Am 11. Februar ist europaweiter "Tag des Notrufs". Foto: Georgejmclittle/ Shutterstock

Antworten auf Fragen, über die im Ernstfall nicht lange nachgedacht werden sollte.

Oberndorf - Wie setzt man einen Notruf ab? Welche Angaben sind wichtig? Welche Nummer wählt man eigentlich? Und woher weiß die Leitstelle, wo genau ich mich befinde? Das sind Fragen, über die vor allem im Ernstfall nicht lange nachgedacht werden sollte - schließlich geht es teilweise um Leben und Tod.

Am 11. Februar ist europaweiter "Tag des Notrufs". Gemeint ist damit die Notrufnummer 112 - daher der 11.2. Unter besagter Nummer ist überall in der Europäischen Union (EU) eine Leitstelle zu erreichen, welche die zuständigen Stellen wie Feuerwehr, Rettungsdienst oder Polizei alarmiert. Die 112 sollte sowohl bei Bränden und Unfällen als auch in lebensbedrohlichen Situationen (Herzinfarkt) gewählt werden. Bei Straftaten beziehungsweise bei Verdacht auf Straftaten sollte man sich wiederum direkt an die Polizei unter 110 wenden.

Wer die Notrufnummer wählt und Hilfe benötigt, sollte sofort Antworten auf die sogenannten "fünf W's" parat haben:

1. Was ist passiert? Handelt es sich um einen Unfall, einen Absturz oder einen Brand? Je nachdem, was passiert ist, müssen unterschiedliche Einsatzkräfte verständigt und Fahrzeuge angefordert werden.

2. Wo ist es passiert? Der Notrufzentrale sollte die genaue Adresse mitgeteilt werden, also Straße, Hausnummer und Ort, bei Gebäuden auch das Stockwerk. Da manche Leitstellen sehr große Gebiete betreuen, ist eine genaue Ortsangabe erforderlich, um die richtigen Rettungskräfte alarmieren zu können. Auch bei Unfällen ist es wichtig, die genaue Straßenbezeichnung zu wissen.

3. Wie viele Betroffene gibt es? Je nachdem, wie viele Menschen von dem Notfall betroffen beziehungsweise verletzt sind, müssen dementsprechend viele Einsatzkräfte und Fahrzeuge angefordert werden. Auch eine Einschätzung über die Art und Schwere der Verletzungen ist für die Leitstelle hilfreich.

4. Wer ruft an? Der Anrufer sollte seinen Namen angeben und seine Telefonnummer für eventuelle Rückfragen - etwa, wenn die Einsatzstelle für die Rettungskräfte nicht einfach zu finden ist.

5. Warten: Nie einfach auflegen, sondern auf mögliche Rückfragen warten. Leitstellenmitarbeiter sind routiniert und fragen bei Unklarheiten alles ab. Wenn alle Informationen gegeben sind, beendet die Leitstelle das Gespräch. Sollten Wiederbelebungsmaßnahmen erforderlich sein, unterstützt der Leitstellenmitarbeiter den Anrufer dabei per Telefon, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Notruf absetzen trotz Sperrbildschirm

Wer das eigene Handy im Notfall nicht griffbereit hat, kann auch mit einem anderen den Notruf wählen - selbst wenn das besagte Smartphone biometrisch gesichert ist. Sowohl bei Android- als auch bei Apple-Geräten ist die Notruffunktion auch bei aktiviertem Sperrbildschirm möglich.

Ortungsfunktionen bei Anrufen mit dem Smartphone

Nicht immer kann man seinen Standort der Leitstelle genau mitteilen - zum Beispiel bei einem Unfall auf einer einsamen Landstraße oder bei einem Fahrradsturz im freien Gelände. In dem Fall hilft die Ortungsfunktion bei Smartphones. Netzbetreiber senden bei Notrufen die Standortdaten des Anrufers automatisch an die Leitstelle. Diese kann so sehen, in welcher Funkzelle sich der Anrufer befindet. Das ist allerdings nicht immer genau genug, da Funkzellen vor allem auf dem Land sehr groß sind. Erschwerend kommt hinzu, dass man mit dem Smartphone nicht immer die zuständige Leitstelle erreicht.

Besser ginge es mit der sogenannten "Advanced Mobile Location", kurz AML: Wird ein Notruf gewählt, erkennt es das Handy und aktiviert automatisch GPS, aktiviert alle Standort-Funktionen und sammelt für rund 20 Sekunden Informationen über GPS-Koordinaten, Mobilfunkzellen und umliegende WLAN-Netze. Die Leitstelle sieht dann die Mobilfunknummer, kann auf die gesammelten Daten zugreifen - und kennt so unter anderem auch den Standort -, ohne dass der Anrufer etwas tun muss. Alle Daten werden dann automatisch mit einer SMS verschickt.

Im Herbst vergangenen Jahres ist die AML-Technik probeweise in den Betrieb gegangen, nachdem sie von Datenschützern und Mobilfunkanbietern lange verhindert worden war. Die Standortermittlungen laufen über die Freiburger und Berliner Rettungsleitstelle, beide hatten sich für die Einführung der neuen Technik eingesetzt. Um den Datenschutz weiterhin sicherzustellen, werden die übermittelten Standortdaten nach einer Stunde automatisch von den betreffenden Servern gelöscht. Android-Geräte unterstützen die Technik ab Version 4, auf iPhones wird iOS 13.3 vorausgesetzt.

Laut EU-Vorschrift müssen Autohersteller seit März 2018 übrigens in Neufahrzeugen den sogenannten eCall anbieten: Dabei handelt es sich um ein automatisches Notrufsystem. Der eCall ist ein Notruf an die Nummer 112, der entweder manuell durch Autoinsassen ausgelöst wird oder automatisch, sobald ein im Fahrzeug verbauter Sensor einen schwerwiegenden Unfall wahrnimmt.

Nur geringes "Twitter-Gewitter" in BaWü

Rund 40 Feuerwehren aus Deutschland haben sich im vergangenen Jahr am sogenannten "Twitter-Gewitter" zum Tag des Notrufs beteiligt. Unter den Hashtags #112live und #twittergewitter berichteten auch in Baden-Württemberg Feuerwehren aus ihrem Arbeitsalltag sowie von aktuellen Einsätzen, allerdings weit weniger als von den Organisatoren vom Deutschen Feuerwehrverband erhofft. Das hat Gründe: "Die Sozialen Medien binden zu viel Personal. Und wir haben auch nicht genug Einsätze, um dort präsent zu sein", erklärte ein Sprecher der Feuerwehr Heidelberg gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Personalsorgen sind auch das Argument seiner Kollegen in Heilbronn. "Außerdem sind 97 Prozent der Feuerwehrangehörigen ehrenamtlich im Dienst. Ihnen fehlt vor allem die Zeit, sich auch noch im Netz zu engagieren", sagte ein Sprecher des Landes-Feuerwehrverbandes.