Nicht schießen, sondern nur erklären, will Werner Ermel, Kurator der Ausstellung im Ebinger Heimatmuseum, als er Anneliese Flad die alten Waffen der Bürgerwehr zeigt. Foto: Karina Eyrich

Wenn Werner Ermel durch die aktuelle Sonderausstellung „1848 – Revolution in Ebingen“ im Ebinger Heimatmuseum führt, wird eines deutlich: Geschichte wiederholt sich eben doch manchmal. Damals wie heute ging es um Demokratie und Freiheit.

„Die haben in Württemberg recht bald gemerkt, was sich da in Frankreich zusammenbraut“, sagt Werner Ermel. „Und sie wollten keine französischen Verhältnisse“ – in der Zeitung sei gar vor Republikanern gewarnt worden.

Der Kurator der neuen Sonderausstellung „1848 – Revolution in Ebingen“ im Ebinger Heimatmuseum hat sich viel Mühe gemacht, unzählige Zeitungsartikel gesichtet, kopiert und zu den Ausstellungsstücken gehängt. Letztere, das sind vor allem Waffen – Spieße, Säbel und Lanzen, aber auch Vorderlader-Gewehre. „Die Bürgerbewaffnung spielte eine große Rolle“, sagt Ermel: „Nicht der König alleine sollte die Exekutive in der Hand haben, sondern auch das Volk.“

Antijudaismus ist längst zurück

Wie vieles in der Geschichte sich so oder so ähnlich wiederholt, zeigen die unterschiedlichen Themen, auf die Ermel eingeht, etwa den Antijudaismus. „Seit 1830 hatten Juden in Württemberg dieselben Rechte“, sagt er, „und natürlich wollten sie dann auch mitmischen. Aber dann kommt der Sozialneid ins Spiel.“ Denn die Jahre 1846 und 1847 waren Hungerjahre gewesen, der revolutionäre Geist, der Anfang 1848 von Frankreich her geweht habe, habe somit schnell verfangen.

Klaus Ölkrug staunt über die Details der alten Bilder und die Münzprägungen. /Eyrich

In Ebingen wie anderswo forderten die Bürger „Selbstverwaltung, Recht und Freiheit vom Fürstenjoch“, wie es auf einer der zahlreichen Schriften in der Ausstellung heißt. Eine Ebinger Bürgerwehr habe das Vorrecht des Königs auf Bewaffnung in Frage gestellt, und sollte die Ebinger vor „herumstreifenden Marodeuren aus dem Umland schützen“.

Eines der bemerkenswerten alten Bilder, auf die Ermel besonders hinweist, zeigt „die Preßsefreiheit“ – der frühere Lehrer schmunzelt über die Schreibweise –, die mit gefesselten Händen und Flügeln im Trauergewand herumhinkt. Denn sie war im Zuge der Reaktion auf die Märzrevolution und der Rückkehr zur „alten Ordnung“ wieder abgeschafft worden.

Aufruf an die Jungfrauen in Ebingen

Eine Kuriosität ist der „Aufruf an die deutschen Frauen und Jungfrauen Ebingens und seiner Umgegend“: Sie sollten „Beiträge zu einer deutschen Flotte“ sammeln, „dass diese Schmach von Deutschland genommen werde und Deutschland nicht mehr wehrlos sey auf der weltenverbindenden See“ und „den heimatlichen Strömen“ – gemeint war der Konflikt mit Dänemark, zu dessen Beseitigung die „edlen Frauen und Jungfrauen“ ihr „Schärflein“ beitragen sollten, etwa durch das Unterstützen einer Lotterie.

Die Pressefreiheit wurde nach der Rückkehr zur „alten Ordnung“ in Fesseln gelegt. /Eyrich

Ein Bild teilt die damalige Welt in zwei Hälften: Keine Abgaben auf Branntwein, freier Handel, freie Presse werden auf der hellen Seite gefordert, und Ermel kommentiert augenzwinkernd: „Das Gute steht schon immer links.“

Auf der rechten, der dunklen Seite liegen die Herrscher-Kronen in der Hölle, und der Teufel tippe einem katholischen Pfarrer auf die Schulter, was wohl heißen solle: „Du gehörst auch dazu“, interpretiert Werner Ermel.

Anneliese Flad: „Da müssen wir hin!“

Die Prägungen der Münzen, die von den Hungerjahren erzählen und sogar die Preise für Grundnahrungsmittel abbilden, hat der Kurator abfotografiert und vergrößert, sind sie doch eindrucksvolle Zeitzeugnisse. Eine Fahne mit Doppeladler auf gelbem Grund hängt ebenfalls dort: „Daraus ist unsere Fahne entstanden“, sagt Ermel mit Blick auf die Flagge des heutigen Baden-Württemberg. Mit so vielen Besuchern wie am Sonntag hatten die Mitglieder des Fördervereins Ebinger Heimatmuseum wohl nicht gerechnet, darunter längst nicht nur Albstädter. Anneliese Flad und ihr Mann sind aus Hausen im Killertal gekommen. Sie hatte in der Zeitung von der Ausstellung gelesen und spontan entschieden: „Da müssen wir hin!“

Die Ausstellung ist bis 15. Oktober an allen Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. Sonderführungen buchen Interessierte bei Gerd Lichtenberg, Telefon 07431/ 72 4 26 oder 0162/63 41 506, oder Günther Domian, 07431/51 3 25.