht mehr als 70 Prozent des Rothaus-Absatzes aus. Und auch an den in der Branche üblichen Rabattaktionen und Preisnachlässen beteiligt sich Rothaus aus Prinzip nicht.

Vom starken Konkurrenzdruck und dem stetig sinkenden Bierkonsum in Deutschland ist auch Rothaus geprägt. Zuletzt aber stiegen die Erlöse der landeseigenen Brauerei mit ihren knapp 240 Mitarbeitern auf 82 Millionen Euro. Der Gewinn lag bei mehr als 16 Millionen Euro. Doch Brauereichef Christian Rasch ist zuversichtlich. Der 47-Jährige, früher führender Manager beim Braukonzern Radeberger und Chef der Stuttgarter Hofbräu, ist seit drei Jahren Alleinvorstand.

Den Staat als Brauereieigentümer sieht er in der Pflicht: „Würde Rothaus privatisiert, wären die Arbeitsplätze hier oben im Schwarzwald, in dieser strukturschwachen und logistisch äußerst ungünstigen Region, innerhalb von kurzer Zeit weg. Die Braustätte würde geschlossen und an die Autobahn verlegt“, ist sich Rasch sicher. Mit Rothaus sichere der Staat dauerhaft Arbeitsplätze in dem ländlichen Gebiet. „Das ist Aufgabe des Staates, hier zu investieren - gleichzeitig stehen wir im Wettbewerb wie jeder Privatbetrieb auch.“

Ein Verkauf würde auch finanziell keinen Sinn machen, sagt Betriebsrat Gromann. Denn es fehlten dann die jährlichen Gewinne, die Rothaus in die Landeskasse spült: „Wir liegen dem Staat nicht auf der Tasche, sondern wir bringen ihm jedes Jahr etwas“, sagt er.